„Menschen sollen zu Wort kommen“

20 Jahre Haus Sankt Martin / Erhard Scherfer und Klaus Störch präsentieren Fotos
Hattersheim - Soziale Ausgrenzung macht sich nicht zuletzt darin bemerkbar, dass die Betroffenen nicht mehr gehört oder gesehen werden, dass sie sozusagen stumm werden. Die Ausstellung „Mein Leben - so anders“, die anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Caritas-Facheinrichtung für wohnungslose Menschen in Hattersheim von Erhard Scherfer und Klaus Störch entwickelt und realisiert wurde, will dem entgegenwirken. Fast ein Jahr haben die beiden Fotografen an dem Projekt gearbeitet. Nun können sie ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit vorstellen.
Die Ausstellung wird im Rahmen des Veranstaltungsprogramms „Kunst und Kultur am Autoberg“ am Freitag, 3. Februar, um 14 Uhr mit einer Vernissage sowie einem Werkstattgespräch eröffnet. Antje Kern, professionelle Fotografin aus Hofheim, wird in die Ausstellung einführen. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zum Gespräch mit den Fotografen und Autoren.
„Ein Jubiläum ist häufig Anlass für feierliche Rückblicke und Festschriften, in denen viele zu Wort kommen, nur die Betroffenen nicht“, erklärt Torsten Gunnemann, Vorstand des Caritasverbands Main-Taunus, und ergänzt: „Wir gehen hier bewusst einen anderen Weg, wir wollen, dass die Menschen aus dem Haus Sankt Martin zu Wort kommen, wir wollen ihnen Gelegenheit geben, ganz subjektiv von sich aus ihrer Perspektive zu erzählen.“
Die Schau zeigt 20 Fotoporträts von Besucherinnen und Besuchern des Hauses, wohnungslose, ehemalige wohnungslose und von Armut betroffene Menschen aus einer anderen Perspektive. Die dazugehörigen Interviews geben einen Einblick in ihr Leben und ihre Erwartungen, sie erzählen von Hoffnungen, Enttäuschungen, Neuanfängen und vom Scheitern.
„Unser Ziel ist es, Öffentlichkeit herzustellen, über die Probleme wohnungsloser Männer und Frauen aufzuklären und für Verständnis und für Empathie zu werben“, beschreibt Erhard Scherfer die Motivation zu diesem Fotoprojekt. Scherfer engagiert sich seit mehr als sechs Jahren ehrenamtlich für Obdachlose in der Wohnungsloseneinrichtung.
Und Klaus Störch, der Einrichtungsleiter, ergänzt: „Über die Darstellung von Einzelschicksalen in Wort und Bild wollen wir darauf hinweisen, dass jeder unverschuldet in die Obdachlosigkeit geraten kann, aber auch wie wichtig die professionelle Arbeit in der Wohnungsnotfallhilfe ist.“
In den Fotografien und den Interviews, so erläutert Torsten Gunnemann, zeige sich die Haltung und das Selbstverständnis der Hattersheimer Facheinrichtung sowie des Caritasverbands Main-Taunus: „Der Mensch steht im Mittelpunkt.“ Dieses Leitmotiv werde auch in Zukunft für das Haus Sankt Martin maßgeblich sein. „Es gibt noch viel zu tun. Ich bin davon überzeugt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Haus Sankt Martin werden auch in Zukunft weiterhin ihr Bestes geben.“
Die Ausstellung „Mein Leben - so anders“ ist vom 3. Februar bis einschließlich 15. März im Haus Sankt Martin am Autoberg, Frankfurter Straße 43, zu sehen. Der Eintritt ist frei. red