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Der Uropa der Brüder Grimm

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Emil Grimm porträtierte seinen Urgroßvater.
Emil Grimm porträtierte seinen Urgroßvater. © H. Geschichtsverein

Peter Gbiorczyk, Dekan im Kirchenkreis Hanau-Land, schreibt über den Hanauer Pfarrer Friedrich Grimm. Er war der Urgroßvater der berühmten Brüder Grimm.

Von Sebastian Meineck

Die meisten Leute denken beim Namen Grimm wohl an die Brüder Jacob und Wilhelm mit ihren Haus- und Kindermärchen und ihrem Deutschen Wörterbuch. Weniger bekannt ist der Urgroßvater der gelehrten Brüder, der im frühen 18. Jahrhundert ein berühmter Hanauer war: Pfarrer Friedrich Grimm.

Peter Gbiorczyk, ehemals Dekan von Hanau-Land, hat Friedrich Grimm viele Jahre der Recherche gewidmet. Er hat in den Archiven der Kirchengemeinden gestöbert und das Leben und Wirken des frommen Grimm nachgezeichnet. Die Ergebnisse von Gbiorczyks Forschung sind nun unter dem Titel „Wirken und Wirkung des reformierten Theologen Friedrich Grimm (1672 – 1748)“ erschienen.

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Gbiorczyk beschreibt Grimm als den „einflussreichsten reformierten Theologen, Pfarrer, Inspektor und Konsistorialrat in der Grafschaft Hanau“. Grimm wurde 1698 dritter Pfarrer in der Hanauer Marienkirche – acht Jahre später wurde er zum ersten Pfarrer berufen. Über vier Jahrzehnte predigte er in Hanau. Und mehr noch: Er verfasste praktische, theologische Schriften und gab ein Gesangbuch und einen Katechismus heraus. Er stand in Kontakt mit Pfarrern und Schulmeistern der Region, und er setzte sich dafür ein, dass auch die Kinder der Ärmeren zur Schule gehen können. „Ich bewundere, wie viele Arbeitsbereiche er hatte“, sagt Gbiorczyk: „Vor allem wenn man bedenkt, dass er alle Orte bis nach Schlüchtern mit der Kutsche bereisen musste.“

Frömmigkeit prägte die Familie

Der viel beschäftigte Theologe war mehrmals verheiratet. Seine erste Frau starb nach der Geburt ihres ersten Sohnes. Mit seiner zweiten Frau, Kuniguna Juliana, hatte Grimm sechs Kinder – einem davon gab er den Namen Friedrich. Friedrich Grimm der Jüngere sollte später der Großvater der Brüder Wilhelm und Jacob werden. Wie sehr der alte Friedrich Grimm mit seiner Frömmigkeit die Familie prägte, berichtet Gbiorczyk im zweiten Teil des Buches. „Ein Porträt von ihm stand sogar in Jacobs Arbeitszimmer“, sagt Gbiorczyk. An vielen Stellen lässt Gbiorczyk seinen Protagonisten und dessen Zeitgenossen selbst zu Wort kommen. Die historischen Schriften und Notizen gibt er originalgetreu wieder – auch wenn das nicht immer leicht zu verstehen ist. „Ich habe eine Freude an der Sprache vergangener Zeiten, das ist wie eine andere Welt“, erklärt er.

Das mit Porträts, Briefen und Zeichnungen illustrierte Buch informiert nicht nur über die Persönlichkeit Friedrich Grimm. Anhand seiner Biographie wird auch die Geschichte der Grafschaft Hanau lebendig – und damit die Geschichte einer Gesellschaft, in der Religion und Kirche das alltägliche Leben bestimmten.

Das Buch über Friedrich Grimm ist nicht Gbiorczyks erster Beitrag über Hanaus Vergangenheit. Vor zwei Jahren veröffentlichte er den mehr als 550 Seiten umfassenden Band über „Die Entwicklung des Landschulwesens in der Grafschaft Hanau von der Reformation bis 1736“. Seit seinem Ruhestand widmet sich der ehemalige Dekan der Forschung: „Ich habe mich 2005 entschieden, nicht mehr zu predigen, sondern zu schreiben.“ Und das nächste Projekt, verrät Gbiorczyk, ist schon in Planung.

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