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Neue Erkenntnisse am Kapellenberg

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Die Steinklinge aus dem Grabhügel soll in den kommenden Monaten im Labor genauer untersucht werden. becht
Die Steinklinge aus dem Grabhügel soll in den kommenden Monaten im Labor genauer untersucht werden. becht © Becht

Löschteich und steinerne Klinge aus Michelsberger Kultur

Hofheim - Die neuen Grabungen auf dem Kapellenberg haben neue Erkenntnisse gebracht. Demnach hatten die Menschen der Michelsberger Kultur unweit des Meisterturms einen Wasserspeicher als Viehtränke und Löschteich angelegt. Auch zu dem weiter nördlich gelegenen Grabhügel haben sich die Wissenschaftler weitere Erkenntnisse zusammengereimt.

Die Fundstelle wenige Meter entfernt vom Meisterturm fällt vor allem durch eine mit großen Kieselsteinen gepflasterte Fläche auf. Bislang sahen die Archäologen darin den Eingangsbereich eines Gebäudes, in dem vor 6000 Jahren gewebt wurde. So ganz habe das aber nicht zusammengepasst, räumt Prof. Detlev Gronenborn von der Universität Mainz, der die Forschungen leitet, ein.

Deshalb wurde dort jetzt noch weiter in die Tiefe gegraben, in Form eines flachen, etwa einen halben Meter breiten Grabens. An dessen Wänden sind rötliche Ablagerungen deutlich zu sehen - und solche Ablagerungen gibt es nur in Gräben und Gruben, die dauerhaft mit Wasser gefüllt sind. Die Pflasterfläche diente dazu, sich dem Wasser zu nähern, ohne auszurutschen. Pfostenlöcher zeigen an, dass das Gebäude einst überdacht war. Der lehmige Untergrund sorgte dafür, dass das Wasser nicht versickerte.

Wasser gegen Feuer und für die Tiere

Die Häuser der Ansiedlung auf dem Berg habe aus natürlichen, brennbaren Materialien bestanden, so Gronenborn. Für ihn ist daher gut vorstellbar, dass das Wasser auch der Brandbekämpfung diente; transportiert wurde es mit ledernen Säcken. Dass es außerdem zum Tränken der Tiere genutzt wurde, die in der Bergsiedlung lebten, ist für Gronenborn sehr plausibel.

Sicher sind sich die Wissenschaftler auch, dass der weiter nördlich gelegene Grabhügel älter ist als der Löschteich. Aktuelle Grabungen dort haben ergeben, dass die Grundfläche des Grabes ebenfalls mit einer Schicht Steine gepflastert war. Darunter aber wurde nichts gefunden - das Grab entstand also vor den Wohnhäusern. Gronenborn geht davon aus, dass es als weithin sichtbares Herrschaftssymbol gebaut wurde, während die Menschen noch im Tal lebten. Möglicherweise schon zur Michelsberger Zeit wurde es, eventuell im Zusammenhang mit sozialen Umwälzungen, von Menschenhand eingeebnet. Dann gab es eine Pause von bis zu 200 Jahren, bevor sich neue Menschen auf dem Berg ansiedelten, dabei auch den Ringwall mit den Palisaden wieder herrichteten, nicht aber den Grabhügel. In der Geröllschicht dort fanden Studenten bei den Grabungen jetzt eine steinerne Klinge - das damals gebräuchlichste Werkzeug. In die Geröllschicht gelangt ist es wohl erst, nachdem vor Jahren dort ein Baum umstürzte und dabei die Bodenverhältnisse durcheinander brachte.

Weitere Erkenntnisse zu der Klinge könnten die Untersuchungen im Labor in den kommenden Monaten bringen. Geplant werden dann aber auch schon weitere Grabungen im nächsten Jahr. Am Löschteich soll es weiter nach unten gehen, um sein Fassungsvermögen zu ermitteln - und auch dem Grabhügel sollen 2023 weitere Geheimnisse entlockt werden.

Gegraben wird auf dem Kapellenberg seit 2015, Jahr für Jahr gibt es neue Erkenntnisse. Auch jetzt hat sich die von Bürgermeister Christian Vogt geäußerte Hoffnung erfüllt, dass neue Mosaiksteine zur Geschichte des Hofheimer Hausberges ermittelt werden können. Im nächsten Jahr werde es Schritte geben, diese Erkenntnisse besser zu präsentieren, kündigte der Rathauschef an. Im Stadtmuseum gibt es dazu schon eine ganze Abteilung; geplant ist aber auch, die Michelsberger auf dem Berg selbst besser erlebbar zu machen.

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