Rechenzentren auf der grünen Wiese

Das Frankfurter Unternehmen Interxion beginnt mit dem Bau eines Digitalparks im Hattersheimer Kastengrund.
Rapsfelder blühen in sattem Gelb, Pferde grasen auf saftig grünen Wiesen – mittendrin liegt, zwischen Hattersheim und dem Flörsheimer Stadtteil Weilbach, das Gelände Kastengrund. Der international agierende Rechenzentrumsbetreiber Interxion hat dort am gestrigen Mittwoch den Grundstein gelegt für einen weiteren Digitalcampus im Rhein-Main-Gebiet. 28 000 Quadratmeter IT-Fläche mit einer Stromkapazität von 70 Megawatt werden im Kastengrund bis 2026 zur Verfügung stehen, 200 neue Arbeitsplätze sollen entstehen.
FRA 33 heißt das erste Rechenzentrum, das auf Hattersheimer Gemarkung gebaut wird und im Herbst 2023 bezogen werden kann. Ein weiteres Rechenzentrum, FRA 34, will Interxion am gleichen Standort Ende 2026 eröffnen. Sein Unternehmen investiere einen hohen dreistelligen Millionenbetrag in den Digitalpark Hattersheim, sagte Geschäftsführer Volker Ludwig bei der Grundsteinlegung. Auch ein Umspannwerk werde gebaut. „Mit optimaler Anbindung an den weltweit größten Internetknoten in Frankfurt wird der Digitalpark in Hattersheim das Rückgrat der digitalen Infrastruktur in Deutschland weiter stärken“, sagte Ludwig.
Seit 2019 hatten die städtische Wirtschaftsförderung und Bürgermeister Klaus Schindling (CDU) Gespräche mit dem Rechenzentrumsbetreiber geführt, hinter dem der US-Investmenttrust Digital Realty steht. Vor drei Jahren wurde der Verkauf des 13,8 Hektar großen Geländes im Kastengrund bekanntgegeben. Digital Realty zahlte 57 Millionen Euro an den Main-Taunus-Kreis.
Der Landkreis hatte das Areal der ehemaligen Tierversuchsanstalt 2015 vom französischen Pharmakonzern Sanofi gekauft, um dort Flüchtlinge unterzubringen und Büros der Kreisverwaltung auszulagern. Zurzeit befindet sich noch ein Corona-Impfzentrum in den alten Backsteingebäuden.
Von einem partnerschaftlichen Miteinander zwischen Kreis und Stadt sprach gestern Hattersheims Rathauschef Schindling. Gemeinsam habe man die Realisierung des Digitalcampus möglich gemacht. „Die Ansiedlung eines solchen Global Players der Rechenzentrumsbranche ist ein weiterer Schritt Hattersheims zur Digital City“, sagte Schindling, der bei der Bürgermeisterwahl am 8. Mai für eine zweite Amtszeit kandidiert.
Das Unternehmen E-Shelter, das unter dem Namen des Mutterkonzerns NTT Global Data Centers firmiert, betreibt bereits fünf Rechenzentren in Hattersheim, weitere sollen folgen. Auch andere Unternehem der Tech-Branche haben sich mittlerweile in Hattersheim angesiedelt. Der Main-Taunus-Kreis sei Gründungsmitglied der Gigabitregion Frankfurt/Rhein-Main, sagte Landrat Michael Cyriax (CDU). „Wir unterstützen den flächendeckenden Ausbau schneller Internetverbindungen, wir brauchen auch Rechenzentren.“
Die Gebäude des Digitalparks Hattersheim sollen zweistöckig gebaut, ihre Fassade grün gestrichen werden. Nur die Kamine werde man von der Autobahn 66 erkennen können, sagte Thomas Wacker, der bei Interxion für Expansion zuständig ist. Ansonsten würden sich die Rechenzentren harmonisch in die Landschaft einfügen. Bebaut würden lediglich 28 000 Quadratmeter der 138 000 Quadratmeter großen Fläche im Kastengrund. Der Rest des Geländes werde nach Abschluss der Bauarbeiten neu bepflanzt. In mehreren Teichen werde Regenwasser aufgefangen. 280 Tiere habe man in Absprache mit der Naturschutzbehörde erfolgreich umgesiedelt.
Wie die Abwärme der Rechenzentren künftig genutzt wird, muss noch entschieden werden. Wie Wacker sagte, können damit 4000 Einfamilienhäuser beheizt werden.