1. Startseite
  2. Rhein-Main
  3. Main-Taunus-Kreis
  4. Flörsheim

Lob für Verwaltung in Güzelbahçe

Erstellt:

Kommentare

Anton Geisinger berichtet über schnelle Hilfe für Erdbebenopfer

Flörsheim - Wer Anton Geisinger kennt, weiß: Der Wickerer lässt sich nicht aufhalten, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Und auch, wenn dem Vorsitzenden des Deutsch-Türkischen Freundeskreises bürokratische Hindernisse in den Weg gelegt werden, ist er nicht zu stoppen. Er denkt dann über eine Alternative nach und findet fast immer den Dreh, wie er doch noch sein Engagement erfolgreich umsetzen kann. So auch bei der Hilfe für Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien.

Doch der Reihe nach: Der Deutsch-Türkische Freundeskreis hat 2000 Euro an die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ für ihre Arbeit im türkisch-syrischen Erdbebengebiet überwiesen. Die ursprüngliche Absicht von Anton Geisinger war aber, die türkische Hilfsorganisation „ahbap“ zu unterstützen. Dies sei aber wegen der deutschen Gesetze nicht möglich, „da Spenden eines gemeinnützigen Vereins nur an eine andere inländische steuerbegünstigte oder eine inländische juristische Person des öffentlichen Rechts beziehungsweise an eine inländische öffentliche Dienststelle geleistet werden dürfen“, wie Anton Geisinger erläutert.

Aus diesem Grunde sei eine andere Idee des Freundeskreises nicht möglich gewesen zu realisieren: Nämlich, die Spenden an die Stadtverwaltung der Flörsheimer Partnerstadt Güzelbahçe weiterzuleiten, die in der erdbebengeschädigten Stadt Malatya eine Containerstadt eingerichtet hat und der obdachlosen Bevölkerung ein erstes Dach über dem Kopf bietet und sie auch dort verköstigt. Bereits beim ersten verheerenden Erdbeben am 6. Februar kamen in Malatya etwa 2300 Menschen ums Leben. Dutzende Häuser stürzten ein oder wurden unbewohnbar. Verschlimmert habe sich die Situation noch durch ein starkes Nachbeben der Stärke 5,6 am 28. Februar, informiert Anton Geisinger über das Geschehen.

Ein Großteil der Bevölkerung habe zunächst bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und bei Eis und Schnee auf der Straße gelebt. „Hilfe für die überwiegend alevitische Bevölkerung kam aus angeblich witterungsbedingten Gründen recht spät an. Es fehlte vor allem an Zelten, Decken, Bekleidung und Essen. Fast alle sanitären Anlagen waren zerstört, ebenso Wasser- und Stromleitungen“, erzählt der Freundeskreis-Vorsitzende. „Um diesen Menschen zu helfen, hat unsere Partnerstadt Güzelbahçe gleich in der ersten Woche in einer unbürokratischen Handlung 40 Container und zwei Verpflegungszelte nach Malatya gebracht; zusätzlich dringend benötigte Decken, Bekleidung und Verpflegung. In einer weiteren Aktion plane die Stadtverwaltung nun, auf 200 Container aufzustocken. Gedacht waren die Container für vierköpfige Familien - inzwischen sind einzelne Container mit bis zu 20 Personen belegt“, berichtet Geisinger.

Die Errichtung dieser Containerstadt sei nur durch die enorme Spendenbereitschaft der Güzelbahçer Bevölkerung und vielen Unternehmen, darunter auch etliche deutsch-türkische, möglich geworden. Auch die „Deutsche Schule Izmir“, die 2008 in Güzelbahçe gegründet wurde, unterstützt diese Aktion. Sie bat mit dem türkischen Sprichwort „Damlaya damlaya göl olur“ (übersetzt: „Tropfen für Tropfen wird ein See“) um Spenden.

Die Aktion sei nur möglich geworden, weil viele Unternehmen ihre Lastwagen zum Transport der Container und der Spenden zur Verfügung gestellt haben, erzählt Geisinger. Ermöglicht worden sei die Aktion außerdem durch rund 80 freiwillige Helfer aus Güzelbahçe, die die Stadtverwaltung beim Betreiben der Containerstadt unterstützen.

Auch interessant

Kommentare