Schlemmen erlaubt
Die Groß-Auheimerin Heidurn Quintino bietet eine vegane Kochschule an. Der Verzicht auf tierische Produkte erfordert Sachkenntnis. Sonst drohen Mangelerscheinungen.
Kartoffeln, Lauch und allerlei weitere Zutaten liegen in kleinen Vorratsbehältern auf dem Küchentisch bereit. Drum herum stehen Heidrun Quintino und ihre Gäste, alle sind eifrig beschäftigt, die Zutaten zu zerkleinern. „Was ist das denn für ein Kraut?“, fragt Heike Wenzel und zeigt in die Metallschüssel voller grüner Kräuter. Als „Gundermann“ identifiziert es Quintinos Mutter Sigrid Kohler. „Das hätte ich früher als Unkraut bezeichnet“, meint eine der Frauen um den Küchentisch und alle müssen lachen. „Gulasch an Mandelsahne“ wird als Hauptgericht zubereitet. Doch das Gulasch besteht aus getrocknetem Soja und die Sahne stammt nicht von einer Kuh: Bei Heidrun Quintinos Kochschule wird vegan zubereitet.
Tierische Produkte können in vielen Lebensmitteln versteckt sein
"Seit sieben Jahren koche ich nun ohne tierische Produkte", sagt Quintino, "der Impuls ging von meinen Söhnen aus." Schwierig sei die Umstellung gewesen, sagt sie, viele der alten Rezepte ließen sich nicht einfach auf vegan übertragen. Selbst in eigentlich unverdächtigen Lebensmitteln wie Brot oder Sekt können sich tierische Produkte verstecken, erklärt Quintino. Sekt etwa werde oft mit Ei oder Gelatine geklärt und sei deshalb nicht vegan.
Vegane Produkte gibt es inzwischen auch in Supermärkten zu kaufen
Die Gründe für den Verzicht auf tierische Produkte sind unterschiedlich. „Früher ging es hauptsächlich um den Tierschutz, heute steht der Gesundheitsaspekt im Vordergrund“, meint Quintino. Fit würden sie sich fühlen durch vegane Ernährung, sagen die Teilnehmer. In fast jedem Supermarkt gebe es inzwischen vegane Produkte zu kaufen, ein großer Discounter habe erst kürzlich eine Käserei erstanden und werde in absehbarer Zeit veganen Käse anbieten. „Es ist also keine Kunst, an die Zutaten heranzukommen“, sagt Quintino. Während das Sojagulasch scharf angebraten wird, gibt die Regionalgruppenleiterin des Vegetarierbundes Tipps für die Mandelsahne: „Die sollte man vorher abziehen, dann schaut es beim Aufschäumen aus wie echte Sahne.“ Zum Abschluss wird in großer Runde am Wohnzimmertisch gegessen. Schon beim Appetitanreger, den Blätterteigstückchen mit Räuchertofu geht ein genüssliches Raunen durch die Runde. Vegan und deftig müsse sich nicht ausschließen. „Schlemmen ist auch hier erlaubt.“