Lotsen zum Fußfassen gesucht

Der Arbeitskreis Asyl braucht ehrenamtliche Verstärkung für die Flüchtlingsarbeit. Die sogenannten Integrationslotsen helfen den Asylbewerbern beim Erlernen der deutschen Sprache - aber das ist nicht alles.
Mit Händen und Füßen, mit viel Gestik und Mimik wird kommuniziert, wenn Deutsch oder Englisch gerade mal gar nicht mehr weiterhelfen. Oder mittels Gesellschaftsspielen: In den Deutsch-Grundlagenkursen für Flüchtlinge in Maintal geht es durchaus lustig zu. „Es wird viel gelacht“, sagt Laura Yilmaz. Die 20-Jährige ist sogenannte Integrationslotsin und möchte Sozialarbeit studieren. „Es macht einen Riesenspaß“, sagt die jüngste von fünf geschulten Integrationslotsinnen, die in Maintal unterwegs sind.
Und dieser Spaß beruhe auf Gegenseitigkeit, wie die beiden Integrationslotsinnen Francesca Pisano-Yilmaz, Lauras Mutter, und Christine Mayer-Simon vom Arbeitskreis Asyl bestätigen. Denn die gegenwärtig in Maintal untergekommenen 105 Menschen aus Somalia, Eritrea und Afghanistan wollen die Sprache lernen, sie wollen gefordert werden, alleine schon, um raus aus der zwangsweisen alltäglichen Ödnis des Nichtstuns zu kommen. „Sie wissen, dass die Sprache der Schlüssel zu allem ist“, erklärt Christine Mayer-Simon. Vor allem, wenn sie arbeiten wollen. Und das wollen sie, stellen die Helferinnen klar. Das Interesse an den Kursen sei riesig. Gerade seien zu einer ersten Informationsveranstaltung für Neuankömmlinge 22 Menschen gekommen.
Während Familien, Frauen und Kinder in Wohnungen untergebracht seien, blieben für die alleinstehenden, meist jungen Männer nur die Gemeinschaftsunterkünfte wie etwa an der Neckarstraße. Diesen Asylberwerbern falle die Decke auf den Kopf, bis hin zu Konflikten in den Vier-Mann-Zimmern, wenn es nicht dank Sprachschule Abwechselung im tristen Alltag gebe.
Doch die Hilfe der ehrenamtlichen Integrationslotsinnen für die aus den von Kriegen und Gewalt geschüttelten Ländern neu Angekommenen geht weit über das Erlernen der deutschen Sprache hinaus. Sie beraten, begleiten die zunächst hilfs-, orientierungs- und buchstäblich sprachlosen Menschen zu Ärzten und Behörden. Hinzu komme, dass viele durch Kriegs-, Gewalt- und Fluchterfahrung traumatisiert seien, was immer wieder besonderes Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl erfordere.
Auch bei den Auszahlungstagen im Maintaler Rathaus seien die Integrationslotsinnen auf Einladung der Stadt Maintal stets dabei und böten ihre Hilfe an. „Um dort alle Flüchtlinge kennen zu lernen“, erläutert Mayer-Simon. Umso wichtiger sei es, allein schon wegen der Sprache Flüchtlinge selbst als Integrationshelfer zu gewinnen. Menschen, die schon länger hier seien und ihren neu angekommenen Landsleuten beistehen können, die selbst die Fluchterfahrung gemacht haben. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, Fuß zu fassen“, sagt Integrationslotsin Francesca Pisano-Yilmaz.
Die Integrationslotsinnen des Arbeitskreises Asyl Maintal suchen auf jeden Fall noch einheimische Verstärkung, „Multiplikatoren“, wie sie sagen, die sich einbringen, die helfen wollen, den Menschen den Start zu erleichtern. Denn sie haben noch viel vor.
So sei etwa eine Fahrradwerkstatt geplant, wo man gemeinsam mit den Flüchtlingen Fahrräder instandsetzen könnte. Außerdem suchen sie für jede Unterkunft einen festen Stamm von Helfern als Paten.
Und nicht zuletzt gehe es den Lotsinnen darum die Einheimischen zu informieren, um ein Terrain der Offenheit, Toleranz und Gastfreundschaft zu schaffen. Dazu seien öffentliche Infoveranstaltungen über die Fluchtländer und -gründe geplant. So sollen mit der Beantwortung von Fragen wie „warum bleiben die eigentlich nicht, wo sie sind“ Ressentiments und Ängste von vornherein ausgeräumt werden. Die Ehrenamtlichen werden gebraucht, denn der Zustrom der Flüchtlinge reist nicht ab. Noch im Januar sollen zehn weitere nach Maintal kommen...
Nähere Infos bei Christine Mayer-Simon, Telefon 0162 / 4133495, und Francesca Pisano-Yilmaz,0176 / 51729479