Wildsachsen freut sich auf „Nahkauf-Box“
Der Lebensmittelkonzern Rewe will einen Mini-Markt im Stadtteil errichten
Hofheim - Wenn Herbert Oehl seine Metzgerei zum Ende des Monats schließt, wird der Stadtteil zur Versorgungs-Wüste. Schon vor zehn Jahren musste der letzte Lebensmittel-Laden in der Ortsmitte aus wirtschaftlichen Gründen schließen. Inzwischen hält nur noch die Bäckerei Schießer die Stellung.
Der Magistrat hat die prekäre Situation erkannt und im letzten Jahr Kontakt zur Rewe-Group aufgenommen. Am Montag in der Sitzung des Ortsbeirats wurde ein Erfolg verkündet: Laut Stadtrat Bernhard Köppler (SPD) hat Rewe signalisiert, dass am Bornplatz eine „Nahkauf-Box“ installiert werden könnte. Die bau- und planungsrechtlichen Vorgaben an diesem Standort seien erfüllt, so der Magistrat. Nach erfolgter Abstimmung mit Rewe soll das Konzept bis zum Ende des zweiten Quartals 2023 umgesetzt sein.
Bei der Nahkauf-Box handelt es sich um einen Walk-In Store“, der auf rund 40 Quadratmetern Verkaufsfläche Produkte des täglichen Bedarfs (ohne alkoholische Getränke) anbietet. Vorrätig sein soll ein Sortiment von 500 bis 700 Artikeln, insbesondere Rewe-Eigenmarken, Bio-Produkten sowie Artikeln regionaler Hersteller. Geöffnet wäre 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche könnten die Wildsächser dann in dem Minimarkt einkaufen.
Verkäufer wird man in dem Laden nicht antreffen - er ist „unbemannt“. Der Eintritt erfolgt per EC-Karte, bezahlt wird bargeldlos an einer SB-Kasse. Zuvor müssen die Kunden ihren Einkauf selbst scannen. Vorreiter im Main-Taunus für das innovative Konzept ist Tegut mit seinem 24-Stunden-Geschäft ohne Personal im MTZ.
Die Mitglieder des Ortsbeirats waren überrascht ob der Ankündigung und zeigten sich erfreut. Die frohe Kunde jedoch wurde alsbald getrübt: Laut Köppler hat die Deutsche Post AG entschieden, keine DHL-Packstation im Stadtteil eröffnen zu wollen. Zwar soll die Post im Rahmen ihrer Selbstverpflichtung gewährleisten, in allen zusammenhängend bebauten Wohngebieten mit mehr als 2000 Einwohnern eine stationäre Einrichtung zu betreiben. Mit 1727 Bürgern liegt Wildsachsen aber deutlich darunter. „Das Unternehmen geht von einer zu geringen Nutzungserwartung einer Packstation aus“, so Köppler. Der Regionale Politikbeauftragte der Post habe mitgeteilt, dass das Potenzial nicht ausreiche, um die Packstation wirtschaftlich betreiben zu können.
Ortsvorsteher Jörn Dillenberger (SPD) konnte seine Enttäuschung nicht verbergen: „Woher wollen die wissen, wie das Paket-Verschickverhalten hier im Ort ist?“, fragte er. jd