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Möbelhaus ist nicht gewünscht

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Der Ortsbeirat fürchtet noch mehr Durchgangsverkehr

Hofheim - Michael Müller brachte es auf den Punkt: „Wir sagen ein klares Ja zum neuen Gewerbegebiet, auch ein klares Ja zur Ansiedlung von Polar Mohr samt anderen regionalen Unternehmen. Und wir sagen ein klares Nein zu Unternehmen mit viel Publikumsverkehr, also einem Möbelhaus.“ Was der CDU-Vertreter im Ortsbeirat zum Ausdruck brachte, setzte den Ton in der Debatte. Die laut Magistrat „historische Chance“ für Hofheims Stadtentwicklung, Flächen für Gewerbe zu schaffen, wurde von niemandem bestritten. Aus dem Segen könne jedoch schnell ein Fluch werden: Alle Redner sahen die Gefahr, dass Diedenbergen am Verkehr erstickt.

Niemanden konnte das Argument beeindrucken, wonach die angrenzenden Wohngebiete von Durchgangsverkehr verschont blieben - wie es der Eigentümer und Entwickler des Areals prognostiziere. Im Gegenteil. „Wenn es an der Autobahnabfahrt zu Verkehrsbehinderungen und Rückstau auf die A 66 kommt, besteht die Gefahr, dass die bereits jetzt stark belastete Ortsdurchfahrt als Ausweichstrecke genutzt wird“, so Müller.

Stadtverordnetenvorsteher Andreas Hegeler (CDU) verdeutlichte das an einem Beispiel. Sonderaktionen von Ikea führten flugs zu Rückstaus auf der A 66 - mit dem Unterschied, dass die in Diedenbergen zur Verfügung stehende Strecke sehr viel kürzer sei als an der Abfahrt Wallau. Das Problem müsse gelöst werden, forderte Hegeler.

Ins selbe Horn stieß André Seuberth (FWG). Planer würden stets verkünden, dass in Diedenbergen der Ziel- und Quellverkehr vorherrsche. In Wirklichkeit aber leide der Ort vor allem unter Durchgangsverkehr. „Wir fordern daher ein umfassendes Verkehrskonzept“, sagte Seuberth. Unabdingbar sei etwa, das Gewerbegebiet an den öffentlichen Nahverkehr anzuschließen.

Bei all dem hatte Erster Stadtrat Wolfgang Exner (CDU) keinen leichten Stand, das Vorhaben des Eigentümers Krieger GmbH & Co. KG zu verteidigen. Laut Exner hat sich die „Möbel-Welt“ nicht zuletzt durch Online-Verkäufe stark verändert. Zudem sei die Ansiedlung von großflächigem Einzelhandel in dem Gewerbepark rechtlich nicht zulässig, versuchte der Planungsdezernent die Bedenken hinsichtlich des Frequenzbringers Höffner zu zerstreuen.

Das stimme zwar, hieß es im Ortsbeirat. Einen Möbelmarkt würde dies gleichwohl nicht verhindern, ist das Areal doch als „Sondergebiet Möbel“ ausgewiesen. „Die Botschaft des Magistrats hör’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“, kommentierte Müller. Exner blieb nur, auf das „ganz am Anfang stehende Verfahren“ zu verweisen. Mittels Video-Erfassung von Kfz-Kennzeichen werde man ermitteln, in welchem Maße es Ziel- und Quellverkehr im Ort gebe oder Durchgangsverkehr.

Aaron Kowacs (SPD) fragte, ob der Magistrat sich mit der alten oder neuen Polar-Mohr-Geschäftsführung abgesprochen habe. „Die Neue könnte ja plötzlich bekunden, doch nicht in den Gewerbepark Diedenbergen ziehen zu wollen“, so Kowacs. „Der Erhalt des Standorts steht im Fokus auch der neuen Polar-Geschäftsführung“, sagte Exner. Inwiefern das Vorhaben von Krieger und Stadt Hofheim bei Planungsbehörden wie dem Regierungspräsidium auf Gegenliebe stößt, „werden wir sehen“. Die CDU brachte eine „Südumgehung“ ins Spiel, ausgehend von der Autobahn-Anschlussstelle Marxheim entlang der bereits bestehenden Verbindung zur Autobahnmeisterei und weiter über den parallel zur A 66 verlaufenden Radweg bis zur Anschlussstelle Diedenbergen.

Worauf die SPD mit Unverständnis reagierte. Eine Südumgehung würde immense Kosten heraufbeschwören, fürchtete Ortsvorsteher Klaus Ernst. Unter anderem müsste die Autobahnmeisterei abgerissen werden, und zwar auf Kosten der Stadt. „Mit einer Südumgehung würde der Verkehr auch noch näher an den Ort rücken, das macht keinen Sinn.“ Auf Kowacs’ Vorschlag, den Antrag zu streichen, mochte die CDU sich jedoch nicht einlassen. Mit der FWG gegen die SPD wurde der Antrag verabschiedet.

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