Mehrweg - nein, danke

Gastronomie setzt neue Verpackungspflicht um, die Nachfrage ist aber eher gering
Bad Soden - Darf es in einem Mehrwegbecher sein?“ - diese Frage kommt Manuela Winkels seit Jahresbeginn automatisch über die Lippen, wenn jemand einen Kaffee zum Mitnehmen bestellt. Sie arbeitet in der Heislitz-Filiale am Bahnhof, und dort wird die Pflicht zur Mehrwegverpackung umgesetzt. Diese verpflichtet Gastronomen ab einer gewissen Größe ihres Betriebes, den Kunden für Speisen und Getränke „to go“ eine Mehrwegalternative zu Plastik- und Papiermüll zu geben.
„Bei uns wird das sehr gut angenommen“, sagt Caroline Heislitz. Damit scheint die Bäckerei-Kette in Bad Soden allerdings allein auf weiter Flur zu sein: Denn wie eine Umfrage bei anderen Gastronomen ergibt, ist die Nachfrage nach Mehrweg-Behältnissen nicht allzu groß.
Wie etwa im Gasthof „Zum Grünen Baum“ in Altenhain. Dort werden alle Speisen und Getränke auch zum Mitnehmen angeboten. „Wir haben die seit Jahresbeginn geforderten Mehrweg-Alternativen hier, die Nachfrage ist aber sehr gering“, sagt Maximilian Reul, der das traditionelle Gasthaus seit rund drei Jahren betreibt.
Im „Rocco“ in der Altstadt werden die Speisen in Papier-Behältern zum Mitnehmen verpackt. „Für Pizzakartons gibt es leider noch keine Mehrweg-Alternative“, sagt Geschäftsführer Domenico Capillo. Er und sein Team bieten alles andere außer Pizza auch in schwarzen, spülmaschinenfesten Schalen an. Sehr groß sei die Nachfrage jedoch nicht. Ähnlich sieht es auch beim Obstgut Stamm aus. Das beliebte Ausflugslokal bietet ebenfalls seine Produkte zum Mitnehmen an. Lediglich für Kaffee und Co. nutzt das Team rund um Andreas Stamm aber regelmäßig die regionale Mehrweg-Alternative „MainBecher“. „Doch die meisten trinken ihren Kaffee bei uns vor Ort“, heißt es. Für andere Speisen und Getränke sei die Nachfrage nach Mehrwegbehältnissen kaum da.
Das Team der Bäckerei Heislitz hat sich bewusst nicht für den regionalen Anbieter „MainBecher“ entschieden. „Bei uns nutzen wir das System Recup, das es bundesweit gibt“, erklärt Caroline Heislitz. Denn: „Umso mehr Gastronomen sich einem bestimmten System anschließen, umso besser kann es funktionieren“, ist sie sicher. Das ist auch das Ziel des Mehrwegbecher-Systems Recup: Möglichst viele teilnehmende Gastronomen, um möglichst flächendeckend Rückgabe-Stellen für die Kunden zu haben. „Wir geben die Becher nicht nur raus, sondern nehmen sie auch zurück“, sagt Caroline Heislitz. Voraussetzung dafür ist aber, dass eine Industriespülmaschine vorhanden ist, in der die Becher hygienisch gesäubert werden können.
Den Deckel für den Becher kauft sich jeder Kunde selbst und kann ihn beliebig oft wiederverwenden. „Ich zum Beispiel habe meinen immer dabei, an einem Karabinerhaken an meinem Rucksack“, sagt Caroline Heislitz. Sie ist von dem Nutzen von Mehrwegbechern überzeugt, gerade auch aus Umweltschutzgründen: „Auch wenn der Gesetzgeber nicht dazu verpflichtet hätte, hätten wir uns dennoch dafür entschieden“, sagt sie. Und die Kunden haben es - zumindest bei ihnen - auch angenommen: „Wenige Wochen nach der Einführung wurden bei uns 25 Prozent der To-go-Kaffees im Recup-Becher verkauft“, erklärt sie weiter.
Davon, dass die Nachfrage nach Mehrweg für Take-away-Produkte in den nächsten Monaten steigen wird, ist Caroline Heislitz überzeugt. „Das muss erst einmal in den Köpfen ankommen“, sagt sie. Und natürlich brauche es auch das Angebot.