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Kirche will Kinderhaus abgeben

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Das Außengelände der Kita Stephanus in Hornau.
Das Außengelände der Kita Stephanus in Hornau. weiner © Frank Weiner

Personalaufwand und „ständiger Krisenmodus“ zu viel für Stephanusgemeinde

Kelkheim - Seit gut 25 Jahren ist Thomas Kirst im Kirchenvorstand (KV) der evangelischen Stephanusgemeinde, fast ebenso lange hat er Personal-Verantwortung. Bis auf eine Kraft habe er alle Erzieherinnen auch eingestellt. Das ist „mein Baby“, sagt er. Das hat eine Entscheidung des KV nicht leichter gemacht. Doch nun hat sich die Stephanusgemeinde entschieden, den mehr als 50 Jahre alten Kindergarten, der 2012 um ein Krippen-Angebot erweitert wurde, aus ihrer Trägerschaft an die Stadt zu übergeben. Deshalb gibt es am Donnerstag, 9. Februar (20 Uhr, Rathaus) eine Sondersitzung des Sozial- sowie Haupt- und Finanzausschusses. Der Magistrat hat bereits grünes Licht für das Vorgehen gegeben, das am 1. Januar 2024 starten soll.

Er habe die Verwaltung der Kita früher mit weniger Personal ehrenamtlich „nebenher“ gemacht, sagt Kirst. Doch durch die Erweiterung kamen neue Kräfte, durch die allgemeine Entwicklung deutlich mehr Bürokratie hinzu. Seit gut zwei Jahren sei die Personal-Situation extrem kritisch, es fehlt an Fachleuten, Betreuungszeiten mussten eingeschränkt werden. „Das ist ein ständiger Krisen-Modus und für Ehrenamtliche nicht mehr zu leisten“, begründet Kirst.

Es gebe zwar inzwischen die GÜT, die gemeindeübergreifende Trägerschaft. Die nehme den Betrieb weitgehend ab, nicht aber die Verantwortung für die Gebäude. Auch diese möchte Stephanus in städtische Verantwortung geben, so Kirst. Das Grundeigentum wolle die Gemeinde behalten, die Kommune könnte es symbolisch anmieten. In mehreren Gesprächsrunden ist diese Entscheidung erarbeitet worden.

Bürgermeister Albrecht Kündiger spricht sich für die Übernahme aus. Die Stadt brauche die Betreuungsplätze dringend. „Das erste Ziel muss es sein, weiter Plätze zu haben.“ In einem zweiten Schritt sei ihm die Vielfalt der Angebote wichtig, die es trotz des Wechsels weiter gebe. Denn darüber hinaus sind Kündiger keine solchen Bestrebungen von anderen Betreibern bekannt. Die Stephanusgemeinde habe allerdings „glaubhaft dargelegt“, weshalb sie Kita und Krippe abgeben will.

Der Bürgermeister möchte vor der politischen Diskussion „ein klares Signal“ an Kinder, Eltern und Erzieher senden, dass sich mit dem Wechsel für sie nichts ändere. Die Mitarbeiter gehen zur Stadt über, haben keine Nachteile dadurch. Die Stadtverwaltung könne das personell stemmen, weil sie die Schulbetreuungen an den Main-Taunus-Kreis abgebe. Der Rathauschef betont: „Ich möchte das, es ist ein sinnvoller Weg. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es so reinpasst.“ Mit dem Kreis habe er schon gesprochen, damit die Betriebserlaubnis komplett an die Kommune übergehen kann. Die Lösung einer symbolischen Miete für die Gebäude sei wohl der einfachste und schnellste Weg, findet Kündiger. Schon bisher habe ja die Stadt über ihre Zuschüsse den Erhalt der Gebäude mit unterstützt.

„Die Landeskirche sieht so etwas nicht so gerne“, weiß der KV-Vorsitzende zwar. Einerseits wolle sie, „dass ,evangelisch‘ auf der Tür steht“. Doch auf der anderen Seite ziehe sich die Kirche weiter aus der Finanzierung zurück, weshalb die Philosophie „nicht so ganz ehrlich“ sei, wie Kirst findet. Hinzu komme, dass der Gemeinde ein Pfarrer fehle - und damit Unterstützung für den Betrieb von Kita und Krippe. Rund 15 Mitarbeiter sind es dort und „auf dem Papier“, so Kirst, 90 Plätze. Faktisch seien es wegen der baulichen Enge aber weniger. Und aufgrund des Personalmangels seien in der Kita eine von drei und in der Krippe eine halbe von drei Gruppen geschlossen.

Unter dem Strich ändere sich für Eltern und Erzieher nichts, betont Kirst. Den Satz einiger Familien und bisheriger Kritiker - „mit der Stadt wird alles besser“ - möchte er aber auch nicht uneingeschränkt unterschreiben. Und stellt klar, dass sich in vergangenen Jahren nur wenige Familien nur aufgrund der kirchlichen Ausrichtung für die Betreuung hier entschieden haben. Da seien die Nähe zum Wohnort, der Preis und das pädagogische Konzept schon wichtigere Argumente gewesen. Kirst würde „ein Stein vom Herzen fallen“, wenn der Gemeinde diese große Aufgabe abgenommen würde. Aber er sehe es wegen der Historie und Personalien natürlich auch „mit einem weinenden Auge“.

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