Corona und Inflation sind Bremsklötze
Kartennachfrage für Fastnachtssitzungen in der Mainstadt ist fast bei allen Vereinen zurückgegangen
Flörsheim - Wenn die Sprache auf die urwüchsige Fleschemer Fassenacht kommt, dann ist in den vergangenen Jahren oft zu hören: „Des hät es frieher nit gegebbe“ oder „Frieher war ischendwie alles besser“ oder aber „Des hät frieher Koner gemacht“. Tatsächlich hat sich die Saalfasnacht auch in der Mainstadt geändert und es gibt Ausprägungen, die noch vor Jahren undenkbar gewesen wären. Beispiel gefällig? Die Katholische Arbeitnehmer Bewegung (KAB) Flörsheim ist im Laufe der Jahre immer mehr zum profilierten Fastnachtsverein im besten Sinne geworden. Speziell werden bei ihren Sitzungen Flörsheimer Themen aufs Korn genommen. Vor allem sind es allesamt Rednerinnen und Redner sowie Gruppen aus der Mainstadt, die sich der fröhlichen Jahreszeit annehmen. Darauf ist die KAB besonders stolz. Denn sie setzt auf Eigengewächse und nicht auf Einkäufe in Mainz oder in den Wiesbadener Vororten Mainz-Kastel oder Mainz-Kostheim.
Doch woher kommt dieser Aufschwung noch? Für Freunde der Fassenacht ist das klar. Die Urwüchsigkeit der Fassenacht ist trotz aller Hindernisse nicht klein zu kriegen, sie kommt aus der Mitte der KAB. Dabei hätten die KAB’ler selbst den größten Grund die Köpfe hängen zu lassen. Denn ihre Heimstatt, das Gemeindezentrum Sankt Gallus, ist seit etlichen Jahren nicht mehr nutzbar. Das Gebäude an der Hauptstraße wurde vernachlässigt, der bauliche Zustand verschlechterte sich. Nachdem das Bistum und mancher Pfarrer sich lange Zeit nicht um das Problem kümmerten, kam es zur Sperrung des Auftrittsortes, weil die Brandschutzauflagen nicht erfüllt werden konnten. Die Konsequenz: Für öffentliche Veranstaltungen mit Publikum müssen die katholischen Vereine und Verbände einen anderen Austragungsort suchen. So auch für die KAB-Fastnachtssitzungen. Lustig ist das nicht. Da hilft auch nicht die witzig gemeine Äußerung eines Katholiken, dass das Bistum anscheinend die Kirche Sankt Gallus zu Narrhalla umfunktionieren möchte. Denn dort würde ja schon der Fastnachts-Gottesdienst abgehalten. Zurück zur KAB: Schulleiter Klaus Hartwig vom Graf-Stauffenberg-Gymnasium half beim Suchen eines Ausweichquartiers und bot die Aula an. So rettete sich die KAB mit Flexibilität und Erfindungsreichtum über die „heimatlose“ Zeit hinweg, die noch einige Jahre dauern wird. In diesem Kontext ist eine Mitteilung des KAB-Sitzungspräsidenten Daniel Schleidt zu sehen: „Seit vielen Jahren feiert die KAB Flörsheim Saalfastnacht mit Aktiven aus der Stadt - bis 2018 im Galluszentrum, seit 2020 in der Aula der Stauffenberg-Schule. Nach zwei Jahren Corona-Pause, die wir mit aufwendigen Online-Sitzungen überbrückt haben, sind wir nun wieder zurück mit zwei Sitzungen am 4. und 11. Februar.“ Die beiden Sitzungen sind mit jeweils 260 Plätzen ausverkauft.
Auch die KAB hat mit einem Rückgang bei der Kartennachfrage zu kämpfen. Die Bremsklötze sind laut Schleidt die Sorgen wegen Corona, aber auch die Unsicherheiten, die mit Blick auf die Inflation existieren: „Deshalb gibt es in diesem Jahr nur zwei Sitzungen. Wir sind aber gewillt und guter Dinge, im kommenden Jahr wieder drei Abende anbieten zu können und zudem eines Tages wieder ins Galluszentrum zurückkehren zu können.“