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„Sie haben ohne Betreuung keine Chance“

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Ein Wohnheim in Odisha/Indien, in dem Mädchen aus ärmsten Verhältnissen Unterstützung etwa im Fach Hauswirtschaft erhalten.
Ein Wohnheim in Odisha/Indien, in dem Mädchen aus ärmsten Verhältnissen Unterstützung etwa im Fach Hauswirtschaft erhalten. © Eva-Maria Homann

Helma Klarmann bittet seit über 30 Jahren um Spenden für Projekte in Indien

Kelkheim - Die Armut der Menschen in Indien ist unvorstellbar“, sagt Helma Klarmann. Mit eigenen Augen habe sie bei Besuchen in dem asiatischen Land gesehen, wie Frauen mit ihren Kindern im Straßenstaub vor sich hin vegetierten. 1985 hat sie daher in der Kirchengemeinde St. Franziskus Spendensammlungen für Projekte der Heilig-Geist-Schwestern in Indien ins Leben gerufen. „Liebe nicht nur deinen Nächsten, sondern auch deinen Übernächsten“, ist Klarmanns Devise.

Am Wochenende gab es nun zwei Eucharistiefeiern, um an das Engagement zu erinnern und für neue Spenden zu werben. Einige Heilig-Geist-Schwestern, deren internationales Mutterhaus in Mammolshain liegt, gestalteten die Gottesdienste in der Klosterkirche sowie der Kirche St. Martin in Hornau mit indischen Tänzen und Gesängen mit. Sie habe auch gesehen, wie großartig die Hilfe der Heilig-Geist-Schwestern in Indien ist, erläutert Klarmann. Bereits umgesetzt wurde dank Spendengeldern aus Kelkheim unter anderem der Bau eines Altenpflegeheims im Bundesstaat Kerala, in dem 540 Damen Zuflucht finden. „Es sind Frauen, die niemand haben will“, erläutert Schwester Ansamma. Sie würden buchstäblich von der Straße aufgelesen. Der Platz reiche bei Weitem nicht aus, die Gruppe versuche jedoch, das Projekt maximal zu unterstützen.

In der kleinen Stadt Punjaar konnten ein Kindergarten und eine Schule gebaut werden. „Wer es sich nicht leisten kann, muss hier kein Schuldgeld zahlen“, erläutert Schwester Ansamma. Bildung, beispielsweise auch die englische Sprache zu erlernen, sei immens wichtig, um eine Zukunft zu haben, weiß Klarmann, die in Hornau wohnt: „Wer nicht lesen und schreiben kann, mit dem kann man alles machen“.

35 Jahre Zeitungen als Team ausgetragen

Selbstlos wünschten sie und ihr Mann, Bildhauer Johannes Norbert Klarmann, sich zu ihrer goldenen Hochzeit vor zehn Jahren Spenden. Damit wurde in Punjaar ein überdachter Spielplatz errichtet. Zudem hätten sie vielen Mädchen die Möglichkeit zu einer Ausbildung gegeben. Denn in Indien erhielten Lehrlinge kein Geld. Wenn die Eltern ihre Kinder nicht unterstützen könnten, stünden die jungen Menschen vor dem Nichts. Auch für die Heilig-Geist-Schwestern sei sie immer da, viele seien weit von zu Hause weg. „Sie nennen mich Mutti“, sagt Klarmann.

Weitere Spendengelder werden dringend gebraucht. In Hyderabad soll ein Schulgebäude entstehen. Im Bundesstaat Odisha werde ein Wohnheim für 80 Mädchen fertiggestellt. „Sie haben wirklich nichts und keine Chance, wenn sie nicht betreut werden“, so Klarmann. Es werde außerdem dafür gesorgt, dass die Mädchen Zugang zu Schulbildung erhalten. In Indien sind zwei Drittel aller Analphabeten Frauen.

Eine besondere Form, Spenden zu sammeln, hatte Klarmann 1981 ins Leben gerufen. Sie und weitere Kelkheimer, darunter viele Schüler, trugen 35 Jahre lang Zeitungen aus. So landeten das Höchster Kreisblatt, die Frankfurter Rundschau und andere Zeitungen in aller Frühe im Briefkasten. Der Trägerlohn wurde gespendet. Über die Jahre ist ein sechsstelliger Eurobetrag zusammengekommen. 2017 erhielt sie für dieses Engagement den Landesehrenbrief. Einer, der seit Anfang der 90er bis zum Ende der Aktion 2016 dabei war, ist Winfried Oberle. Jeden Samstag hat er sich aus dem Bett gequält. Manchmal wäre er schon gerne länger liegen geblieben, gibt er zu. „Etwas für den guten Zweck zu tun und das Gemeinschaftsgefühl dabei zu erleben, hat mich aber immer überzeugt, weiterzumachen“, bekräftigt der 54-Jährige. Mittlerweile engagiert er sich im Eine-Welt-Verkauf, den die 83-Jährige Klarmann nach wie vor organisiert. Er ist jeweils am ersten Samstag im Monat in der Kirche St. Martin in Hornau.

„Die Menschen müssen einen gerechten Lohn erhalten, damit sie ihre Kinder ernähren und in ihrem Land leben können“, so Klarmann. Auch ihr ist die Gemeinschaft sehr wichtig. Samstags hatte sie nach getaner Arbeit immer ein Kaffeetrinken für die freiwilligen Zeitungsausträger veranstaltet. Einmal im Jahr lud die aus Baden-Württemberg stammende Kelkheimerin zum Spätzle-Essen ein. Ihr Mann sei stets an ihrer Seite, mache alles mit, sagt Klarmann, und schickt ein Lächeln in seine Richtung.

Unterstützung willkommen:

Es ist möglich, auf das Konto mit der IBAN DE86 5019 0000 4102 0204 27 Spenden zu überweisen.

Seit fast 30 Jahren unterstützt Helma Klarmann (Mitte) durch Spendensammlungen Projekte der Heilig-Geist-Schwestern. Homann (2)
Seit fast 30 Jahren unterstützt Helma Klarmann (Mitte) durch Spendensammlungen Projekte der Heilig-Geist-Schwestern. Homann (2) © Eva-Maria Homann

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