Gewerbepark auch ohne Höffner
Polar-Geschäftsführer weist Gerücht über Verlagerung der Betriebsstätte nach Bayern zurück
Hofheim - Die Stimmungslage von Bürgermeister Christian Vogt ist wieder zuversichtlicher geworden. Hatte er sich nach der Stadtverordnetenversammlung in der vergangenen Woche noch erheblich aufgeregt über die von einer Mehrheit beschlossenen Vertagung eines Bebauungsplans für das Gelände der Maschinenfabrik Polar an der Hattersheimer Straße, so zeigte er sich jetzt nach einem Treffen mit Vertretern des Unternehmens und der Parteien des Stadtparlaments wieder zuversichtlicher. Ob zu Recht oder nicht, das wird sich allerdings erst am 14. März zeigen.
Für diesen Tag hat der Stadtverordnetenvorsteher Andreas Hegeler nämlich um 18.30 Uhr zu einer Sondersitzung in die Stadthalle eingeladen. Auf diese drängte der Magistrat und begründete dies damit, dass der Käufer des Geländes, die Kelkheimer Projektgesellschaft Horn, einen Beschluss zur Aufstellung des Bebauungsplans braucht. Anders bekäme der Unternehmer von der Bank nicht die Mittel, die er zur Finanzierung seines Vorhabens braucht. Ein weiteres Abwarten scheide wiederum aus, weil das Unternehmen Polar Zahlungen von Horn zur Abwendung einer Insolvenz brauche.
Auf der Sondersitzung soll aber nicht nur der Beschluss zum Start dieses Bebauungsplanverfahrens gefasst werden, sondern auch für einen weiteren Bebauungsplan - den für ein neues Gewerbegebiet in Diedenbergen. Das wird in der Öffentlichkeit allerdings weitaus kritischer gesehen. Bürgermeister Vogt beharrt aber darauf, dass beides untrennbar miteinander verknüpft sei. Denn nicht nur soll die Firma Polar dann aus dem Stadtkern nach Diedenbergen umziehen können, es gibt nach Darstellung der Stadt auch keine anderen Standorte. Solche seien geprüft worden, versichert Vogt im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Grundeigentümer weiterer Gewerbeflächen in Wallau seien ebensowenig bereit, Grundstücke abzugeben, wie die Besitzer der Fläche zwischen der Rhein-Main-Therme und dem Discounter im Hofheimer Norden. Eine Fläche in Marxheim an der B519 wiederum werde von den Unternehmen als ungeeignet abgelehnt.
Warum aber bleibt Polar nicht an der Hattersheimer Straße? Zunächst einmal sei der Verkaufserlös zum Ausgleich bestehender Verbindlichkeiten und zur Abwendung der Insolvenz gebraucht worden. Zweitens sei der Zuschnitt des Grundstücks nicht geeignet dafür, die Produktionsabläufe effektiver zu machen - das aber steht an. Drittens sei der Neubau einer Fabrik im laufenden Betrieb schwierig und teuer, erklärt Polar-Geschäftsführer Thomas Raab gegenüber dieser Zeitung. Und viertens sei die übrig bleibende Fläche nach dem Neubau der Fabrik für den Wohnungsbau nicht sehr attraktiv. Raab tritt bei der Gelegenheit auch ausdrücklich dem Verdacht entgegen, die neue Eigentümerstruktur der Maschinenfabrik diene vor allem dem Zweck, Gewerbesteuern zu sparen und womöglich nur das Firmenvermögen für den Investor nutzbar zu machen. Eigentümer der Firma ist inzwischen die Polar Cutting Technologies GmbH, die alleine der Polar Mohr Beteiligungs GmbH mit Sitz in Unterhaching gehört. Die wiederum gehört zur SOL Capital Management GmbH mit Sitz in Wien.
Autohaus Flebbe hat kein Interesse mehr
Solche Konstruktionen seien üblich, gerade wenn es um Finanzinvestoren ginge, so Raab. Geschäftsmodell der Eigentümer ist es nach seinen Worten, das Unternehmen zu sanieren, seinen Wert zu steigern und es so nach fünf bis zehn Jahren mit Gewinn wieder zu verkaufen. „Wir arbeiten als unabhängige Firma und gehören nicht zu einem Konzern“, so Raab. Dieser weist auch den Verdacht zurück, der Firmensitz der Polar Mohr Beteiligungs GmbH sei in Unterhaching, um Gewerbesteuern zu sparen. Abenteuerlich sei die Idee, die Firma dorthin zu verlegen. Die wenigsten Mitarbeiter würden diesen Wechsel mitmachen, zu viel Fachwissen ginge dadurch verloren. Gewerbesteuer aber werde dort gezahlt, wo die Betriebsstätte sei, nicht am Firmensitz.
Die Betriebsstätte aber soll nach dem erklärten Willen des Magistrats nach Diedenbergen umziehen. Und die Verwaltung möchte die Chance nutzen, bei der Gelegenheit in einem größeren Gewerbegebiet weitere Firmen anzusiedeln. Das in Hattersheim ansässige Autohaus Flebbe gehört zwar nicht mehr zu den Interessenten, wie das Unternehmen auf Anfrage bestätigt. Die Firma Beauty Hills Cosmetic, die von der Stadt ebenfalls genannt worden war, ist aber ausdrücklich nach wie vor an einem Umzug nach Diedenbergen interessiert. Nach den Worten von Bürgermeister Vogt haben sich auch noch weitere Unternehmen gemeldet, die Interesse an einem Gewerbestandort nahe der Autobahn haben. Wenn die Stadtverordnetenversammlung es wünsche, könne das Gewerbegebiet auch ohne das Möbelhaus Höffner realisiert werden, so Vogt.