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Stiftung engagiert sich in Notfallhilfe

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Leo Albert Horn. privat (2)
Leo Albert Horn. privat (2) © privat

Seniorenberatung erhält Geld für Erste-Hilfe-Kurse / Vermögen der Eheleute Horn für soziale Zwecke

Kelkheim - Michael Lörzer weiß es noch genau: 1973 habe er seinen letzten Erste-Hilfe-Kurs gemacht. So sitzt der aktive Ehrenamtler nun ganz passend mit seiner Frau und vielen weiteren Helfern im Schulungsraum der Malteser in Fischbach. Annika Fritsch wird sie gleich in wichtigen Themen, gerade im Umgang mit Senioren, schulen - von der Seitenlage über Verschlucken, Blutstillung, Herzinfarkt, Schlaganfall und auch Wiederbelebung. Der Kurs sei auch einer speziellen Situation geschuldet, sagt Gunda Lenk von der Beratungsstelle „Älter werden in Kelkheim“. Ein Helfer habe eine ältere Dame zu Hause blutend am Boden gefunden. Die Person habe zum Glück die richtige Nummer gewählt, die Gedanken für einen Helfer-Kurs reiften:

„Die Leute brauchen ein bisschen Handwerkszeug, damit sie sich sicherer fühlen“, betont Lenk. Schon vor Jahren habe es einen Kurs für Ehrenamtliche gegeben. Bei neuen Kräften sei die Stadt wieder in der Pflicht, so die Seniorenberaterin: „Die Menschen unterstützen und entlasten uns, ohne sie wäre vieles nicht möglich.“ So werden in drei Gruppen insgesamt 25 Helfer der städtischen Initiativen geschult. Erste-Hilfe-Ausbilderin und Einsatzsanitäterin Fritsch findet eine solche Unterstützung für die älteren Menschen ebenfalls gut. Leider brauche es oft erst einen Vorfall, hier aktiver zu werden, weiß sie. Wichtig sei es, das Wissen, das zum Teil Jahrzehnte zurückliegt, immer aufzufrischen.

Da kam der Anruf von Claudia Kramer bei der Seniorenberatung gerade recht. Die Kelkheimerin ist Vorstand der Eheleute-Horn-Stiftung, die sich vor allem für Senioren in der Möbelstadt, in Hofheim und Hattersheim engagiert, zu etwa einem Fünftel auch für Kinder. Leo und Maria Horn haben sie vor gut 30 Jahren ins Leben gerufen, weil sie sehr sozial engagiert waren und Gutes mit ihrem Vermögen tun wollten. Im Vorwort der Internet-Seite werden sie mit den Worten zitiert: „Wir sehen in unserem sozialen Engagement eine Art Dank gegenüber der Gesellschaft, in deren Umfeld wir in 50 Jahren die Chance und das Glück hatten, mit Gottes Segen ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen und damit auch ein für unsere Verhältnisse ansehnliches Vermögen anzusammeln.“

Denn sie führten die bekannte Hattersheimer Grußkartenfabrik, die 2016 geschlossen wurde. Da die Horns erst in Kelkheim wohnten, dann in Hofheim, wurden diese Orte neben dem Ex-Firmensitz für die Hilfe auserkoren. Kramer Vaters Kilian Grimm war Steuerberater und Freund der Familie. Er habe ihnen zum Modell einer Stiftung geraten, erzählt die Tochter. Sie sieht nun das Geld in den Erste-Hilfe-Kursen für ehrenamtliche Seniorenberater genau richtig angelegt.

Es wurde bereits die Seniorennachbarschaftshilfe in Hofheim mit einem Auto unterstützt, ebenso die EVIM in Hattersheim. In Kelkheim wurde das Außengelände der evangelischen Stephanusgemeinde mitfinanziert. Aber auch Einzelfälle seien im Blick, so Kramer. Denn sie weiß: Immer mehr ältere Menschen seien in „finanzieller Schieflage“. Für einen Senior wurden neue Zähne bezahlt - weiteres Engagement scheitere oft am Datenschutz. Der Kontakt zur Stelle „Älter werden in Kelkheim“ kann weiterhelfen.

Denn die Stiftung ist finanziell gut aufgestellt. Zwischen 25 000 und 30 000 Euro werden im Jahr ausgeschüttet, berichtet Kramer. Da eine Stiftung nicht mit riskanten Wertpapieren spekulieren dürfe, wurde das Vermögen der Horns gut angelegt. Der Stiftung gehört ein Supermarkt mit Getränkeladen in Goldbach bei Aschaffenburg. Das laufe prima, bringe sichere Einnahmen. Da es kaum Zinsen für Geld bei der Bank gab, sei das „ein Glücksfall für die Stiftung“, so Kramer.

Der Stiftungsbeirat trifft sich zu den Sitzungen im Horn’schen Haus in Hofheim, für das auch eine sinnvolle Nutzung überlegt wird. Zwei ehemalige Mitarbeiter der Firma engagieren sich mit. Das Grußkarten-Unternehmen, das weltweit bekannt war, sei vor fünf Jahren wegen immer höherer Kosten aufgelöst worden, bedauert Kramer. Der Gründer starb 2012, seine Frau drei Jahr zuvor. Dass sie mit ihrem Geld posthum Gutes tun, war ihnen wichtig. Eine Kirchenstiftung wurde es laut dem Beiratsmitglied nicht - wegen zu viel Bürokratie.

„Man lernt immer wieder Neues hinzu“, sagt Bürgermeister Albrecht Kündiger über die bisher in Kelkheim eher unbekannte Stiftung. So ist er doppelt angetan: vom Engagement der Geldgeber und von den ehrenamtlichen Seniorenhelfern, die ihr Wissen in Erster Hilfe auffrischen.

Maria Josephina Horn.
Maria Josephina Horn. © privat

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