Probleme sollen auf den Tisch
Unterstützung für Grünen-Antrag zur Standortanalyse Lorsbachs
Hofheim - Für den FDP-Stadtverordneten Ralf Weber liest sich die Geschichte so: Die Grünen des Main-Taunus-Kreises hätten die Lorsbacher im Zusammenhang mit der Baustelle in der Klärwerkskurve im Regen stehen lassen, und die Hofheimer Grünen müssten sich nun um ein wenig Wiedergutmachung bemühen. Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Andreas Nickel, setzt den Schwerpunkt anders, lässt aber eine gewisse Distanz zu den Grünen schon auch durchblicken: „Wir in Lorsbach sind nicht wählerisch, wir nehmen Hilfe von jeder Seite an.“
Die Grünen stellen den Zusammenhang zu der Vollsperrung im Lorsbachtal selbst her. Alle Versuche, die Infrastruktur in Lorsbach voranzubringen, seien gescheitert. Und jetzt löse auch noch die anstehende Vollsperrung die allergrößten Sorgen aus. „Denn dadurch wird Lorsbach auch noch räumlich abgeschnitten und isoliert“, bemängelt die Grünen-Stadtverordnete Bettina Brestel.
Verändert hat sich die Situation nach der Stadtverordnetenversammlung aber dann doch noch. Die durch Hessen Mobil geplante zwölfmonatige Vollsperrung der Landstraße nach Hofheim ist nach einem Beschluss des Verwaltungsgerichtshofes (VGH) wahrscheinlich vom Tisch, womöglich lässt sich diese auf vier Monate begrenzen. Allerdings kann es auch während der Arbeiten noch unvorhergesehene Verzögerungen geben.
Und um die Infrastruktur in Lorsbach sieht es trotzdem schlecht aus. Ein vollwertiges Lebensmittelgeschäft gibt es derzeit nicht, die Bankdienstleistungen wurden immer weiter eingeschränkt, der Bahnhof ist nicht barrierefrei, es fehlen Radwege in alle Richtungen und auch im Ort. Ebenfalls Kindergartenplätze. An manchen Problemen wird gearbeitet, die Grünen fürchten trotzdem, „dass es zu einer Stagnation und im schlimmsten Fall sogar zu einer Rückentwicklung kommt“.
Das möchten aber auch die anderen Parteien in der Stadtverordnetenversammlung nicht. Beschlossen wurde daher einstimmig, dass der Magistrat „eine gesamtheitliche Standortanalyse“ erarbeiten lassen soll, die die Infrastrukturprobleme benennt und Lösungen entwickelt. Die Grünen hatten in ihrem Antrag zwar von einem „städtebaulichen Rahmenplan“ gesprochen, schlossen sich aber dem neuen Formulierungsvorschlag von FWG-Mann Nickel an - gemeint hatten sie ohnehin genau dies.
Die Grünen treibt außerdem die Sorge um, der Magistrat und die Verwaltung könnten sich zu sehr auf die Kernstadt konzentrieren und dadurch die Stadtteile vernachlässigen. Mit weiteren Abschnitten ihres Antrages wollten sie daher den Magistrat darauf festlegen, wöchentlich eine Ansprechperson nach Lorsbach zu schicken. Außerdem sollte das bei jeder Sitzung des Ortsbeirates auf der Tagesordnung stehen, und dort sollte auch immer ein hauptamtlicher Dezernent den Magistrat vertreten. Da die anderen Fraktionen dies ablehnten, zogen die Grünen diese Punkte zurück.
Sollten auch andere Stadtteile eine Infrastrukturanalyse wünschen, steht die Stadtverordnetenversammlung laut Wilhelm Schultze (BfH) vor der Situation, Prioritäten setzen zu müssen. bt