Jubiläum des Welten-Verbinders

Klaus Störch ist seit 25 Jahren bei der Caritas-Obdachlosenhilfe
Hattersheim - Es gehört keine besondere Klugheit dazu, um zu wissen, dass die Arbeit von Institutionen und sozialen Einrichtungen von den Menschen abhängig sind, die sie betreiben. Eine Person kann viel Gutes bewirken, genauso wie eine Person viel zerstören oder stören kann. Diese Dualität ist immer wieder in vielen Hilfseinrichtungen zu finden. Wo geholfen wird, da gibt es genauso fehlerhafte Entwicklungen, die zwar gut gemeint, aber schlecht umgesetzt werden.
Das Parade-Gegenbeispiel verkörpert die Caritas-Obdachloseneinrichtung Haus Sankt Martin am Autoberg an der Frankfurter Straße. Seit zwei Jahrzehnten ist sie in der Kommune und in der Stadtgesellschaft positiv etabliert. Zu verdanken ist das vor allem und hauptsächlich dem Leiter der Einrichtung, Klaus Störch. Der Sozialpädagoge kann in diesem Jahr ein Arbeitsjubiläum feiern, das die 25 Jahre in den Mittelpunkt stellt, die er für die Caritas-Obdachlosenhilfe tätig ist.
Störch indessen weist darauf hin, dass es für ihn immer die Teamarbeit war und ist, die in der Einrichtung zur Geltung kam und kommt. Ohne diese gehe es nicht. Deswegen sieht sich Klaus Störch als Teamarbeiter.
Dabei wäre es beinahe dazu gar nicht gekommen. Denn seiner Eltern hatten, wie Klaus Störch in einer launigen Ansprache bei einer kleinen Feierstunde erklärte, etwas anderes mit ihm im Sinn. Beruflich sollte er nämlich seine Meriten als Sozialversicherungsfachangestellter verdienen. Doch für Klaus Störch war nach zwei Tagen klar: „Da bleibe ich nicht lange“. Er habe sonntags schon Bauchschmerzen gehabt, wenn er an den folgenden Arbeitstag gedacht habe.
Glücklicherweise hatte er mit Martina Czupalla eine geduldige Ausbilderin, die ihm während der Ausbildungszeit immer wieder gut zuredete und viel Verständnis für ihn aufbrachte. Schließlich vollendete er die Ausbildung und begann später mit einem Studium. Seine Eltern hatten indessen gehofft, dass er nach Beendigung seiner Ausbildung als Sozialversicherungsfachangestellter dann bei diesem Beruf und bei der sicheren Arbeitsstelle bleiben würde.
Doch da hatten sie sich geirrt, wie Klaus Störch schmunzelnd bei der kleinen Feierstunde zu seinem Dienstjubiläum erzählte. Dass zu dieser auch seine ehemalige Ausbilderin von der Sozialversicherung eingeladen war, mit der er seit 40 Jahren befreundet ist, sei als Anekdote am Rand erwähnt. Denn es dokumentiert zugleich, dass der Sozialpädagoge diejenigen Menschen nicht vergessen hat, die ihn in seinem Denken und bei seinen Plänen von Anfang an unterstützt haben.
Klaus Störch, dessen Vater „bei Opel“ und dessen Mutter in einem kleinen Flörsheimer Kaufhaus arbeitete, wie er erzählte, ist immer auf dem Teppich geblieben. Das musste er auch, denn nach seinem Studium war es gar nicht so einfach, eine entsprechende Stelle zu finden. Schließlich hatte Störch während seines Studiums aber bereits in Obdachloseneinrichtungen in Darmstadt und Offenbach gearbeitet. Dort hatte er die Nachtschichten übernommen und tagsüber an der Uni studiert.
Später erreichte ihn, nachdem er sein Studium absolviert hatte, ein Anruf des damaligen Caritas-Geschäftsführers Ottmar Vorländer. Der Sozialmanager wollte Klaus Störch für den Aufbau einer Obdachloseneinrichtung gewinnen. Tatsächlich war Störch erst etwas skeptisch, als ihm damals auch der im Main-Taunus-Kreis politisch engagierte Gerd Mehler nicht hundertprozentig zusagen konnte, wie das Projekt finanziert werden könne. Er sei kein wagemutiger Mensch, räumte Störch bei seiner Ansprache ein. Doch schließlich habe er sich einen Ruck gegeben und zugesagt.
Im Nachhinein war es für beide Seiten die richtige Entscheidung. Und Klaus Störch, der als Fotograf selbst künstlerische Ambitionen verfolgt, gelang es, verschiedene Welten miteinander zu verbinden. Nach dem Start der Obdachloseneinrichtung in Hofheim stand Monate später der Umzug nach Hattersheim an, was bei Anwohnern der Frankfurter Straße auf Vorbehalte traf.
Was damals für Aufregung sorgte, ist heute kein Thema mehr. Zudem ist es Klaus Störch gelungen, Kultur in Form von Ausstellungen und Begegnungen mit Künstlern in die Einrichtung zu holen. Dies wirkt nach in der Stadtgesellschaft, die längst ihre Scheu vor der Einrichtung verloren hat, wenn diese vorher vorhanden war. Zu verdanken ist dies Klaus Störch. Er ist ein Welten-Verbinder geworden.