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Bad Soden: Aus dem grauen Anhänger wird geblitzt

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Von: Andrea Rost

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Ordnungspolizistin Anja Mendez Sanchez bedient das mobile Tempomessgerät in der Kronthaler Straße.
Ordnungspolizistin Anja Mendez Sanchez bedient das mobile Tempomessgerät in der Kronthaler Straße. © Michael Schick

Die Stadt Bad Soden hat ein neues Tempomessgerät angeschafft. Mehr als 400 Autofahrerinnen und Autofahrer wurden bereits aus dem grauen Anhänger geblitzt. Eine Attacke mit Buttersäure hat die Kamera heil überstanden.

Autofahrer:innen, die es eilig haben, können den grau lackierten Anhänger am Straßenrand leicht übersehen. Das böse Erwachen kommt erst, wenn es aus dem schmalen Fenster an der Rückseite rot blitzt. Dann nämlich war das Fahrzeug, das den „Enforcement trailer“ passiert hat, zu schnell unterwegs.

447 Mal war das in den vergangenen Wochen in Bad Soden der Fall. 18 000 Euro habe die Stadt an Verwarnungs- und Bußgeldern seit Mitte November eingenommen, berichtete Bürgermeister Frank Blasch (CDU) gestern bei einem Pressegespräch. So lange ist der Blitzanhänger im Stadtgebiet im Einsatz.

Das Gerät sei zwar mobil, überall aufstellen könne man es dennoch nicht, erläuterte Blasch. Mit Polizei und Ordnungsbehörde mussten die Standorte abgestimmt werden. Wie bei einer ortsfesten Überwachung galten die Nähe zu Schulen oder Kitas, Gefahren- oder Unfallstellen oder regelmäßige Geschwindigkeitsüberschreitungen als Voraussetzung.

Zehn Standorte habe man auf diese Weise in Bad Soden definiert, berichtete Frank Blasch. Den Anfang machte die Alleestraße in Fahrtrichtung Königsteiner Straße. In Höhe der Kita Sankt Katharina war im Sommer 2020 mutmaßlich aufgrund eines illegalen Straßenrennens ein schwerer Verkehrsunfall passiert. Auch im November 2021 waren an der Stelle wieder viele Autofahrer:innen zu schnell unterwegs. 355 Mal hat es geblitzt. Spitzenreiter war ein Fahrzeug, das die Tempo-30-Zone mit 79 Stundenkilometern passierte.

Angriff mit Buttersäure

Wenige Tage nach seiner Inbetriebnahme wurde die Glasscheibe des Blitzanhängers in der Alleestraße nachts von Unbekannten mit Schlagstöcken zertrümmert und Buttersäure über die Kamera geschüttet. Die Bilder hätten trotzdem ausgewertet werden können, berichtete Frank Blasch. Die Reparatur habe 200 Euro gekostet. Die Buttersäure zu entfernen, sei allerdings kompliziert gewesen.

Aktuell steht das Tempomessgerät in der Kronthaler Straße im Stadtteil Neuenhain. Wenn die hintere Klappe geöffnet wird, um die Kamera für die Pressefotografen sichtbar zu machen, riecht es immer noch ein bisschen unangenehm. Doch die Technik funktioniert. 27 Autofahrer:innen werden geblitzt, weil sie teilweise deutlich schneller als 30 Stundenkilometer gefahren sind.

Ob die Stadt den Enforcement Trailer, dessen Kamera auch ausgebaut und für mobile Tempokontrollen genutzt werden kann, für 200 000 Euro kauft, soll nach sechs Monaten entschieden werden. Bis dahin wird der Blitzanhänger geleast.

Ihm gehe es um die Sicherheit auf Bad Sodens Straßen und keineswegs um moderne „Wegelagerei“, betonte Bürgermeister Blasch. „Mir wäre am liebsten, wenn es gar keine Einnahmen gibt und sich alle Verkehrsteilnehmer an die Regeln halten.“

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