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„Extremistischen Kräften keinen Platz geben“

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Appelle beim Empfang: VKS-Chef Rainer Brestel (r.) und Bürgermeister Albrecht Kündiger.
Appelle beim Empfang: VKS-Chef Rainer Brestel (r.) und Bürgermeister Albrecht Kündiger. weiner © Weiner

Bürgermeister und Gewerbeverein machen bei Neujahrsempfang Mut, wählen aber auch kritische Töne

Kelkheim - Für Rainer Brestel, den Vorsitzenden der Vereinigung Kelkheimer Selbständiger (VKS) wird 2023 ein „Jahr des Wiederaufbaus“. Bürgermeister Albrecht Kündiger sieht es nicht ganz so, appelliert an die Unternehmer und Politiker: „Verbreiten Sie Optimismus, helfen Sie, dass sich Menschen engagieren und dass wir extremistischen Kräften keinen Platz geben.“ Beim Neujahrsempfang der VKS liegen Vereins- und Rathauschef so weit gar nicht auseinander. Beide zählen in den gut besuchten Räumen der Firma Tertia erfolgreiche Projekte auf, wünschen sich, dass es in der Möbelstadt weiter voran geht.

Messe fällt aus, Stadtmarkt wackelt

Und doch hat Brestel gleich zwei weniger schöne Botschaften mitgebracht: Die große VKS-Messe im Herbst in der Stadthalle werde es aus personellen Gründen nicht geben. Und für den Stadtmarkt mit verkaufsoffenem Sonntag im Frühsommer gebe es „noch keine Zusage“, weshalb die VKS schon auf Alternativen blicke. Wichtig sei es dagegen gewesen, sich beim Thema Glasfaser-Leitungen einzuschalten, da habe er „mit Engelszungen“ auf Vermieter und Unternehmer eingeredet, so Brestel. Kündiger wiederum habe bei den Werbemaßnahmen der Deutschen Giganetz „nicht alles so gefallen“. Er blickt aber auf den Startschuss am 2. März in Münster positiv voraus. Nicht geschafft hätten es Kreis und Stadt hingegen, Glasfaser für Wohnhäuser und Schulen zeitgleich verlegen zu lassen, so dass Straßen teils doppelt geöffnet werden müssen.

Apropos Straßen: Kündiger mahnte, „Verständnis zu haben, dass die Stadt nicht gleich jedes Schlagloch repariert“ und nicht nur über den Zugverkehr zu lamentieren. Solche Einstellungen förderten Extremismus, sorgt er sich. Der Bürgermeister schaut lieber auf positive Nachrichten: Bei der Gewerbesteuer habe die Stadt einen Höchstwert erreicht. „Das ist ein Zeichen dafür, dass ich das Wort Krise im Moment nicht in den Mund nehmen möchte.“ Grund- und Gewerbesteuer seien nicht erhöht worden. Neue Gewerbe-Areale sollen im kommenden Flächennutzungsplan ausgewiesen werden, um die Nachfrage zu bedienen. Bezahlbarer Wohnraum müsse geschaffen werden, doch Kündiger weiß um Widerstände bei Politik und Bürgerschaft: „Wenn’s konkret wird, fängt die Diskussion an.“

Dass Firmen handeln müssen, fordert Brestel. „Wir können nicht warten, bis alles gut wird. Es wird nicht gut, wenn wir nichts tun. Wir müssen die Covid-Lethargie beerdigen.“ Da sei vor allem der Mittelstand gefragt, weniger die DAX-Unternehmen. Gastgeber Tertia sei ein gutes Beispiel. Das Unternehmen reaktiviere und bilde Kräfte in Schulungen fort, nutze dafür Förderprogramme. Deshalb will Brestel am 28. Februar einen Förder-Berater zur VKS einladen, um die Vielfalt der Möglichkeiten zu veranschaulichen. Großes Lob bekommt die VKS für ihre Initiativen im Gewerbegebiet. Glasfaser hat sie dort entscheidend vorangebracht. Nun steht das Thema Photovoltaik ganz oben auf der Agenda. Hier liefen auch Gespräche mit Energieversorger Süwag, überschüssigen Strom ins Netz einzuspeisen. Weiter sollen die rund 170 Mitglieder - eine stabile Zahl - durch Aktionen unterstützt werden. Die „Stadtgalerie“ feierte 2022 Premiere, Künstler stellten hier in Geschäften aus. Brestel erhofft sich eine Wiederholung und weiterhin die kreativen Kelkheimer an seiner Seite. Die Gutschein-Card sei ein wichtiges Instrument, um die Kaufkraft in der Stadt zu lassen. Die Nikolaus-Stiefel eine Hilfe, um die Geschäfte noch bekannter zu machen, eine Mitglieder-Reise ist im Herbst nach Straßburg, ein Tanz-Ball im Frühjahr geplant, zählt der Vorsitzende auf. Mit der Stadt sei die Kooperation gut, was Kündiger gerne zurückgibt: Es gab Zeiten, da sei die Zukunft der VKS gefährdet gewesen. Im Team Brestel sei das nicht der Fall.

Tertia ist gerne Gastgeber. Ihr Vertreter Udo Schieferstein klärt viele auf, was denn die Firma genau mache: Ein Unternehmen habe oft kaum Zeit, sich um Aus- und Weiterbildung zu kümmern. Hier sei Tertia seit 50 Jahren bundesweit mit 1200 Mitarbeitern ein Partner. In Kelkheim wollen sie „ein Netzwerk aufbauen“.

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