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Ein einmaliger Flettner-Roller

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Der Flettner-Roller wurde wohl zwischen 1934 und 1938 in Hessen-Nassau gebaut. klassik garage kronberg
Der Flettner-Roller wurde wohl zwischen 1934 und 1938 in Hessen-Nassau gebaut. klassik garage kronberg © Winkler/Klassik Garage Kronberg

Der Zufallsfund soll im Stadtmuseum im Sarotti-Werkstattgebäude unterkommen / Eröffnung im Mai

Hattersheim - In rund zwei Monaten soll das Stadtmuseum in den Räumen des ehemaligen Sarotti-Werkstattgebäudes eröffnen. Die Vorbereitungen für die historische Ausstellung laufen derzeit nicht nur in Hattersheim, sondern auch in Kronberg. Dort betreibt der ehemalige Okrifteler Klaus Flettner seine „Klassik Garage“. Schon allein der Nachname des Oldtimerfreunds dürfte geschichtlich interessierte Hattersheimer aufhorchen lassen. Denn Flettners Urgroßonkel war der berühmte Eddersheimer Erfinder Anton Flettner, dem der Geschichtsverein einen eigenen Bereich im Stadtmuseum widmet. Klaus Flettner bereitet ein besonderes Originalstück für die Präsentation in Hattersheim vor.

Anton Flettner hat sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit der Entwicklung innovativer Antriebsformen einen Namen gemacht. Ausstellungen und Recherchen zur Arbeit des Eddersheimer Erfinders gibt es nicht erst seit der Planung des Hattersheimer Stadtmuseums. Unter anderem zeige das Deutsche Museum den Nachbau des Hubschrauber-Modells „Kolibri“, weiß Klaus Flettner. Was er dem Hattersheimer Stadtmuseum zur Verfügung stellt, gibt es jedoch nirgendwo sonst zu sehen.

„Da ist schon viel Hirnschmalz reingeflossen“

Vor rund fünf Jahren erhielt der Nachfahre des Erfinders eine Nachricht von Verantwortlichen der Rüsselsheimer Opel-Sammlung. Auf der anderen Mainseite war ein blau-grauer Motorroller aufgetaucht, unter dessen Vorderlampe der Name Flettner eingestanzt ist. Das Kennzeichen IT-6632 lässt darauf schließen, dass das motorisierte Zweirad im Zeitraum zwischen 1934 und 1938 in Hessen-Nassau gebaut wurde.

„Diesen Roller hat noch kein Mensch gesehen“, berichtet Klaus Flettner, der bei seinen Recherchen in den vergangenen Jahren kein weiteres Modell aufspüren konnte. Dass das Gefährt überhaupt gefunden und an ihn weitergeleitet wurde, gleiche der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen, meint der Autoschrauber. Die Zuordnung zu Anton Flettner sei nur möglich gewesen, weil der Name auf dem Roller verewigt wurde. Klaus Flettner geht davon aus, dass es sich beim Modell seines Urgroßonkels um einen frühen Vorläufer von Rollern wie etwa der italienischen Vespa handelt. Der Flettner-Roller lasse bereits erkennen, dass eine Entwicklung als Massenprodukt geplant gewesen sei.

Darauf deute unter anderem die Verwendung von einfachem, kostengünstigem Material hin. „Da ist schon viel Hirnschmalz reingeflossen“, sagt Klaus Flettner, der das Gefährt als Leihgabe an das Stadtmuseum weitergibt. Derzeit nehme er noch ein paar optische Ausbesserungen am Lack und an den Rädern vor, sagt der Urgroßenkel. Dass Anton Flettner ein wichtiger Teil des Hattersheimer Museums wird, sei für seine Familie „absolut bedeutend“, erklärt Klaus Flettner. Der Erfinder habe in seinem Umfeld immer eine große Rolle gespielt. So habe beispielsweise schon sein Vater zur Arbeit des Vorfahren recherchiert. Neben ihm selbst sei auch sein Bruder sehr an der Flettner-Historie interessiert. Manchmal begegne man den Errungenschaften des Urgroßonkels sogar ganz unverhofft: Als er im Sommer an die Ostsee reiste, habe er ganz beeindruckt festgestellt, dass die Fähren dort Flettner-Rotoren als Antrieb verwenden, berichtet Klaus Flettner.

Neben Infos und Ausstellungsstücken zu Anton Flettner wird das Stadtmuseum auch Exponate zur Hattersheimer Kirchengeschichte, zu Industriebetrieben und zur Frühgeschichte präsentieren. Die Ausstellung im denkmalgeschützten Sarotti-Werkstattgebäude soll im Rahmen des Internationalen Museumstags am 21. Mai öffnen.

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