Rinder sterben an Hundekot

Spaziergänger, die den Kot ihrer Hunde auf den Wiesen liegen lassen, Radfahrer, die Traktoren keinen Platz machen - Landwirte haben in Hofheim und Hattersheim mit einigen Problemen zu kämpfen.
Wenn die Bäume blühen und das Gras zu wachsen beginnt, ist Obstbauer Gregor Betzel sauer. Denn das schöne Wetter lockt auch viele Spaziergänger in die Bauerlöcher Wiesen, in denen seine Himbeersträucher und Aprikosenbäume stehen. Dagegen hat Betzel erst einmal keine Einwände, denn er weiß, dass die klein parzellierte Landschaft auch einen hohen Freizeitwert hat. Ärgerlich stimmt ihn, dass die meisten Sonnenhungrigen inzwischen die Wirtschaftswege als ihr ureigenes Terrain ansehen.
Denn die betonierten Wege, auf denen Landwirte und Obstbauern ihre „Schläge“, das heißt ihre Acker und Baumreihen erreichen können, sind mit 2,50 Meter Breite recht schmal. Wenn Betzel mit seinem Transporter unterwegs ist, müssen Spaziergänger einen Schritt zur Seite treten, um ihn vorbeizulassen. Deswegen gibt es immer mehr Auseinandersetzungen. Betzel berichtet von Joggern, die gegen das Auto treten und Fahrradfahrern, die ihr Rad vor den Traktor werfen.
Autofahrer parken im Feld
Doch damit ist die Liste der Ärgernisse nicht vollständig. Wie die Stadtverwaltung Hofheim mitteilt, gibt es immer wieder Auto- und Motorradfahrer, die im Feld unterwegs sind oder auf den Wegen parken. Hundehalter lassen ihre Tiere ohne Leine laufen und entfernen deren Kot nicht. In Hattersheim sind nach Auskunft von Stadtsprecherin Monika Münch im vergangenen Jahr fünf Kühle und ein Kälbchen zu Tode gekommen, weil sie mit Hundekot verseuchtes Heu gefressen und sich dadurch mit Parasiten infiziert hatten.
Betzel erzählt, dass im vergangenen Jahr in den Bauerlöcher Wiesen zwölf Rehe von Hunden gerissen wurden. Der Obstbauer, der auch stellvertretender Ortslandwirt ist, besitzt selbst zwei Labradore, Biene und Hummel. Er hat Verständnis dafür, dass die Hundehalter ihre Tiere frei laufen lassen wollen. Aber sie sollten die Hunde im Griff haben. Auch die Trampelpfade, die Spaziergänger in die Wiesen getreten haben, sind Betzel und seinen Kollegen ein Dorn im Auge. Die Bauern ernten dadurch weniger Gras.
Das Amt für ländlichen Raum hat Schilder aufgestellt, die die Spaziergänger auf das richtige Verhalten in Feld und Flur hinweisen. Doch die nützen nach Ansicht von Betzel wenig. Der Obstbauer führt den Birkenhof in der dritten Generation und kann sich deswegen noch gut an früher erinnern.
Da seien die Felder die Lebensmittelgrundlage für die Hofheimer gewesen und die Menschen hätten noch einen Bezug zur Landwirtschaft gehabt. Heute hingegen machen ihm uneinsichtige Spaziergänger die Arbeit schwer, weil sie meinen, die Bauern dürften hier nicht fahren. Es werden immer mehr, denn die meisten ziehen für ihre Ausflüge die Feldmark dem Wald vor, weil sie dort mehr Sonnenlicht bekommen.
Auch die Stadtverwaltung Hofheim ruft die Bürger zu Rücksicht auf. Da die Wege in erster Linie für die Landwirte vorgesehen seien, müssten die Spaziergänger Einschränkungen in Kauf nehmen. Den landwirtschaftlichen Fahrzeugen sei Vorrang zu gewähren. Betzel wünscht sich ein respektvolles Miteinander. „Vielleicht sollten die Spaziergänger uns auch als Landschaftspfleger sehen.“