Belegschaft ist erleichtert

Neuer Eigentümer von Polar Mohr würde Fabrik gerne in Diedenbergen errichten
Hofheim - Den Verkauf von Polar Mohr an den österreichischen Finanzinvestor SOL Capital hatten sie - wie berichtet - schon am Mittwoch bekanntgegeben, gestern stellten sich der neue Geschäftsführer des nun als Polar Cutting Technologies geführten Spezialisten für Schneidemaschinen, Thomas Raab, und Haiko Stüting, Geschäftsführer der SOL Capital Management GmbH, den Fragen der Presse. Mit dabei waren auch der Generalbevollmächtigte im Schutzschirmverfahren, Rechtsanwalt Dr. Robert Schiebe, und der Betriebsratsvorsitzende Frank Wagner. Mit Erleichterung habe die Belegschaft von Polar die Einigung mit der SOL Capital und die Nachricht aufgenommen, dass alle Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz behalten, konnte Wagner berichten. Immerhin habe man sechs Monate lang „nicht gewusst, wo es hingeht“.
Ein „Cherrypicking“, also nur eine Übernahme ausgewählter Kräfte, habe man nicht gewollt, unterstrich Haiko Stüting. „Arbeitskraft ist heute sehr, sehr wertvoll“, erinnerte der neue starke Mann, der als Eigentümervertreter nun mit Geschäftsführer Raab in den nächsten Wochen das Konzept für die künftige Strategie von Polar Mohr konkreter ausarbeiten will. „Eher Evolution als Revolution“ werde es, so Raab, Ziel ist in jedem Fall aber eine Umsatzsteigerung. Sehr spät erst war der österreichische Fonds, dessen Geldgeber nach Stütings Angaben ausschließlich aus Europa kommen, in das Bieterverfahren eingetreten, nicht zuletzt wohl, weil Stüting aus seiner früheren Tätigkeit als CEO einer der größten Druckereien Europas der Name Polar wohlvertraut war. Der sei als Marke „ein Gattungsbegriff wie Kärcher oder Tempo“, und damit viel mehr als ein Unternehmensname. Allein das zeige, welche Qualität mit den Produkten verbunden sei, die „aus Hofheim in die Welt“ gehen, wie einer der Werbeslogans von Polar lautet.
Geht es nach den neuen Verantwortlichen, soll das auch so bleiben. Die Option, in Diedenbergen das neue Werk zu errichten, das wegen des Verkaufs des Stammsitzes gebraucht wird, würde auch der neue Eigentümer gern ziehen - so sie zum Tragen kommt. In der Region wolle man, allein der Mitarbeiter und ihres speziellen Know-hows wegen in jedem Fall bleiben. Rund ein Jahr brauche man zur Realisierung eines neuen Werks, meint Raab. Der Umzug müsse „in drei bis vier Jahren“ erfolgt sein.
Ob die „Dienst Verpackungstechnik“, die noch im Besitz der Familie Mohr und nun im Schutzschirmverfahren ist, dann mit von der Partie ist, soll sich in nächster Zeit entscheiden. Eine Übernahme durch die SOL sei „nicht ausgeschlossen“, so Stüting.
Dass die Familie Mohr der Verkauf von Polar „auch wehmütig“ gestimmt habe, verriet Rechtsanwalt Schiebe. „Sie waren sich aber der Verantwortung bewusst, die sie für die Mitarbeiter und für Hofheim haben.“ Für die Zukunft versprach Raab mehr „Transparenz und Kommunikation“ nach außen wie innen. „Auch die Mitarbeiter müssen wissen, wie es um die Firma steht.“