Bauen für „nachhaltige Digitalisierung“
Rechenzentrumsbetreiber hebt bei Richtfest Landschaftsschutz und Naturschutz hervor
Hattersheim - Die neue Nutzung des Kastengrund-Areals nimmt langsam Form an. Auf einer Fläche, die vier Fußballfeldern entspricht, sollen künftig digitale Daten gespeichert werden. Rechenzentrumsbetreiber Digital Realty will Kunden in seinen neuen Anlagen FRA33 und FRA34 rund 28 000 Quadratmeter Serverfläche bieten. Der Digital Park Hattersheim entsteht auf einem 13,8 Hektar umfassenden Gelände zwischen Hattersheim und den Weilbacher Kiesgruben. Nun feierte das Unternehmen die Fertigstellung des Rohbaus für das erste Rechenzentrum, FRA33.
„Das Richtfest des ersten Bauabschnitts unseres neuen Rechenzentrums FRA33 ist ein wichtiger Meilenstein - nicht nur für Digital Realty, sondern auch für den Wirtschaftsstandort Rhein-Main“, stellte Senior Vice President Volker Ludwig fest. Das Unternehmen schaffe Raum für nachhaltige Digitalisierung.
280 Tiere umgesiedelt
Bürgermeister Klaus Schindling (CDU) äußerte seine Freude über den schnellen Baufortschritt. „Mit diesem neuen Standort gehen wir einen weiteren großen Schritt in der Entwicklung unserer Digital City“, erklärte der Verwaltungschef. Die Ansiedlung von Digital Realty beweise die Attraktivität Hattersheims für fortschrittliche Unternehmen.
Landrat Michael Cyriax (CDU) bezeichnete Rechenzentren als „Rückgrat der digitalen Kommunikation“. Das Projekt auf dem Kastengrund trage dazu bei, die IT-Struktur der Region weiter voranzubringen. Der Main-Taunus-Kreis hat die Fläche für 57 Millionen Euro an den Digitaldienstleister verkauft.
In der ersten Anlage FRA33 soll Kunden nach Fertigstellung rund 40 Megawatt IT-Kapazität auf 16 000 Quadratmetern Fläche zur Verfügung stehen. Digital Realty hebt darüber hinaus die nachhaltige Landschaftsplanung und den Artenschutz hervor. Ein besonderes Augenmerk gelte der Erhaltung vorhandener Grünflächen und der Erweiterung durch zahlreiche Neupflanzungen. Somit biete man Tieren einen geeigneten Lebensraum. Der Rechenzentrumsbetreiber betont die hohe Priorität, die der Schutz bedrohter Tierarten für das Unternehmen habe. Vor Baubeginn seien in Absprache mit den Naturschutzbehörden Kartierungen auf dem gesamten Gelände vorgenommen worden. Man habe rund 280 Tiere erfolgreich umgesiedelt.
Die neuen Eigentümer der Flächen weisen darauf hin, dass ihr Bauvorhaben nach dem internationalen Zertifizierungsverfahren LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) für energie- und ressourcenschonendes Bauen geplant werde. Außerdem soll die notwendige Infrastruktur installiert werden, um die Abwärme des Rechenzentrums künftig in Nah- und Fernwärmenetze einspeisen zu können. Die Fertigstellung des ersten Bauabschnitts ist für den Herbst 2023 geplant.
Bevor sich die ersten Fassaden der Rechenzentren auf der Fläche erhoben, hatte das eingezäunte Areal eine wechselvolle Geschichte hinter sich: Bekanntheit erlangten die Flächen, nachdem die Farbwerke Hoechst in den 1960er-Jahren eine Tierversuchsanstalt einrichteten. 2011 legte Betreiber Sanofi den Betrieb still. Der Main-Taunus-Kreis übernahm die Flächen in der Flüchtlingskrise und quartierte ab 2016 Asylbewerber in den umgebauten Räumen ein. Während der Corona-Pandemie diente der Kastengrund als zentrales Impfzentrum. Die noch auf dem Gelände angesiedelten Ämter der Kreisverwaltung sollen bis Anfang 2024 ins Hofheimer Landratsamt ziehen.