Wohnen für Generationen
Gruppe hat schon mehr als 50 Mitglieder und sucht Grundstück nun auch privat
Kelkheim - Jean-Francois Ameloot hat vor einigen Jahren die Initiative „Vielfalt Wohnen“ in der Stadt angestoßen. Er selbst lebt mit der Familie inzwischen im Mehrgenerationenprojekt „Uliba“ in Unterliederbach, doch die Gruppierung lebt mehr denn je weiter. Veronika und Alexander Runge haben die Regie übernommen, sind hin- und hergerissen von der Entwicklung. Auf der einen Seite ist der Kreis der Interessenten für ein gemeinschaftliches Wohnprojekt auf über 50 Personen gestiegen, auf der anderen Seite gestaltet sich der Fortschritt einer Umsetzung schwierig.
„Das ist ein Thema, wo man permanent frustriert wird“, betont die 63-Jährige. Die Suche nach einem Grundstück ist knifflig. Zwar hat die Initiative mit Bürgermeister Albrecht Kündiger und politischen Fraktionen gesprochen. „Wir sehen für das Projekt eine mehrheitliche Unterstützung, wobei wir an einer noch breiteren politischen Kooperation arbeiten“, so das Ehepaar Runge. Der Zuspruch sei also da, doch konkret helfen könne die Kommune mit Flächen wohl nicht, bedauern die Runges. Sie können das in Teilen nachvollziehen, die Stadt wolle und müsse ja auch bezahlbaren Wohnraum schaffen und an die Geflüchteten denken. Doch soziale Aspekte könnten sehr wohl im Mehrgenerationenhaus berücksichtigt werden, weiß Veronika Runge.
Gut vernetzt in Region, regelmäßige Treffen
„Wir haben uns mittlerweile breiter aufgestellt und sind auch in der Region vernetzt, um zusätzliche Erfahrungen zu gewinnen“, berichten die Runges. Die Mitstreiter treffen sich regelmäßig alle zwei Monate im Alten Rathaus Münster um 19 Uhr. Die nächste Runde ist am 21. April. Weitere interessierte Bürger sind willkommen. Sie sollten sich kurz per Mail anmelden. Ein Internetauftritt wird zudem erarbeitet.
Die Gruppe hat auch die baurechtlichen und -planerischen Belange im Blick, um die sich Architektin und Teammitglied Ina Frönicke kümmert. Kernstück ist ein Grundstück mit einer Größe von bis zu 2500 Quadratmetern. Da „Vielfalt Wohnen“ bei der Stadt nicht weiterkommt, suchen sie nach privaten Eigentümern, die das unterstützen könnten. Hier können sich Interessenten per E-Mail an die Adresse vielfalt-wohnen-kelkheim@ posteo.de wenden.
Einige kommunale Flächen waren ja im Gespräch. „Eine interessante, aber schwer realisierbare Idee von uns war, zusammen mit dem Museumsverein das ehemalige Grundstück der Gemeinde St. Franziskus in der Feldbergstraße zu bebauen“, betonen die Runges. Doch zum Museum gebe es nun andere Überlegungen. Die Koalition aus CDU, SPD und FDP wollte ein Mehrgenerationenhaus im Münsterer Gebiet „Schlämmer“ einplanen, das nach einem Bürgerbegehren in der Fläche abgespeckt wurde. Veronika Runge hätte es wegen der Lage etwas abseits nicht als optimal gesehen. Schon eher käme ein Areal im Gebiet „Hornau-West“ infrage. Doch könne das Jahre dauern.
Um bezahlbares Wohnen zu erreichen, soll die Realisierung auf Grundlage der genossenschaftlichen Idee ausgerichtet werden. „Wir wollen Wohnen jenseits der Rendite, von Jung bis Alt, damit Bürgerinnen und Bürger unter einem Dach gemeinschaftlich gesichert leben können“, betont die Initiative. „Wir verstehen das gemeinschaftliche Wohnen als neue Form solidarisch, nachhaltig und sozial, wie es sich immer mehr in unserer Gesellschaft formiert“, sagen Antje und Gert Nötzel, die den Kontakt zu einer Genossenschaft halten. Mit Oekogeno gebe es einen erfahrenen genossenschaftlichen Bauträger, der schon mit der Stadt gesprochen habe. Laut Oekogeno sind Häuser mit gut 20 Parteien sinnvoll. Die Runges freuen sich, dass in der Gruppe mit Ruheständlern, vier, fünf jungen Familien und Singles alles vertreten ist. Das Projekt könne, wie teilweise in Frankfurt, zu einer „Begegnungsstätte“ werden mit einem Gemeinschaftsbereich, den viele nutzen können.