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Wieder Geldautomat gesprengt

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Im Trümmerfeld auf der Hauptstraße in Vockenhausen: Ermittler bei der Spurensuche. wein
Im Trümmerfeld auf der Hauptstraße in Vockenhausen: Ermittler bei der Spurensuche. wein © wein

Verbrecher-Trio flieht „halsbrecherisch“ über Autobahn / Schadenshöhe unbekannt

Eppstein - Die grünen Geldscheine haben die Ermittler mit roter Farbe umkreist. Einige dieser 100-Euro-Banknoten liegen noch auf der Hauptstraße herum. Auch das hochtechnische Innenleben eines Geldautomaten der Volksbank Frankfurt/Rhein-Main hat es mitten auf die Straße geschleudert. Und in einem Wohn- und Geschäftshaus auf der anderen Seite wurde sogar ein Fenster aus den Angeln gedrückt. „Das sieht aus wie nach einem Bombenangriff“, schildert Patrick Falk das, was an diesem Vormittag einige der Schaulustigen in der Ortsmitte denken. In der Nacht zuvor gegen 3.35 Uhr haben drei Täter einen Geldautomaten gesprengt und dabei einen erheblichen Schaden verursacht. Verletzt wurde bei der Detonation in den Wohn- und Geschäftshaus aber niemand.

Falk ist Eigentümer der Immobilie mit drei Wohnungen und des Gebäudes nebenan mit weiteren zwei Einheiten. Er will sich lieber gar nicht ausmalen, was auch den Bewohnern alles hätte passieren können. Die Verbrecher seien mit Sprengstoff zu Werke gegangen, hat er erfahren und schaut sich auch am frühen Vormittag die Szenerie noch fassungslos an. Während dessen ist die Polizei mit Beamten der Spurensicherung längst an Ort und Stelle. Die Hauptstraße ist immer noch gesperrt, Beamte und ein Flatterband sichern das Areal ab.

Die Polizei spricht später von einer „Beute in noch unbekannter Höhe“, jedoch sei an dem Wohn- und Geschäftshaus „ein erheblicher Sachschaden“ entstanden. Durch die Wucht der Explosion dürfte dieser ersten Schätzungen nach „im hohen fünfstelligen Bereich“ liegen. Die Bewohner wurden evakuiert und mussten vorübergehend in anderen Unterkünften untergebracht werden. Den Angaben eines hinzugezogenen Statikers folgend, besteht jedoch keine Einsturzgefahr. Die Menschen konnten laut Falk aber später wieder in ihre Häuser zurückkehren. Auch Heizung und Wasser seien wieder in Betrieb genommen worden.

NEUN FÄLLE SEIT ANFANG 2021

Johannes Neumann, Sprecher der Polizeidirektion Main-Taunus, hat ermittelt, wie viele Geldautomatensprengungen es seit Anfang 2021 im MTK gab: 20. März 2023 Vockenhausen, 3. Januar 2023 Diedenbergen, 9. Dezember 2022 Ruppertshain, 8. Dezember 2022 Main-Taunus-Zentrum Sulzbach, 30. Dezember 2021 Langenhain, 25. November 2021 Massenheim, 20. Oktober 2021 Eddersheim, 3. September 2021 Diedenbergen und 19. Februar 2021 Eschborn:

In der Vorwoche gab es an vier Tagen eine Fahndungs- und Kontrollaktion mehrerer Bundesländer. „Wir setzen auf massiven Fahndungsdruck und zugleich mit der Allianz Geldautomaten auf eine enge Kooperation mit den Banken“, so Innenminister Peter Beuth. wein

Abenteuerlich war nicht nur die Sprengung, sondern auch die Flucht. Ein Anwohner hat die Polizei gerufen und ein Foto gemacht, wie ein Audi rückwärts in Richtung Bank fluchtbereit mitten auf der Straße stand. Drei Personen wurden gesehen, die mit dem Wagen davon brausten. Die Polizei sichtete kurz nach der Tat einen dunkelgrauen, hochmotorisierten Audi, der mit gestohlenen Wiesbadener Kennzeichen auf der A 3 in Fahrtrichtung Köln unterwegs war. „Um niemanden zu gefährden, musste die Verfolgung aufgrund der halsbrecherischen Fahrweise des Fahrers abgebrochen werden“, heißt es im Bericht. Um 3.55 Uhr wurden das Fluchtauto sowie ein weiterer verdächtiger Wagen mit hoher Geschwindigkeit noch im Bereich der Anschlussstelle Limburg Süd auf der A 3 gesichtet.

Neben der Kriminalpolizei und der Feuerwehr kamen auch Experten für Sprengtechnik des Hessischen Landeskriminalamtes zum Einsatz. Zur Höhe des Diebesgutes hat gestern auch Christian Dose, Sprecher der Volksbank, noch keine genauen Angaben. Er berichtet von sechs Fällen seit Anfang 2022, bei denen Automaten des Unternehmens in die Luft gejagt worden seien. Wie die Bank vorbeugt? Die Filialen seien nachts geschlossen, die Alarmanlagen direkt zur Polizei geschaltet, so Dose. Zudem werde ein Einfärbesystem für die Scheine verwendet, wobei das Geld entwertet wird und als gestohlen identifiziert werden kann. Die Kripo hat die Ermittlungen aufgenommen. Hinweise nimmt sie unter 0 61 96 / 20 73-0 entgegen. wein

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