Es fehlt weiterhin Kita-Personal
Stadtverordnete diskutieren über Probleme und angebliche Versäumnisse
Hofheim - Rund 300 Betreuungsplätze für Krippen- und Kindergartenkinder fehlen in Hofheim. Klar ist, dass es mit der Schaffung von Gebäuden nicht getan ist. Das erkennt man am der schon vor längerer Zeit eröffneten Kindertagesstätte Sankt Bonifatius im Schlesierweg. Dort ist bis heute eine Gruppe für Kinder unter drei Jahren nicht eröffnet worden, weil kein Personal gefunden wird.
So extrem sieht es zwar nicht überall aus, aber das Problem besteht flächendeckend. „Die katholische Pfarrei Sankt Elisabeth sucht für ihre Kindertagesstätten in Hofheim, Kriftel und Eppstein ab sofort pädagogische Fachkräfte in Teil- und Vollzeit“, heißt es auf der Internetseite der Hofheimer Katholiken. Es fehlen offensichtlich überall Kräfte, und es wird dringend gesucht. Der Magistrat geht mit den freien und kirchlichen Trägern eher vorsichtig um, denn diese betreiben einen großen Teil der Einrichtungen. Das entlastet die Stadt. Aber ganz zufrieden ist man im Rathaus nicht. Die Träger hätten ihre speziellen Vorstellungen zu den pädagogischen Inhalten, deutet Kindergartendezernent Bernhard Köppler (SPD) an, dass an manchen Stellen bei der Personalauswahl etwas mehr Flexibilität denkbar sei.
Bürgermeister Christian Vogt (CDU) wird noch deutlicher: „Wir müssen die freien Träger mehr in die Pflicht nehmen, und wenn sie dazu nicht bereit sind, muss die Stadt eingreifen“, so der Rathauschef. Für Jörg Fichtl, Fachbereichsleiter Kinderbetreuung im Rathaus, ist es kein Zufall, dass manche Einrichtungen nur selten Personalprobleme haben, andere aber dauerhaft. „Auch darüber müssen wir mal sprechen.“ Christian Vogt wiederum kann sich auch organisatorische Veränderungen vorstellen, er sprach davon, die Einrichtungen in einer „Art Eigenbetrieb“ zusammenzufassen.
Aber solche Überlegungen sind nicht unumstritten. „Ich bin froh, dass wir da keinen Eigenbetrieb haben, denn so können wir uns als Stadtverordnete mehr einbringen“, meint Anette Wenzel (SPD). Fakt ist: Über städtische Einrichtungen, die als Eigenbetriebe organisiert sind, wird lediglich nicht öffentlich in einer Betriebskommission gesprochen.
Vogt, Köppler und Fichtl widersprachen im Sozialausschuss allerdings dem Eindruck, die Stadt unternehme nichts, um neue Erzieherinnen und Erzieher zu gewinnen oder die vorhandenen zu entlasten. Beispielsweise würden reine Verwaltungsarbeiten teilweise im Rathaus erledigt, damit die Leitungen der Einrichtungen mehr Zeit für die Kinder haben. Längst bediene sich die Stadt auch einer Personalvermittlungsagentur und stelle den Mitarbeitern auf Wunsch Jobtickets zur Verfügung. Nachgedacht wird derzeit darüber, ob mit Stipendien mehr Interessenten für die Ausbildung gewonnen werden können.
Die Stadtverordneten sind freilich nicht zufrieden mit den Ausführungen des Magistrats. Katharina Eitel (BfH) erinnerte an den 2021 beschlossenen Auftrag an den Magistrat, mit allen Trägern Gespräche über die Personalprobleme zu führen. „Ich habe den Eindruck, dass gar keine Gespräche geführt worden sind“, sagt sie. Nach Einschätzung des Stadtverordneten Bernd Hausmann (Linke) wiederum könnte ein gewichtiges Argument für Erzieherinnen sein, wenn die Stadt ihnen preiswerte Wohnungen anbieten könnte. Anette Wenzel (SPD) wiederum sieht in der Ausstattung der Einrichtung einen ganz wichtigen Faktor. „Davon hängt ab, ob die Erzieherinnen so arbeiten können wie sie es sich vorstellen.“
Zu Ende diskutiert ist das Thema nicht. Jörg Fichtl rechnet einerseits damit, dass das Problem sich noch verschärft. Bürgermeister Vogt hält aber auch nichts davon, wenn die Stadt Erzieherinnen von anderen Einrichtungen oder aus Nachbarkommunen abwirbt. Und alle Beteiligten hoffen, dass es sich nicht zu häufig wiederholt, dass, wie in der Kindertagesstätte am Steinberg, gleich drei Erzieherinnen längerfristig wegen Schwangerschaft ausfallen. bt