Maintal mit Autismus-Jugendgruppe
In Maintal gibt es ab September eine neue Autismus-Jugendgruppe für Zehn- bis 17-Jährige. Die Nachfrage nach derlei Angeboten ist groß.
Tesla-Gründer Elon Musk, die Klimaaktivistin Greta Thunberg oder der Musiker Bob Dylan leiden angeblich unter Autismus, der Sonderform Asperger. Doch den meisten Autist:innen bleiben Ruhm und Reichtum verwehrt, weil der durchschnittliche Alltag sie schon an die Belastungsgrenze führen kann. Ein Problem sind die eingeschränkten kommunikativen Fähigkeiten. Ab 18. September wird es in Maintal eine Jugendgruppe geben, in der das Miteinander trainiert wird, nicht therapeutisch oder als Selbsthilfe, sondern locker bei gemeinsamen Freizeitaktivitäten. Das Projekt läuft in Kooperation mit der Stadt.
Autismus
Die Entwicklungsstörung tritt im frühkindlichen Alter auf und äußert sich etwa in Desinteresse an Kontakten und eingeschränktem sozialen Verständnis.
Ursache können zumeist Gehirnfehlentwicklung oder Vererbung sein.
Nicht wenige Autisten können trotz ihrer Schwierigkeiten ob ihrer „Inselbegabung“ einen Beruf ergreifen. sun
www.autismus.de
Markus Behrendt wird die Gruppe betreuen. 2015 initiierte er eine Autismus-Kinder- und Jugendgruppe in Rodenbach (ebenfalls Main-Kinzig-Kreis). Jahre zuvor gründete sich im Ort eine Selbsthilfegruppe aus betroffenen Menschen. Behrendt gehörte auch dazu. Auf Anregung von betroffenen Eltern stellte er den Autisten-Jugendtreff auf die Beine, nach seinen Worten der erste im Rhein-Main-Gebiet. Die Befähigung des 46-Jährigen liegt nicht in seiner Ausbildung, sondern darin, dass er selbst Asperger-Autist ist und, wie er sagt, „gewohnt ist, mit schwierigen Personen umzugehen“. Er verfüge zudem über ein gutes Einfühlungsvermögen, autistische Jugendliche zu motivieren. Der Erfolg belegt dies. Die Rodenbacher Gruppe mit bis zu 14 Teilnehmer:innen besteht noch heute und habe eine Art Referenzcharakter etwa für den Regionalverband Autismus Oberbayern und den Verein Evangelische Jugendarbeit Frankfurt, so Behrendt, der die Jugendarbeit ehrenamtlich ausübt.
Das Rodenbacher Konzept soll daher auch auf Maintal übertragen werden. „Anfangs ist es wichtig, sehr viel zu strukturieren und anzuleiten“, sagt er. Bei den monatlichen Treffen für die Zehn- bis 17-Jährigen stehen etwa Tischkicker spielen, reden und sich kennenlernen an. Dabei komme es zu „wichtigen sozioemotionalen Erfahrungen unter Gleichaltrigen“. Autist:innen hören gut zu, aber seien kaum in der Lage, Mimik oder Gesten der Sprecher:innen zu deuten. „Diese Jugendlichen müssen früh Strategien entwickeln, um in der Welt zurechtzukommen“, sagt Behrendt. Sie müssten auch lernen, dass andere Personen ihnen nicht feindlich gesinnt sind, und motiviert werden, immer wieder Neues auszuprobieren, was autistischen Menschen sehr schwerfalle, heißt es.
Die Autismus-Jugendgruppe läuft unter dem Dach der Freiwilligenagentur der Stadt Maintal. Ort des Treffens von 15 bis 18 Uhr ist Bonis Jugendtreff im Brüder-Schönfeld-Haus, Ascher Straße 62, im Stadtteil Dörnigheim. Mitmachen können – wie in Rodenbach – auch Jugendliche aus anderen Orten. Das Interesse an einer solchen Gruppe zeichnet sich schon jetzt ab. Laut Behrendt liegen derzeit neun Anfragen vor.