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Kitzretter suchen Unterstützung

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Ein Kitz im Gras. Die Tiere sind nur schwer zu entdecken, auch für die Kitzretter, die bereits ein wenig Erfahrung im Aufspüren der Tiere haben. claudia friedrich
Ein Kitz im Gras. Die Tiere sind nur schwer zu entdecken, auch für die Kitzretter, die bereits ein wenig Erfahrung im Aufspüren der Tiere haben. claudia friedrich © Claudia Friedrich

Morgens ab fünf Uhr sind die Suchtrupps unterwegs

Hofheim - Jedes Frühjahr liest man wieder die traurigen Bilanzen, wenn junge Rehkitze, die von ihren Müttern in den hohen Wiesen abgelegt wurden, beim Mähen zu Tode kommen. In ihren ersten Lebenswochen fehlt es ihnen am Fluchtreflex, und das Ducken ins Gras schützt leider nicht vor den scharfen Klingen. Das Ablaufen der Wiesen vor der Mahd, um die Kitze zu finden und wegzutragen, ist allerdings zum einen sehr aufwendig und zum anderen auch häufig nicht von Erfolg gekrönt, da die wirklich kleinen Tiere gut versteckt im tiefen Gras liegen und zudem keinen Eigengeruch haben, also noch nicht mal von Hunden aufgespürt werden können.

Das wollten ein paar engagierte Freiwillige nicht länger hinnehmen und gründeten im Sommer 2021 den Verein „Kitzrettung Wildsachsen“. Dank der Förderung durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) und einiger Spenden konnte der Verein Wildvergrämungsgeräte und ein äußerst effizientes Hilfsmittel, das die Arbeit der ehrenamtlichen Tierschützer enorm erleichterte, kaufen: eine Drohne mit Wärmebildkamera, die rund 6000 Euro kostet.

10 Tage, 19 Einsätze, 20 gerettete Tiere

Im Mai 2022 führte dann schon der erste Einsatz zum Erfolg: Zwei Kitze konnten entdeckt und gerettet werden; nach der Mahd wurden sie in die Wiese zurückgebracht und tatsächlich auch von ihren Müttern wieder abgeholt. „Schon nach kurzer Zeit haben wir im vorigen Jahr allerdings gemerkt, dass wir mit nur einer Drohne und unserer recht kleinen Gruppe schnell an unsere Grenzen stoßen“, erzählt Claudia Friedrich, die den Verein mit initiierte.

„Zum einen erhalten wir sehr viele Anfragen von Landwirten und zum anderen haben wir aufgrund des Wetters manchmal auch nur ein sehr kurzes Zeitfenster, in dem wir die Wärmebildkamera nutzen können.“ Denn sobald die Sonne richtig am Himmel steht, kann man die Kitze kaum noch vom Rest der - dann erwärmten - Wiese unterscheiden, daher müssen die Retter frühmorgens ab fünf Uhr unterwegs sein; spätestens ab 9.30 Uhr macht es keinen Sinn mehr.

Auch war es für die Landwirte keine einfache Saison, da sich wegen der Witterung die Möglichkeiten, zu mähen, auf wenige Tage reduziert hatten und somit alle auf einmal mähen wollten. „Daher konnten wir uns in erster Linie nur um Wildsachsen und Langenhain kümmern, und auch Letzteres war zeitlich schon schwierig“, so Friedrich. Immerhin aber kann der Verein auf zehn Tage mit 19 Einsätzen und 20 geretteten Kitzen zurückblicken.

Um in kurzer Zeit mehr Flächen absuchen zu können, braucht es allerdings eine zweite Drohne; das war den Vereinsmitgliedern schnell klar. Immerhin konnten 3000 Euro bei der Aktion „Sparda Vereint“ gewonnen werden, und es gab großzügige Spenden von Privatleuten und Unternehmen sowie wieder eine Förderung durch die BLE, so dass tatsächlich der Kauf einer weiteren Drohne mit Wärmebildkamera möglich wurde.

„Spätestens im Mai, wenn die ersten Wiesen gemäht werden sollen, starten wir nun in unsere zweite aktive Saison und können dann zeitgleich zwei Suchtrupps losschicken, um damit noch mehr Landwirte unterstützen und Kitze retten zu können“, freut sich Friedrich. „Die Wildsächser Landwirte haben natürlich Vorrang, aber wenn wir nicht komplett ausgelastet sind, dann helfen wir gerne auch woanders. So hatten wir auch schon Einsätze in Hattersheim, Frauenstein und Schlossborn. Am besten sollte man uns spätestens am Vortag kontaktieren, besser allerdings zwei Tage zuvor, wenn man es vom Wetter her absehen kann.“

Gleichzeitig weiß sie, dass es ohne zusätzliche Hilfe nicht geht. Pro Einsatzteam braucht es neben dem Drohnenpiloten noch drei, vier Leute, die die Wiesen ablaufen, um die per Kamera identifizierten Jungtiere zu bergen: „Bereits in den letzten Monaten haben sich dank der Aufrufe in den sozialen Medien weitere Drohnenpiloten gefunden, die schon erste gemeinsame Treffen und Übungsflüge unternommen haben. Aber wir suchen noch händeringend Helfer, die mit uns frühmorgens gemeinsam die Wiesen durchstreifen und auch die nicht überfliegbaren Regionen ablaufen, um Kitze aufzuspüren.“ Wer also im Mai und Juni Interesse am ehrenamtlichen Einsatz um fünf Uhr früh hat, ist eingeladen, sich beim Verein zu melden!

Weitere Informationen gibt es unter www.kitzrettung-wildsachsen.de

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