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Ein bedeutsames Fundstück

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Haben viele bekannte Namen entdeckt: Darüber freut sich unter anderen Bürgermeister Frank Blasch (Dritter von rechts). Stadt
Haben viele bekannte Namen entdeckt: Darüber freut sich unter anderen Bürgermeister Frank Blasch (Dritter von rechts). Stadt © Stadt Bad Soden

Nach gut 50 Jahren ist ein 250 Jahre altes Neuenhainer Schatzungsbuch wieder aufgetaucht

Bad Soden - Es ist fast wie ein Wunder“, sagt Klaus Plösser. Der Vorsitzende des Heimatgeschichts-Vereins (HGV) Neuenhain meint damit eine zufällige Entdeckung, die kürzlich eine echte Sensation für die Neuenhainer Historie zur Folge hatte: Seit wenigen Tagen ist nämlich das verloren geglaubte Neuenhainer Schatzungsbuch aus dem Jahr 1769 wieder im Besitz der Stadt. Damit ist es das einzige seiner Art im Bad Sodener Stadtarchiv.

„Durch Zufall sind wir auf eine Internet-Versteigerung aufmerksam gemacht worden“, erklärt Stadtarchivarin Dr. Christiane Schalles dazu. Auf einer niederländischen Auktions-Plattform fand sich ein rund 250 Jahre altes Buch, das sich mit Neuenhain beschäftigte. „Erst war ich mir nicht sicher, ob es auch wirklich unser Neuenhain war“, so Schalles. „Denn es gibt einige Ortschaften in Deutschland mit diesem Namen.“ Doch nach einer kurzen Recherche in den Aufzeichnungen des rührigen Neuenhainer Heimatforschers und ehemaligen Pfarrers Otto Raven stand für Vereinsvorsitzenden Plösser fest: Es muss sich um das gut 50 Jahre verloren geglaubte Schatzungsbuch handeln.

Wann und wie das historische Dokument damals abhanden gekommen ist, wissen Plösser und Schalles nicht. „Es könnte im Zuge der Gebietsreform verschwunden sein, als die Verwaltungen zusammengelegt wurden“, mutmaßt die Stadtarchivarin. Oder schon früher, beim Umzug des Neuenhainer Rathauses von der Königsteiner Straße in die Räume des heutigen Bürgerhauses. Fest steht: 1971 war es noch da, ist es doch - samt Fotos - in einer Publikation von Otto Raven erwähnt. Was in den vergangenen 50 Jahren mit dem Neuenhainer Schatzungsbuch passiert ist, weiß niemand. Aber: „Der Zustand ist noch sehr gut“, sagt Schalles.

Auf die Online-Auktion aufmerksam gemacht wurde der Heimatgeschichts-Verein durch den Historischen Verein Bad Soden, der ebenfalls über das zu versteigernde Stück Stadtgeschichte informiert wurde. „Wir hatten also riesengroßes Glück, dass wir davon gehört haben und mitbieten konnten“, sagt Stadtarchivarin Schalles.

Denn sofort habe für sie und den HGV-Vorstand festgestanden, dass das Buch unbedingt in die Hände der Stadt gehört. Die anschließende Auktion sei sehr nervenaufreibend gewesen: „Eine Person aus Österreich hat fleißig mitgeboten“, erklärt Schalles. „Wir haben wirklich viel gezittert.“ Doch das Höchstgebot hatte letztlich der HGV, der das Stück dem Bad Sodener Stadtarchiv schenkte.

Das fast 1000 Seiten umfassende Buch ist ein Stück Neuenhainer Geschichte: In dem Folianten findet sich eine Bestandsaufnahme aller Grundstücke und Hofreiten der Neuenhainer Einwohner ab dem Jahr 1769. Neben dem Namen des Besitzers werden Gebäude wie Wohnhaus, Stall, Scheune und die Namen der Nachbarn aufgeführt. So lässt sich nicht nur ermitteln, wem was gehört hat, sondern auch, wo der Betreffende gewohnt hat und welche Abgaben er zu entrichten hatte. Es werden insgesamt 78 Hofreiten genannt, die eine Steuerabgabe aufbringen mussten. Nicht aufgelistet wurden - weil steuerbefreit - Kirchengüter, Herrschaftsgüter, freie adlige Güter und der Besitz von Klöstern. Im Dorf lebten damals etwa 300 Einwohner. Es war von einer Hainbuchenhecke umgeben und nur in der Nähe des heutigen Bürgerhauses war eine Pforte vorhanden, um in das Dorf hinein und hinaus zu gelangen.

Stadtarchivarin Schalles freut sich sehr über das 250 Jahre alte Dokument. „Die allermeisten unserer Archivalien stammen aus dem 19. und 20. Jahrhundert.“ Das erworbene Schatzungsbuch ist also eines von sehr wenigen Originalen aus dem 18. Jahrhundert - und das einzige Schatzungsbuch überhaupt im Besitz des Stadtarchivs.

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