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Jobwahl unbeeinflusst von Eltern treffen

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Sie haben den Vorhang geschlossen und gehen in die „Stärken-Dusche“: Sofia, Shpend und Munib (v. l.) bei der Charakter-Wahl. wein
Sie haben den Vorhang geschlossen und gehen in die „Stärken-Dusche“: Sofia, Shpend und Munib (v. l.) bei der Charakter-Wahl. wein © wein

Neu konzipierter Berufeparcours soll Schülerinnen und Schülern bei der Entscheidung helfen

Kelkheim - Ja, rüber“, jubelt Dominik, als die Kugel über die Ziellinie rollt, und klatscht sich mit Mehmet ab. Die Schüler der Klasse R 9 der Eichendorffschule (EDS) haben den Robotik-Parcours bei den Berufsorientierungstagen nach etwas Grübeln und Messungen mit dem Zollstock gemeistert. Ihre kleine, über das I-Pad programmierte Kugel meistert die geforderte Strecke. Dominik (13) findet das Angebot prima, möchte später aber beruflich mal im Büro arbeiten. Mehmet (14) will Gebäudereiniger werden.

Genau dafür sind die Orientierungstage der städtischen Jugendarbeit für rund 170 Schüler der Klassen R 8 und H 7 der EDS und Gesamtschule Fischbach (GSF) auch da. Einen Eindruck zu bekommen, welche Jobs jemandem liegen könnten und welche nicht. Schon seit mehr als zehn Jahren bietet die Stadt das an. Nun hat sie die Berufstage neu aufgestellt, mit einem erweiterten Programm und neuen Partnern. Die Schulsozialarbeit und die Mobile Jugendarbeit sind weiter im Boot. Neue Mitspieler sind die Agentur für Arbeit, das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft (BWHW), das Netzwerk OloV (Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule - Beruf).

Petra Bliedtner, Leiterin des Amtes für Jugend und Integration, hatte die Beteiligten Mitte 2020 an einen Tisch gebracht. Zusammen ist ein Aufstell-Plakat entstanden. In drei Schritten soll den Schülern der Haupt- und Realschule die spätere Jobwahl erleichtert werden. In den Klassen 5 und 6 geht es darum, Fähigkeiten zu erkunden, Stärken zu finden und Berufe kennenzulernen. Die Stufen 7 und 8 sehen ein erstes Praktikum, Praxistage, den Girls- und Boys-Day, eine Schulsprechstunde, einen Berufswahlpass und eben die Orientierungstage der Stadt vor. In den Jahrgängen 9 und 10 geht es an die Entscheidung: Bewerbungen schreiben, Perspektivberatung, thematische Veranstaltungen und Internationale Projekte, die von der Stadt angeboten und aktuell im Rathaus vorgestellt werden.

„Die Entscheidung wird am Abendbrottisch getroffen“, sagt Berit Krautmann von der Agentur für Arbeit. Die Eltern entscheiden nicht, aber sollten dabei helfen. Bei der Jobwahl sollten sich „die Kinder frei von den Eltern entwickeln können“. Die Agentur sei eben nicht nur da, wenn Menschen arbeitslos werden, sondern hilft auch in den Schulen, damit sich die jungen Leute orientieren können. Es brauche zunächst die Berufsfindung, ergänzt Laurette Hornung von BWHW, das die Berufstage mit Personal und bei der Konzeption unterstützt.

Die Schulen sind ohnehin gerne im Boot. Wichtig sei es, „an den Stärken zu arbeiten“, so EDS-Chef Stefan Haid. Viele Berufe seien heute ja noch nicht einmal bekannt. Auch GSF-Leiter Thorsten Singer findet es prima, dass die Stadt unterstützt. Denn das könne eine Schule „nicht alleine stemmen“. Singer ist es wichtig, „nicht defizitär unterwegs“ zu sein, sondern jungen Menschen „immer ein positives Angebot“ zu machen. So wie in der „Stärken-Dusche“, die es erstmals gibt. Hier schreiben die Schüler zuerst ihre Lieblingsbeschäftigungen auf, wie Fußball, Kochen oder Zocken. In der „Dusche“ finden sie dann aufgelistet positive Fähigkeiten zu diesen Bereichen - wie Disziplin und Durchhaltevermögen beim Sport, Zielstrebigkeit, Teamfähigkeit beim Computerspielen.

Im Jugendtreff wiederum hat Martin Sulger von der Jugendarbeit die Berufestationen organisiert. Im Bereich Hauswirtschaft sollen die Schüler zum Beispiel ein Baby wickeln, Medikamente dosieren und einen Restaurant-Tisch decken, bei der Technik werden ein Stuhl aufgebaut und der Roboter programmiert, für die Verwaltung ist es wichtig, eine Bewerbung zu schreiben, Bestellung und Überweisung zu tätigen. Dabei werden sie jeweils von Betreuern, nicht den Lehrern begleitet, bekommen Rückmeldungen und sollen sich selbst einschätzen.

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