Sie organisieren den Mittagstisch

Evangelische Kirchengemeinde aktiviert nach einer Pause wieder einen besonderen Treffpunkt
Hattersheim - Einsamkeit, die psychischen Folgen durch die Besuchsbeschränkungen während der Corona-Pandemie sowie zu wenig Geld, um sich ohne Probleme die notwendigen Dinge des alltäglichen Bedarfs kaufen zu können: Alles dies sind für sehr viele Menschen einschneidende Lebenssituationen. Manche Rentnerin, mancher Rentner spart seit einigen Monaten bei den Lebensmitteln, um über die Runden zu kommen. Da hilft auch eine Rentenerhöhung nichts, denn die Inflation wirkt spürbar. Fast alles ist teurer geworden. Dies ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist genau so nachteilig: Dass nämlich in einem reichen Land wie Deutschland eines Tages viele Menschen beim Einkaufen von Lebensmittel sparen müssen, und damit auch auf manches Mittagessen verzichten, hätte wohl vor einigen Jahren niemand geglaubt. Doch die Realität hat solche Befürchtungen der Hilfs- und Wohlfahrtsverbände längst eingeholt. Es gibt immer mehr Menschen die Probleme haben, ihren Alltag zu finanzieren . Zwar soll bei Anspruchsberechtigten mit Hilfe der staatlichen Sozialleistungen zum großen Teil ein menschenwürdiges Leben gesichert werden. Doch Geld alleine hilft nicht in allen Fällen. Denn es gibt eine weitere Situation, die wegen der sich immer mehr auflösenden Familienstrukturen seit einigen Jahren grassiert. Es ist die Einsamkeit unter der viele Menschen leiden, egal ob Frauen oder Männer, die keine nahen Angehörigen haben oder die von diesen nicht mehr oder nur noch ab und an besucht werden. Zwei Fliegen mit einer Klappe versuchen deshalb Hilfsorganisationen und Glaubensgemeinschaften zu treffen. So gibt es beispielsweise in vielen Kommunen sowie kirchlichen Einrichtungen eine Lebensmittel-Tafel, die überzählige und kurz vor der Entsorgung stehende Lebensmittel verteilen. In Hattersheim gibt es noch ein Angebot, das wegen der Corona-Pandemie lange Zeit nicht mehr realisiert werden konnte. Es geht um den Mittagstisch der evangelischen Kirchengemeinde , der erfolgreich angelaufen war und wieder aktiviert wurde. Nach zwei Jahren Corona-Abstinenz ist der Mittagstisch neu gestartet. So wollten sich Ende Januar 27 Menschen das gemeinsame Essen nicht entgehen lassen. Aufgetischt wurde eine herzhafte Linsensuppe mit Würstchen und Tiroler Speck, ebenso eine vegetarische Variante und zum Nachtisch eine süße Verlockung.
Der Mittagstisch wurde von Simon Paluch, dem Leiter und Koordinator des Begegnungs- und Familienzentrums Hattersheim, wiederbelebt. „Den Menschen war es wichtig, dass der Mittagstisch nach einer so langen Pause wieder zur Regelmäßigkeit in Hattersheim wird. Die Menschen sehnen sich nach der Gemeinschaft und den gemeinsamen Gesprächen - das Essen rückt dabei meist in den Hintergrund“, berichtet Paluch. Acht ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, einige waren auch vor der Corona-Pandemie mit von der Partie, halfen dabei, dass das Essen ein äußerst schmackhafter Erfolg wurde. „Wir kochen mit Liebe für unsere Gäste, uns ist es wichtig, dass jeder einzelne Gast bedient wird und sich wohlfühlt bei uns“, erläuterte Simon Paluch.