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Eppstein: Brütende Vögel verzögern Sanierung des Bergfrieds

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Von: Andrea Rost

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Hunderte Mauerstellen müssen am Turm der Eppsteiner Burg ausgebessert werden.
Hunderte Mauerstellen müssen am Turm der Eppsteiner Burg ausgebessert werden. © ROLF OESER

Weil Mauersegler, Dohle und Hausrotschwanz am Turm der Eppsteiner Burg nisteten, kann das Mauerwerk erst jetzt saniert werden. Das Gerüst wird spätestens im November abgebaut.

Damit hatte Burgenforscher Joachim Zeune nicht gerechnet: Als er gemeinsam mit Bauexperten und Handwerkern im Frühjahr dieses Jahres mit der Sanierung des Eppsteiner Bergfrieds beginnen wollte, machten ihnen Vögel einen Strich durch die Rechnung. Dohle und Hausrotschwanz wurden am Turm beobachtet. Die untere Naturschutzbehörde schaltete sich ein, forderte ein faunistisches Gutachten. Dabei stellte sich heraus, dass nicht nur diese beiden Vogelarten in dem mittelalterlichen Gemäuer brüten. An einer Holztür an der Südseite des Turms wurde auch ein Dutzend Einfluglöcher von Mauerseglern entdeckt. Ende April kommen sie jedes Jahr aus ihren Überwinterungsquartieren im Süden, um die gewohnten Nistplätze aufzusuchen.

„Wir konnten also nicht gleich nach dem Gerüstaufbau mit den Sanierungsarbeiten starten“, berichtete Joachim Zeune bei einem Pressegespräch. Das Netz am Gerüst habe erst im Juni angebracht werden können. Der An- und Abflug zu den Mauerseglernistplätzen musste noch länger frei bleiben. Drei Trittebenen inklusive Geländer wurden aus dem Gerüst wieder entfernt.

Die Menschen in Eppstein und alle jene, die an der mittelalterlichen Burgruine vorbeifahren, haben davon nichts mitbekommen. Für sie ist der Bergfried seit Monaten eingerüstet, der Zutritt zum Burghof ist aus Sicherheitsgründen gesperrt.

Eine Untersuchung mit Drohnen hatte zuvor ergeben, dass immer wieder kleinere Gesteinsbrocken aus dem Mauerwerk zu fallen drohten. Die Idee, die Schäden von Alpinkletterern reparieren zu lassen, wurde schnell verworfen. „Es müssen zu viele Stellen ausgebessert werden und die Arbeit lässt sich nicht am Seil hängend erledigen“, erläuterte Zeune.

Dass der bauliche Zustand des Eppsteiner Bergfrieds schlecht ist, hat mit der Sanierung des Turms in den 1970er und 1980er Jahren zu tun. Der Bergfried, einst das Statussymbol der Herren von Eppstein, drohte einzustürzen. Durch sechs Ring-anker wurde er stabilisiert und gerettet. Historische Fugen wurden mit Industriezement verschlossen, der das Wasser nicht abführen kann. Dem Rheinschiefer im Mauerwerk tat das nicht gut. „Ein Zersetzungsprozess beginnt. Der Stein wittert auf und zerbröselt“, sagt Zeune.

Der Fachmann, der schon seit 1999 auf der Burg mitarbeitet, erstellte ein Sanierungskonzept. Hunderte schadhafter Stellen wurden mittels Drohnenflug an der Außenmauer des Bergfrieds festgestellt und kartiert. Teilweise reichen sie bis zu 40 Zentimeter tief ins Mauerwerk. Sie müssen nun einzeln repariert werden.

Der Zement wird entfernt und durch hydraulischen Kalk ersetzt, wie er auch im Mittelalter verwendet wurde. Zementfugen, an denen die Steine unbeschädigt sind, bleiben. „Wir müssen weiterhin damit leben“, sagt Zeune. Auch damit, dass der Turm, wenn alle Reparaturen erledigt seien, erst mal wegen des unterschiedlichen Fugenmaterials fleckig erscheinen werde. Im Laufe der Zeit gleiche sich die Farbe der Fugen jedoch an.

Ein Gutachten, das die Denkmalschutzbehörde zur Statik des 25 Meter hohen Turmes forderte, hat ergeben, dass die Standsicherheit des Eppsteiner Bergfrieds nicht gefährdet ist.

Probleme macht hingegen die Turmkrone aus den 1970er und 1980er Jahren mit Stahlbetonplattform, Brüstung und Zugangshäuschen. Die Abdeckung ist undicht und lässt Wasser ins Mauerwerk eindringen. Stahlträger korrodierten bereits, heißt es im Sanierungsgutachten von Joachim Zeune. Die Turmabdeckung müsse deshalb erneuert und es müsse für eine korrekte Entwässerung der Plattform gesorgt werden.

Die Stadt Eppstein hat 280 000 Euro im Haushalt für die Sanierung des Bergfriedes vorgesehen. Allein das Spezialgerüst koste pro Woche 1200 Euro, berichtete Bürgermeister Alexander Simon (CDU). Es musste der Außenhaut des Turms, dessen Grundriss sich in vier Bauphasen vom Quadrat zum Oval und schließlich zum Kreis wandelte, angepasst werden. Bis zum November sollen die Sanierungsarbeiten abgeschlossen sein.

Finanzielle Hilfe bekommt die Kommune vom Main-Taunus-Kreis, der 100 000 Euro beisteuert sowie vom Land Hessen, das bis zu 65 000 Euro für die Turmsanierung zur Verfügung stellt.

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