Ein Scheunenfund wird zum Glanzstück
Oldtimerfreunde präsentierten über 300 Fahrzeuge am Bootshaus
Flörsheim - Man kennt die Formulierung: Wer so sehr in einer Freizeitbeschäftigung aufgeht, dass er irgendwann seine Brötchen damit verdient, der hat „sein Hobby zum Beruf gemacht“. Die Entwicklung kann aber auch in die andere Richtung gehen. So etwa im Fall von Norbert Kleiner. Der Organisator der Interessengemeinschaft Oldtimerfreunde Kelsterbach/Flörsheim hat den Beruf des Kfz-Mechanikers gelernt, nutzt sein Wissen über Kolben, Vergaser und Motoren mittlerweile jedoch vor allem, um an historischen Automobilen in seiner privaten Garage zu schrauben. Der Kelsterbacher hat seinen Beruf zum Hobby gemacht.
Seit dem Jahr 2011 organisiert Norbert Kleiner zusammen mit rund 30 Gleichgesinnten das Oldtimertreffen hinter dem Flörsheimer Bootshaus. Dabei tritt der bekennende Autoliebhaber nicht nur als Ausrichter, sondern auch als Teilnehmer auf. Eines der Schmuckstücke, die er am Wochenende auf den Mainwiesen parkte, ist sein silberblauer Opel Kapitän B, Baujahr 1969. Der 145 PS starke Straßenkreuzer verdankt sein heutiges Aussehen dem handwerklichen Geschick seines Besitzers. Als er den „Kapitän“ vor 30 Jahren erwarb, habe er den Wagen aus einer Scheune geholt, erzählt Kleiner. „Der war vollgepackt mit Strohballen und das Dach total zerkratzt“, berichtet der Chef der Interessengemeinschaft.
Von den beschriebenen Schäden ist heute keine Spur zurückgeblieben. Bis die geräumige Karosse wieder in neuem Glanz erstrahlte, habe er allerdings einige Stunden investieren müssen, erzählt Kleiner. Den Erfolg bei der Restauration führt er auf seine umfangreiche Ausbildung zurück. Als er beim Autohaus Opel in Frankfurt lernte, sei der Job eines Mechanikers noch nicht in unterschiedliche Bereiche aufgeteilt gewesen, wie dies heute der Fall sei. Damals habe er noch die Tätigkeit eines Sattlers, den Karosseriebau und den Umgang mit Motor und Getriebe gelernt. Alle Fachkenntnis hilft jedoch nichts, wenn die benötigten Teile fehlen. Auch dies ist im Schrauber-Hobby keine Seltenheit. Norbert Kleiner kennt jedoch Lösungen. Als vor einiger Zeit das Türschloss seines Opel Kapitän den Geist aufgab, sei er beim Teilemarkt am Hockenheimring fündig geworden, berichtet der Kelsterbacher. „Man muss nur wissen, was man sucht.“
Dass ein Kelsterbacher einen Opel fährt und pflegt, scheint aufgrund der Nähe zu den Rüsselsheimer Opelwerken nahezuliegen. Norbert Kleiner ist jedoch nicht auf einen Fahrzeughersteller festgelegt. Sein erster Oldtimer sei ein Porsche 911 Targa gewesen, erklärt der Oldtimerfreund. Heute besitzt er auch noch einen Jaguar XJ 40 und einen Alfa Romeo Spider. Eine ähnlich bunte Mischung findet sich auf dem Treffen am Mainufer, wo es keine Berührungsängste zwischen unterschiedlichen Oldtimern gibt. Die Interessengemeinschaft sei kein ausgesprochener Marken-Club, sagt Mitorganisator Thomas Hagen. „Bei uns ist alles durchmischt.“ Der Startschuss für das Flörsheimer Treffen sei im Jahr 2011 mit 50 bis 60 Fahrzeugen gefallen, erklärt Hagen. Bei der neuesten Auflage zählte die Ausrichter nun 337 Teilnehmer am Samstag und 375 Fahrzeuge am Sonntag. „Mittlerweile sind wir zum festen Begriff in der Szene geworden“, freut sich Thomas Hagen. Die Oldtimerfreunde treffen sich an jedem zweiten Dienstag im Monat ab 18 Uhr zum Stammtisch in der Oldtimerhalle in der Weiherstraße 9 in Weilbach.