Von Wassersparen bis zum Recycling

Hydrologe erläutert Hintergründe zu einem Versorgungsproblem
Kelkheim - Was würde passieren, wenn alle Eisflächen auf den Gletschern abschmelzen? Wie hoch wäre der Meeresspiegel dann?“, fragte jetzt Professor Dr. Christoph Schüth von der Hydrogeology Group an der Tenischen Universität Darmstadt auf Einladung der Kelkheimer Bürgerstiftung bei einem Vortrag vor rund 60 Besuchern im Bürgerhaus. Sein Ergebnis ermittelte er mit einer Gleichung - und es war erschreckend und völlig unerwartet: „Etwa 80 Meter würde der Meeresspiegel ansteigen“, so der Fachmann. Hoffentlich ist dieses Szenario nur eine Utopie, dachte da mancher im Publikum.
Doch, was Schüth im Laufe des Abends erläuterte, war bittere Realität. Auch wenn dieses Jahr bereits ausreichend Regen die oberen Bodenschichten füllte, gebe es bedingt durch die viel zu trockenen Vorjahre zu viele Dürrestellen weit unter der Erde. Der Fachmann ermittelte das Wasserangebot für Hessen. Es beschreibt die Menge Wasser, die in einem Gebiet für eine bestimmte Zeitspanne in Form von Oberflächen- oder Grundwasser als Komponente des Wasserkreislaufs der Erde auftritt. Das hänge wesentlich vom nutzbaren Grund- und Oberflächenwasser ab.
Doch was tun, wenn das Klima nicht mitspielt? Hitze, Dürre, Trockenheit brächten zu wenig Niederschläge, so Schüth. Wassersparen helfe. Aber nicht nur. Damit in Zukunft ausreichend Vorräte vorhanden sind, sprach sich der Professor für eine Vernetzung von Verbünden aus, die bedarfsgerecht Wasser zuleiten. Er regte auch Speicheranlagen an, die das Grundwasser anreichern. Beispielhaft bezog Schüth die Wasseranlage Biebesheim mit ein.
Hintergrund für den Besuch sind die Kelkheimer Probleme mit dem Trinkwasser seit einigen Jahren. Schon mehrfach mussten der Notstand ausgerufen, die Bürger zum Wassersparen im Sommer aufgefordert werden. Intensiv mit dem Thema befasst sich der Ruppertshainer Horst Schmidt-Böcking aus dem Kuratorium der Bürgerstiftung, der Christoph Schüth auch zu diesem Vortrag nach Kelkheim holte, um einmal über Hintergründe aufzuklären.
Auch das Thema Abwasserrecycling wurde angesprochen. Hier wird Abwasser so behandelt, dass es wieder die höheren Ansprüche von Trinkwasser erhält. Es könnte den Grundwasser-Systemen im Untergrund helfen, erläuterte Schüth. Sicher sei, dass durch Klima, Umwelt und von Menschenhand die Grundwasserleiter der Erde seit Jahrzehnten schrumpften. Der Experte begann seinen Vortrag mit einer Tatsache: „Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist der Meeresspiegel um etwa 20 Zentimeter gestiegen.“
Schüth visualisierte die Folgen des Klimawandels auch mit Gebirgsaufnahmen. Er stellte alte und neue Fotos bekannter Berggipfel gegenüber. Die Abnahme des Gletschereises sei Ergebnis der Erderwärmung. Die Gletscherschmelze beeinflusst den Meeresspiegelanstieg. Seit 1850 sei die Durchschnittstemperatur auf der Erde stetig gestiegen. Das Schmelzwasser lande über Flüsse und Bäche im Meer. Zudem dehne der Anstieg der Temperatur das Wasser aus, was den Anstieg der Ozeane verstärke. Es steht also nicht so gut um das Trinkwasser der Zukunft.
