„Ich bin ein guter Beifahrer Gottes“

Patrick Smith ist neuer Pfarrer der evangelischen Johannesgemeinde / Bei Ausgrenzung werde er „eklig“
Kelkheim - Weil seine Sehkraft nicht ausreichte, konnte sich Patrick Smith seinen ersten beruflichen Traum beim Bundeskriminalamt (BKA) nicht erfüllen. Zur Bundeswehr wollte er aus Trotz nicht, also stand für den Bad Sodener der Zivildienst an - in der evangelischen Andreasgemeinde Niederhöchstadt. Die ist bekannt für viel Musik und Theater rund um die Gottesdienste, dort ging der junge Mann richtig auf. Sein zweiter Berufs-Traum folgte nun: Er wollte Pfarrer werden.
Die evangelische Johannesgemeinde in Fischbach wird froh sein über den kleinen Umweg des heute 40-Jährigen. Smith ist seit dem 1. Februar ihr neuer Pfarrer, in Zeiten von Personalmangel und wenig Interesse junger Leute an diesem Job fast ein Glücksfall. Smith wohnt mit seinem Mann Krister und dem bald zwei Jahre alten Sohn Timmy gleich um die Ecke. Die vergangenen Tage brachten für Smith das Wechselbad der Gefühle. In der Klinik ging es um Sterbebegleitung für ein Kind, am Samstag folgte Unterricht mit 30 Konfirmanden, am Sonntag war Gottesdienst mit Gemeindeversammlung, am Montag eine Beerdigung in Ruppertshain - und zuletzt war der Pfarrer auf Konfi-Freizeit. „Das ist der schöne Wahnsinn, weil es so bunt ist“, sagt Smith. Den Kontrast im Krankenhaus hat er hinter sich gelassen. „Manchmal steckt man es ganz gut weg, manchmal steht man weinend im Lastenaufzug“, sagt er im Rückblick.
Nun die neue Aufgabe, bei er sich nicht von Problemen in der Kirche beeinflussen lassen möchte. „Für mich ist es jetzt dran, mich an meinem Ort auf gute Art zu fokussieren. Dass es sich rumspricht und die Leute gerne kommen. Ich möchte ihnen zeigen, dass es für ihr Leben eine Relevanz haben kann.“ Smith spricht gerne in Bildern: „Ich bin ein guter Beifahrer Gottes. Die Nummern, in denen ich ins Lenkrad gegriffen habe, sind schiefgegangen.“ Aktuell sei in der Kirche vielleicht Ebbe, aber auch eine Flut werde kommen. Und: „Kirche wird sich verändern müssen, aber die Gesellschaft verändert sich ja auch.“
Smith ist es wichtig, keinen auszugrenzen. „Jeder soll sich willkommen fühlen. Auch die Eckigen und Kantigen. Die kirchlichen Veranstaltungen sind für alle offen. Wenn jemand da Leute ausschließt, werde ich eklig“, betont er. Inklusion fange für ihn bei der Gabenbereitung an, dort habe er bei seiner ersten Pfarrstelle Saft ausgegeben, weil ja viele Menschen keinen Alkohol trinken. Die Fischbacher bekamen das mit und tauschten den Wein gegen welchen ohne Prozente aus. Das habe ihn sehr beeindruckt.
Da er auch ausgebildeter Sänger und Musical-Darsteller ist, möchte er einen Gospel-Workshop organisieren, zudem Singstunden anbieten und gibt am 14. Februar, 19 Uhr, ein Konzert in St. Johannes. Vor allem aber wolle er anfangs „den Puls der Gemeinde spüren“. Offiziell in seinen Dienst eingeführt wird er beim Gottesdienst am Sonntag, 12. Februar, 17 Uhr. Vor seinem Job in Höchst, wo er das klinische Ethikkomitee leitete, war Smith in Mühlheim am Main, dann in der Evangelischen Studierendengemeinde Frankfurt, bis seine Stelle gestrichen wurde. Später, während seiner Zeit an der Klinik, machte er Vertretungsdienste in St. Johannes und Stephanus in Hornau. Und hat die Konfirmanden früh übernommen. Die Karriere beim Musical wäre „ein knallhartes Geschäft“ gewesen. Sie bleibt daher ein schönes Hobby. Gespielt hat Smith schon im Ensemble des Showspielhauses Hofheim. In seiner Freizeit schreibt er seine Doktorarbeit zum Thema „Stellvertretung in der Medizin“ und spricht Andachten im Radio.