Das Kleinod für Schnepfen

Die Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz pflegt die Kinzig-Auen. Das Gebiet gilt als Rückzugs- und Rastort für viele seltene Vogelarten. Der Schutz ist möglich mithilfe von Sponsoren und Spendern.
Man muss schon genau hingucken. Am besten mit dem Feldstecher. Wenn in der weitläufigen Ferne der Kinzig-Auen bei Langenselbold ein einzelner Silberreiher stolz dahin schreitet. Erst recht in der derzeit grauen, kahlen und nasskalten End-Januar-Tristesse.
Dennoch hat sich hier ein einzigartiges Biotop, ein Rückzugs- und Rastgefilde für seltene Arten in der feuchten Auenlandschaft gebildet. Und das, – man glaubt es kaum – wo auf der einen Seite die Züge auf einer Haupt-Eisenbahn-Achse rattern, auf der anderen der Verkehr der A 66 rauscht und über Wipfeln, Schilfspitzen und dem Storchenhorst die Flugzeuge im Sinkflug dröhnend Frankfurt ansteuern.
Rückzug und Rast
Etwa sieben bis zehn Hektar hat die Hessische Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie (HGNO), Arbeitskreis Mainz-Kinzig, im sogenannten Landschaftsschutzgebiet Auenverbund Kinzig unter ihre Fittiche genommen. In enger Abstimmung und Kooperation mit den Landwirten, die hier regelmäßig zur Heugewinnung mähen, und den Naturschutzbehörden.
„Es ist ein Rückzugs- und Rastgebiet für viele selten Arten“, erklärt Ralf Sauerbrei, ehrenamtlich für die HGNO aktiv und Doktorand der Biologie an der Universität Gießen. Die HGNO hat dank Mitgliedsbeiträgen, Spenden, Sponsoren sowie der Unterstützung des sogenannten Nature Fund in Wiesbaden Teile der Auenlandschaft erworben, um sie zu hegen und zu pflegen. Auch Hessen Mobil schießt Geld zur Natur- und Artenschutzarbeit der HGNO zu. Ein Teil der Auen sind nämlich Ausgleichsflächen für die Autobahn A 66. Die HGNO-Aktivisten planen etwa zusätzliche Flutgräben in den Hochwasserretentionsflächen, sorgen für das der Jahreszeit angemessene Mulchen der Fläche, sie haben einen Teich mit Kiesinsel anlegen lassen, den Storchenhorst gebaut. „Wir sind ja nicht die, die da regelmäßig selbst Hand anlegen, sondern mehr die Planer“, erklärt Höfler.
Die Schilfflächen bieten etwa der Bekassine, einer seltenen Schnepfenart, geschützten Brutraum. Sie war im vergangenen Jahr „Vogel des Jahres“. Auch der Laubfrosch fühlt sich in der feuchten, in diesen eher nassen Winterwochen fast schon sumpfigen Umgebung wohl. „Als Nahrungsgast wurde hier auch schon der Fischadler beobachtet“, erklärt HGNO-Sprecher Andreas Höfler stolz. „Die Kinzig-Auen sind heute naturnäher als früher.“
Tümpalartiges Schlängeln
In den Wiesen und Auen erkennt man noch, wo die Kinzig einst mäanderte. Ihr ursprünglicher Verlauf ist noch in Fragmenten zu erkennen. Und das ist auch gut so, die tümpelartigen Schlängel sollen unbedingt erhalten bleiben. „Ein großes Problem sind hier die Hundehalter“, befindet Höfler. Bei allem Verständnis für die Verlockungen der großen Freiflächen gibt er zu bedenken, wie sehr Bodenbrüter von freilaufenden Hunden gestört werden. Das sei vielen Hundehaltern gar nicht bewusst. „Der Vogel fliegt auf, traut sich nicht mehr zu seinem Nest zurück, die Eier kühlen aus, oder werden von der Krähe geholt“, erklärt er den Zusammenhang.
Um die eine oder andere Lücke zwischen den von der HGNO-Gruppe gepflegten Flächen zu schließen sollen entsprechende, bislang noch in Privatbesitz befindliche Areale noch erworben werden, erklären die HGNO-Leute. Dazu werden Flächenpaten gesucht.
Mehr Infos auf www.hgon-mkk.de sowie unter Telefon 0175-5909537, oder 0171-1163679.