1. Startseite
  2. Rhein-Main
  3. Main-Taunus-Kreis
  4. Flörsheim

Verein gegen Landebahn aufgelöst

Erstellt:

Kommentare

Mehr als 20 Jahre lang hat der Verein „Für Flörsheim“ gegen Fluglärm gekämpft.
Mehr als 20 Jahre lang hat der Verein „Für Flörsheim“ gegen Fluglärm gekämpft. © Rolf Oeser

Der Solidaritätsverein „Für Flörsheim“ hat sich mehr als 20 Jahre nach seiner Gründung aufgelöst. Die Initiative sah keine keine Chance mehr, Gerichtsverfahren gegen das Land und Fraport zu gewinnen.

Mehr als 1000 Mitglieder hatte der Solidaritätsverein „Für Flörsheim“ zeitweise. Gegründet wurde die Initiative im Jahr 2000, als feststand, dass die Nordwestlandebahn im Kelsterbacher Wald gebaut wird und fortan Flugzeuge in geringer Höhe über Wohngebiete im Norden Flörsheims donnern würden. Jetzt hat sich der Verein aufgelöst. Das Vereinsvermögen geht an die Bürgerstiftung Flörsheim. 50 Prozent sollen Projekten des örtlichen Hospizvereins Lebensbrücke zugutekommen. Aus dem Restvermögen wird jährlich ein mit 2000 Euro dotierter Preis unter dem Namen „Für Flörsheim“ ausgelobt. Das haben die Vereinsmitglieder Ende vergangener Woche entschieden. Flörsheims Bürgermeister Bernd Blisch (CDU) sowie der bisherige Vereinsschatzmeister Holger Scheuering wurden zu Liquidatoren bestellt.

Bereits im Herbst vergangenen Jahres hatte Vorsitzender Hans Jakob Gall die Vereinsauflösung angekündigt. Eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts im Juli 2021 hatte das Aus des Solidaritätsvereins besiegelt. Die in Karlsruhe vorliegenden Beschwerden aus Flörsheim wurden ohne Begründung abgelehnt. Der Verein hatte gerügt, dass von Großflugzeugen erzeugte Wirbelschleppen mit herabfallenden Dachziegeln Musterkläger:innen aus der Stadt in ihren Grundrechten auf Eigentum, auf Leben und Gesundheit verletzten. Die Verfassungsrichter wollten sich mit diesem Thema aber nicht befassen.

Nachtflugverbot gerettet

Davor hatte der Solidaritätsverein über zwei Jahrzehnte hinweg Gutachten erstellen lassen, um zu belegen, dass Fluglärm krank macht. Er beschäftigte Anwälte, schickte Musterkläger:innen vor Gericht, um eine Stilllegung der Nordwestbahn zu erreichen oder zumindest den Anflug schwerer Maschinen über Flörsheim zu verhindern.

Trotz vieler Niederlagen habe der Verein auch etwas bewegt, sagte Hans Jakob Gall der Frankfurter Rundschau. Durch den Druck von Eilanträgen in Sachen Wirbelschleppen habe sich das Land Hessen genötigt gesehen, das Dachklammerprogramm anzuordnen. Die Fraport muss es finanzieren. Zudem habe der Flughafenbetreiber die im Planfeststellungsbeschluss festgeschriebene Nachtruhe zwischen 23 und fünf Uhr aufweichen wollen, ist Gall überzeugt. „Unsere Klagen vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig haben das verhindert.“

„Die Nordwestlandebahn gehört stillgelegt, sie hätte nie gebaut werden dürfen“ – immer und immer wieder hatte Hans Jakob Gall diesen Satz gesagt und einen „Volksaufstand“ in Flörsheim prophezeit, sollte es nicht leiser werden in der Einflugschneise. Ein solcher Aufstand ist ausgeblieben. In den vergangenen Jahren kamen immer weniger Menschen zu Protestveranstaltungen. Auch die Montagsdemos im Terminal I des Frankfurter Flughafens waren nur noch spärlich besucht.

Auch interessant

Kommentare