Die oft unklare Zukunft ist das größte Sorgenkind

Mobile Jugendarbeit legt Bilanz für zwei Jahre vor / Flowtrail ein Erfolgsprojekt, BMX-Park wird neu konzipiert
Kelkheim - Erst die Pandemie ohne Treffs mit Freunden, ohne Kontakte in Schule und Verein. Nun Krieg und Energiekrise. So etwas geht an jungen Menschen nicht spurlos vorbei. So seien die Gedanken über die Zukunft, oft fehlende Antworten auf die Frage „Wie geht es weiter?“, Rätselraten über den richtigen Weg, die großen Themen bei Gesprächen mit Jugendlichen, berichten Hanin Abou Jarad und Andreas Schulze von der Mobilen Jugendarbeit Kelkheim/Liederbach. Jetzt haben sie ihre Bilanz für 2021 und 2022 vorgelegt
Natürlich seien Gedanken über die eigene Zukunft vor den Krisen schon präsent gewesen, weiß Schulze, der knapp fünf Jahre hier Streetworker ist. Doch habe sich das „potenziert“, sei stärker ins Zentrum gerückt. Die Mobile Jugendarbeit, von den Kommunen finanziert, in der Trägerschaft des Vereins Jugendberatung und Jugendhilfe (JJ), hat sich früh darauf eingestellt. „Wir waren immer draußen, hatten keinen einzigen Tag Home-Office“, betont der 58-Jährige. So sei es möglich gewesen, mit Einhaltung der Auflagen, die jungen Leute zu treffen, mit ihnen über ihre Ängste, Wünsche zu sprechen. So wurde das eben ins Freie verlegt, was schon angenommen wurde.
Im Wald in der Nähe des Bauhofs in Münster wurde ein „Flowtrail“, eine Mountainbike-Strecke bergab, angelegt. Die Erwachsenen haben die jungen Fahrer selbst mit planen und anpacken lassen. Schulze ist sehr zufrieden mit dem Projekt, bei 17 Terminen haben etwa 25 Leute im Alter zwischen 8 und 25 Jahren immer wieder teilgenommen. Der „Flowtrail“ wurde im April 2022 eingeweiht, sei eine beliebte Anlaufstelle. Für dieses Jahr kündigt er weitere Aktionen an, Wettbewerbe, Workshops, Training.
Zudem denkt das Duo mit der städtischen Jugendarbeit über ein ähnliches Projekt beim „Zick-Zack-Ananas-Park“ im Mühlgrundpark nach. Der könnte ebenfalls mit Hilfe der Jugendlichen als Treff stärker aktiviert werden. Zunächst aber müsse die Anlage aus Sicherheitsgründen jetzt erst einmal gesperrt werden, bedauert das Duo. Auch der Bauwagen solle weg kommen. Doch danach möchte die Jugendarbeit das Projekt dort neu auflegen, die jungen Leute intensiv beteiligen.
ABSCHIED VON STREETWORKER
Knapp fünf Jahre war Andreas Schulze das Gesicht der Mobilen Jugendarbeit Kelkheim/Liederbach. Er blieb die Konstante, während er in diesem Zeitraum vier Kolleginnen und einen Kollegen hatte. Nun aber wird der engagierte Streetworker selbst „Tschüss“ sagen. Offiziell ist Ende März Schluss, Schulz wird eine neue Aufgabe im Bereich der Sozialarbeit übernehmen, dafür aber immerhin in der Nähe bleiben.
„Es hat mir Spaß gemacht , war eine sehr erfüllende Tätigkeit“, fasst er zusammen und denkt gerne an viele Hilfen und große Projekte wie den Bau des „Flowtrails“ in Münster und der Skateranlage in Liederbach zurück. Sinnvoll wäre es, diese Stelle wieder paritätisch mit einem Mann zu setzen, sagt er.
Das liegt in den Händen des Vereins Jugendberatung und Jugendhilfe, der Träger ist. Dessen Hofheimer Leiter Wolfgang Mazur bedauert den Abschied von Schulze aus Kelkheim (drei Viertel seiner Stelle) und Liederbach (ein Viertel). „Es hat sich einen guten Stand erarbeitet.“ Ziel sei es, die Stelle so zeitnah wie möglich zu besetzen. Mazur weiß, dass es gute Jobs gibt, aber nicht ausreichend Bewerber. Er hofft, hier wieder eine Kraft für die „attraktive Stelle“ finden zu können und ist für Interessenten jederzeit offen. wein
Geplant ist wieder jeweils ein Projekt in den drei letzten Wochen der Sommerferien. 2022 gab es „Social Media für Oma und Opa“ und einen Selbstverteidigungskurs. Abou Jarad ist auch in den Schulen zur Suchtprävention präsent und begleitet die Berufsorientierungstage der Stadt. Im Vorjahr war die städtische Ausbildungsmesse „Jubizu“ ein wichtiger Teil ihrer Aktivitäten.
Es war gut, dass sich das kleine Team für das alles gefunden hat. Nach dem Abschied von Hans Weide hatte Schulze drei Kolleginnen - allerdings jeweils aus verschiedenen Gründen nur für kürzere Zeit. Zuletzt freute er sich mit Abou Jarad, die seit April 2022 dabei ist, auf mehr Kontinuität. Nun aber wird Schulze bald die Initiative verlassen (Text unten).
Ihre Bilanz für 2021 für Kelkheim und Liederbach weist 119 Termine und 106 Gesprächskontakte mit Jugendlichen auf, im Vorjahr waren 141 Termine und 207 Kontakte. Neben Themen wie Schule und Ausbildung geht es um Drogen, familiäre Probleme, politische Bildung, Lernberatung und Sexualität. Neu ist seit November 2022 die Hausaufgabenbetreuung für junge Geflüchtete im Jugendtreff Mitte gekommen. Abou Jarads Stelle wurde dafür von einer dreiviertel auf eine volle Stelle aufgestockt. Sie leitet die Betreuung, die immer nachgefragt werde, wie sie berichtet.
Stress mit jungen Leuten, vor einigen Jahren selbst für die Polizei ein Problem, gibt es laut Schulze immer weniger. Hier griffen die Angebote, die Stadt, JJ und anderen Beteiligten machen.