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Hofheim: Denkmal für Erforscher des Kapellenbergs

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Von: Andrea Rost

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Seit 2008 finden auf dem Hofheimer Kapellenberg archäologische Grabungen statt. Angeregt hatte sie der Heimatforscher Rolf Kubon.
Seit 2008 finden auf dem Hofheimer Kapellenberg archäologische Grabungen statt. Angeregt hatte sie der Heimatforscher Rolf Kubon. © Michael Schick

Der Hobbyarchäologe Rolf Kubon war der Erste, der steinzeitliche Funde auf dem Hofheimer Kapellenberg sammelte. Mittlerweile ist die Ausgrabungsstätte international bekannt. Die Stadt hat Kubon jetzt ein Denkmal gesetzt.

Als Rolf Kubon in den 1970er Jahren auf dem Hofheimer Kapellenberg Scherben und andere Spuren längst vergangener Zeiten entdeckte, ahnte er bereits, dass das, was er im Wald hoch über Hofheim zu Tage förderte, älter sein musste, als die Wissenschaft bisher vermutete. Tausende Fundstücke sammelte der Hobbyarchäologe, der als Grabungstechniker beim Frankfurter Denkmalamt arbeitete, bei seinen Spaziergängen. Rolf Kubon erstellte Pläne und Karten von Wallanlagen, grub einen Tulpenbecher aus der Zeit von 3800 bis 3600 vor Christus.

Dass seine Theorie, es könnte sich um Relikte aus der jungsteinzeitlichen Michelsberger Kultur handeln, stimmte, erlebte der Hofheimer nicht mehr. Rolf Kubon starb 2010, noch bevor Detlef Gronenborn vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz im Sommer 2012 verkündete: „Was wir hier auf dem Kapellenberg gefunden haben, lässt auf jeden Fall die Hypothese zu, dass der Wall in Gänze steinzeitlich ist.“

Vier Jahre lang hatten Archäologenteams vorher auf dem Kapellenberg geforscht. Angeregt durch Kubons ehrenamtliches Engagement war ein Kooperationsprojekt des Römisch-Germanischen Zentralmuseums und der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz zusammen mit Hessenarchäologie zustande gekommen. Jetzt hat die Stadt Hofheim Rolf Kubon ein Denkmal gesetzt. Auf einer Tafel werden seine Verdienste um die Erforschung der Geschichte des Kapellenbergs gewürdigt. Die Gedenktafel steht hinter der Schranke am Beginn des Aufstieges zum Meisterturm.

Der Fundort

Der Kapellenberg in Hofheim ist einer der größten Fundplätze für Relikte aus der Michelsberger Kultur (4400 bis 3600 vor Christus).

Die Ringwallanlage aus der Jungsteinzeit ist eine von wenigen bisher entdeckten Anlagen aus dieser Zeit in ganz Mitteleuropa. Sie diente wohl zur Abwehr von Feinden.

Der archäologische Rundweg am Kapellenberg ist 4,2 Kilometer lang.

Startpunkt ist am Aufgang zum Meisterturm, Abzweig vom Kreuzweg. aro

Detlef Gronenborn, der die jährlichen Grabungen weiterhin begleitet, spricht vom „Pompej der Steinzeit“, wenn er über den Hofheimer Kapellenberg erzählt. Früher sei er mit Teams aus aller Welt an den Rhein gefahren. Jetzt wollten die ausländischen Archäolog:innen bei ihrem Besuch in Deutschland vor allem die Reste der flächendeckenden Besiedlung des Plateaus oberhalb der Main-Taunus-Kreisstadt sehen. Die steinzeitliche Anlage sei riesig. „So etwas gibt es in Europa äußert selten“, weiß Gronenborn.

Zutage gefördert wurden in den vergangenen Jahren bereits die Überreste einer Wallanlage mit gut erhaltenen Gebäudestrukturen, die über die Besiedlung des 6000 Jahre alten jungsteinzeitlichen Fundplatzes Aufschluss geben. 2018 erstellen Expertinnen und Experten eine digitale Rekonstruktion des jungsteinzeitlichen Dorfes, die die historische Situation zwischen 3800 und 3700 vor Christus während der Ausbauphase des Walls zeigt.

2020 entdeckte das Archäologenteam rund um Projektleiter Gronenborn auf dem Kapellenberg einen Grabhügel aus der Steinzeit. Zuletzt stand der Grundriss eines Grubenhauses im Mittelpunkt der Grabungskampagne. Datiert wird es auf die Hauptbesiedlungszeit des Kapellenberges zwischen 3750 und 3650 vor Christus.

Auf einem Rundweg können Interessierte mehr über Archäologie, Geologie und Nutzung des Hausberges der Hofheimer erfahren. 15 Infotafeln weisen auf die jungsteinzeitlichen Bodendenkmäler hin, die während der Grabungskampagnen freigelegt wurden. Bei der Konzeption der Route wurde der ehemalige historische Rundwanderweg integriert, den Rolf Kubon bereits 1977 zusammen mit dem Hofheimer Heimatforscher Grünter Rühl entworfen hatte.

Demnächst soll es auch eine Dauerausstellung auf dem Kapellenberg geben. Die Stadt will ein „Haus der Michelsberger Kultur“ einrichten, um dort Fundstücke aus den letzten Jahrzehnten zu präsentieren. Geplant ist außerdem die Rekonstruktion der Lebensumstände in der Jungsteinzeit sowie ein dreidimensionales Modell des Kapellenbergs mit Ringwall, Hügelgräbern und Wachturm.

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