Stadt sucht erneut Museums-Kompromiss
Gespräche nach Aus für Ansiedlung im Pfarrzentrum
Kelkheim - Das alte Thema erhitzt wieder neu die Gemüter. Das wahrscheinliche Aus für das Museumprojekt im alten Pfarrzentrum, verbunden mit einem möglichen Umzug in ein Ladenlokal an der Frankfurter Straße, wird nun wieder intensiv diskutiert. Viel passiert seit dem Votum einer knappen Mehrheit im Stadtparlament nun hinter den Kulissen. Öffentlich werden die Argumente etwa im Facebook-Forum „Alles rund um Kelkheim“ ausgetauscht. Da reichen die Beiträge von „Endlich hat die Vernunft gesiegt“ bis zum Hinweis auf den nicht mehr bindenden Bürgerentscheid Ende 2018: „Unser Bürgerwille ist den Politikern egal.“
Das letzte Wort ist in der Sache aber nicht gesprochen. Auch wenn Bürgermeister Albrecht Kündiger (UKW) in der Stadtverordnetenversammlung zum Thema geschwiegen hat, so will er mit Erstem Stadtrat Dirk Hofmann (CDU) die Initiative ergreifen. Er wolle alle Fraktionen, den Museumsverein und die Bürgerinitiative „an einen Tisch“ bringen, „dass wir einen tragfähigen Kompromiss finden“. Wie genau der aussehen könnte, dazu möchte der Rathauschef derzeit nichts sagen. Kündiger gefällt das Abstimmungsergebnis mit einem Mandat mehr von UKW, FDP und Freie Wähler Kelkheim nicht, zumal bei den Befürwortern des Pfarrzentrums drei Personen gefehlt haben: „Bei diesem großen Projekt brauchen wir stabile Mehrheiten.“ Allerdings hätten sich die „politischen Fraktionen sehr verrannt in verschiedene Ecken“. Das sei keine gute Grundlage, um sich zusammen zu Gesprächen zu bewegen. Zumal zum Beispiel vom Museumsverein schon deutliche Worte gefallen sind, dass er den Umzug in ein Ladenlokal an der Frankfurter Straße nicht mitgehen würde. Doch auch der Verein müsse sich noch bewegen, findet wiederum der Bürgermeister.
Kritik von Vereinigung der Selbständigen
Kündiger hat von Anfang an klar gemacht, das Pfarrzentrum erhalten, ein Museum samt Kulturzentrum dort einrichten zu wollen. „Seine“ Fraktion stellte sich dagegen. Nach dem Bürgerentscheid indes passierte öffentlich nicht viel. Als ein Architekt gefunden war, stiegen die Preise massiv. Kündiger und Hofmann wollen das Vorhaben dennoch komplett durchziehen bei Kosten von rund 3,5 Millionen Euro. Doch das sei letztlich gescheitert, da sich keine Mehrheiten finden ließen, nimmt Kündiger hier vor allem die CDU in die Pflicht.
So sei sein Kollege Hofmann, der beim Museum mit den Hut auf hat, zum Kompromiss ohne Ausbau von Keller und großem Saal „getrieben“ worden. Kündiger wendete sich dagegen - wollte entweder den ganzen Ausbau oder den Stopp. „Davor hat sich das Parlament gedrückt“, sagt er zum Votum vom 20. Dezember.
Nun habe die UKW den rechtlich einwandfreien, weil auch neuen Antrag gestellt, um ihre kritische Position deutlich zu machen. Aber er sagt auch: Der Vorschlag, einen Laden in der Stadtmitte für das Museum anzumieten, „hilft keinem weiter“. Letztlich sei es „Unsinn“, zu denken, dort könnten einfach so die Möbel reingestellt werden. Es brauche ein vernünftiges Konzept. Es ist herauszuhören, dass der Bürgermeister in seinen angekündigten Gesprächen eher auf einen anderen Kompromiss hinaus will. Bis dahin werde aber der UKW-Antrag ordentlich abgearbeitet. Wichtig sei auch, den im Herbst auslaufenden Mietvertrag des jetzigen Domizils im Blick zu haben. Wobei er dem dortigen Vermieter für dessen Entgegenkommen sehr dankbar sei.
Kritische Stimmen zum Ladenlokal kommen von der Vereinigung Kelkheimer Selbständiger (VKS). Vorsitzender Rainer Brestel sieht in einem Museum in der Geschäftszeile keinen Mehrwert für die umliegenden Einzelhändler, das sei „nicht unbedingt bereichernd für unsere Mitglieder“. Es bringe einfach zu wenig „Traffic“, also Besucher oder Kunden, dorthin. Natürlich sei ein Leerstand dort nicht gut, aber die VKS würde hier eher Lücken im Kelkheimer Sortiment füllen - etwa mit einem Juwelier oder einem Sportgeschäft. Beim Museum werde „der Weg des geringsten Widerstands gegangen, um das Problem zu lösen“, kritisiert Brestel.