Bis zu 500 neue Plätze für Geflüchtete

Unterkunft am Berliner Ring kommt, zweites Projekt in Münster geplant
Kelkheim - Wir haben die Aufgabe, diese staatliche Aufgabe zu lösen. Das wollen wir mit menschlichem Antlitz machen.“ Das hatte Landrat Michael Cyriax im März 2022 bei einem Ortstermin hinter den Wohnhäusern am Berliner Ring gemacht. Dort, wo noch eine Wiese ist, sollte eine große Container-Unterkunft für rund 220 Geflüchtete entstehen. Die Anwohner nahmen dies damals ohne Kritik zur Kenntnis und erfuhren, dass möglicherweise schon Anfang 2023 hier alles bezugsfertig sein könnte.
Davon ist der Kreis weit entfernt. Allerdings halte der MTK am Projekt fest, wie Bürgermeister Albrecht Kündiger jetzt dem Sozialausschuss berichtete. Schon Ende 2015, als die erste Flüchtlingswelle kam, hatte der Kreis das Grundstück über die Stadt von einer Privatperson gepachtet, es aber nie genutzt. Der Vertrag läuft bis Ende 2025 - und so lange wolle der Kreis das Haus belegen, kündigte Cyriax damals an. Maximal ein Jahr länger. Es soll jeweils Zweibett-Zimmer geben. Zwei dieser Räume teilen sich eine Küche. Zudem werde es Wasch-Container, Bereiche für Hausmeister, Sozialarbeiter und für die Müllentsorgung geben.
Inzwischen wird es mit der Umsetzung konkreter. „Das Gelände wurde vermessen, es gab ein Bodengutachten, und derzeit wird Vegetation beseitigt, so weit nötig“, teilt Kreishaus-Sprecher Johannes Latsch auf Anfrage mit. In den kommenden Wochen sollen die Container ausgeschrieben werden, für das dritte Quartal sind Erdarbeiten und die Aufstellung der Modulbauten vorgesehen. „Zum Bezug fertig soll die Anlage nach derzeitigem Stand Anfang 2024 sein. Die Modulbauten bieten Apartments mit Schlafplätzen, Sanitär- und Küchenbereich“, so Latsch.
Knackpunkt für den zeitlichen Verzug waren die Kosten: Für diese und zwei weitere Containeranlagen kreisweit hatte der Kreistag einen Nachtragshaushalt beschlossen, der jetzt vom Regierungspräsidium genehmigt wurde. „Darin wurden 10 Millionen Euro für die drei Bauwerke bereitgestellt. Dieser Betrag soll jetzt mit dem gerade eingebrachten Haushalt auf 22 Millionen Euro erhöht werden, wir haben es mit exorbitanten Preissteigerungen bei Modulbauten zu tun“, so der Sprecher. Die Container am Berliner Ring in Kelkheim schlagen dabei allein mit rund 9,7 Millionen Euro zu Buche.
Der Kreis schaue aber immer, wo er die Menschen in bereits bestehenden Immobilien oder auf sich eignenden Flächen unterbringen könne, weiß Bürgermeister Kündiger. Deshalb könnte auf Kelkheim eine „erhöhte Zahl zukommen“, berichtete er dem Ausschuss. Denn ein zweites Objekt im Gewerbegebiet Münster, das als Unterkunft für Arbeiter gedacht war, habe der Kreis in den Blick genommen. Das bestätigt Latsch: Dieser Plan sei schon im Frühjahr 2022 zwischen Magistrat und Kreisausschuss erörtert worden. „Demnach soll dort eine Kapazität von bis zu 300 Personen gemietet werden. Sie werden in Appartements von je zwei bis drei Personen untergebracht. Gemietet werden die Räume ab Zeitpunkt der Übergabe auf zehn Jahre.“ Aktuell wird die vorhandene Halle geräumt und im zweiten Quartal mit den Bauarbeiten begonnen, so Latsch: „Es wird mit einer Bauzeit von rund eineinhalb Jahren gerechnet.“
Letztlich sei es nicht sinnvoll, unter den Kommunen bei den Flüchtlingszahlen „mit dem Rechenschieber“ ranzugehen, sondern Solidarität zu zeigen, wirbt Kündiger. „Es geht im Moment nicht anders.“ Weil die Lage schwierig ist, haben Kreis und Kommunen an Land und Bund geschrieben, damit es von dort Lösungen und Erleichterungen gibt. „Sie dürfen uns nicht allein lassen, müssen festgefahrene Strukturen verbessern“, fordert der Kelkheimer Rathauschef. wein