Kampf gegen Komasaufen

Die Folgen von Alkoholmissbrauch bei Kindern und Jugendlichen nehmen im Main-Kinzig-Kreis immer mehr zu. Vor allem bei Mädchen ist ein akuter Anstieg der Alkoholvergiftungen zu beobachten. Deshalb strebt der Jugend- und Gesundsheitsdezernent eine Vereinbarung zwischen Kreis und Kommunen an.
Komasaufen bis im buchstäblichen Sinne der Arzt kommt: Die Folgen von Alkoholmissbrauch bei Kindern und Jugendlichen nehmen im Main-Kinzig-Kreis immer mehr zu. Und immer mehr minderjährige Frauen und Mädchen betrinken sich bis zur Bewusstlosigkeit.
Deshalb schlägt der Kreisbeigeordnete, Jugend- und Gesundheitsdezernent Mattias Zach (Grüne) Alarm und strebt eine Vereinbarung zwischen dem Kreis und allen Kommunen an, um das Problem in den Griff zu bekommen: Es soll stärker kontrolliert werden, Vorbildfunktionen sollen einen höheren Stellenwert bekommen, Veranstaltern soll genauer auf die Finger geguckt werden.
Die Unterzeichnung der Vereinbarung stehe noch aus, man sei noch in Beratungen und arbeite an den genauen Formulierung. „Es ist jedenfalls mehr als ein Lippenbekenntnis und soll sich ganz konkret auswirken“, ergänzt Kreissprecher John Mewes. Die Vereinbarung müsse verbindlich und konkret umsetzbar formuliert sein, bevor sie unterschriftsreif sei. Den Kommunen soll zudem eine entsprechende Checkliste an die Hand gegeben werden. Morgen soll es ein weiteres Arbeitstreffen dazu geben.
Patienten werden jünger und weiblicher
Zach: „Die Berichte aus den Krankenhäusern fordern zum Handeln auf und bestätigen leider meine bisherigen Argumente: Die Zahl der Alkoholvergiftungen steigt.“ Und die Patienten würden jünger und weiblicher Die Zahlen aus dem Jahr 2012 zeigten einen Anstieg der akuten Alkoholvergiftungen bei Jugendlichen von bis zu 30 Prozent. Sehr deutlich sei der Anstieg bei Mädchen unter 15 Jahren. Hier habe sich der Anteil verdreifacht, bei den älteren Jugendlichen sei der Anteil der Mädchen und Frauen um knapp 50 Prozent gestiegen.
Der Jugend- und Gesundheitsdezernent appelliert an Veranstalter, öffentliche Stellen, aber auch an Familien und Angehörige, das Thema noch stärker ins Blickfeld zu rücken. Denn 125 registrierte Patienten im Alter von zehn bis 20 Jahre seien dramatisch. Und die Dunkelziffer könne deutlich höher liegen.
Wie Zach betont, bedeute jede Alkoholvergiftung eine kritische oder gar lebensbedrohliche Situation mit Kontrollverlust bis zur Bewusstlosigkeit. Die Patienten seien zum Teil ausgekühlt, verletzten sich bei Stürzen und müssten meist intensivmedizinisch versorgt werden.
Dezernent sieht Veranstalter in der Pflicht
Ein Mittel im Kampf gegen Alkoholmissbrauch soll nun die Vereinbarung zwischen den Kommunen und dem Main-Kinzig-Kreis sein, getragen von allen Bürgermeistern und dem Jugend- und Gesundheitsdezernenten. Im vergangenen Sommer hatte Zach mit den Kommunen bereits verabredet, dass die maßgeblichen Bestimmungen zum Jugendschutz vor Ort besser umgesetzt und kontrolliert werden. Darüber hinaus wollen alle Beteiligten vorbeugende Maßnahmen sowie die Vorbildfunktion verstärkt nutzen, um die dramatische Entwicklung zu stoppen.
Der Gesundheitsdezernent sieht vor allem Veranstalter in der Pflicht. So seien Jugendschutzgesetz und Gaststättenverordnung ohne Einschränkungen einzuhalten. Auch müssten Zugangskontrollen und Altersbeschränkungen sorgfältig umgesetzt werden.