Neuer Investor, neuer Anlauf
Nach dem Konkurs der Casa Art will nun der Hanauer Steffen Grunwald die denkmalgeschützten Häuser am Kinzigheimer Weg modernisieren. Mehr als 160 Wohnungen könnten danach bezogen werden. Doch es kommt auf das Votum der Politik an.
Der Anblick des baulichen Untergangs in der denkmalgeschützten Siedlung am Kinzigheimer Weg soll sich bald zum Besseren ändern. Der neue Investor Steffen Grunwald wünscht jedoch, dass die Stadtverordneten einer Magistratsvorlage zustimmen, mit der das Quartier den Status „förmliche Sanierungsgebiet“ erhält, um die Finanzierung erleichtern. In dem Sanierungsgebiet in spe läge auch ein ebenfalls unter Schutz stehendes Gebäude mit einem mächtigen Torportal auf dem Hafenplatz. Die Baugesellschaft als Besitzerin dieser Liegenschaft gibt sich hingegen in gebremsten Tatendrang.
„Wenn am Montag die Stadtverordneten der Magistratsvorlage zustimmen, kann bereits im Herbst mit der Sanierung begonnen werden“, sagt Grunwald auf Anfrage. Das wäre der zweite Anlauf, die 13 Häuser mit 164 Wohnungen aus den 1920er Jahren auf dem Karree zwischen Am Kinzigheimer Weg / Annastraße – vis-à-vis des Schwab-Versands – instand zu setzen.
In Jahr 2009 stieß die Baugesellschaft die Immobilien an die Wiesbadener Firma Casa Art ab. Für 6,5 Millionen Euro sollten die zwei- bis dreigeschossigen Häuser auf aktuellen Wohnkomfort gebracht werden. Dazu zählte etwa ein Einbau von Zentralheizungen. Der Konkurs der Casa Art ließ 2011 die begonnen Arbeiten stoppen. Das Objekt kam unter Zwangsverwaltung. Die Casa Art Holding stand zudem bald in den Schlagzeilen wegen Immobilienbetrugs in Millionenhöhe.
Im Sommer erwarb der in Hanau lebende Grunwald, Inhaber der Süd-Ost Invest, das Quartier am Kinzigheimer Weg. Über den Kaufpreis machte er keine Angaben. Für sein Unternehmen ist es das erste Projekt dieser Art. „In dem Objekt steckt ein großes Potenzial“, bemerkt Grunwald. Allein der kurze Weg zum Hauptbahnhof und in die Innenstadt mache die Wohnungen interessant. Er fühlt sich zudem mitgerissen von der „Dynamik, die Hanau momentan an den Tag legt“.
Andere Wohnungen für Mieter
Die einst aufgerufenen Sanierungskosten seien nicht mehr zu halten. Vermutlich werde sich die Summe bei acht Millionen Euro einpendeln. Eine Investition, die sich nur bei steuerlichen Vorteilen rentiere, so Grunwald. Die Voraussetzung hierzu soll mit dem „förmlichen Sanierungsgebiet“ geschaffen werden. Sollten die Stadtverordneten die Vorlage ablehnen, will Grunwald das Vorhaben nicht zu den Akten legen, sondern umdenken, wie er sagt.
Die Süd-Ost Invest wird das Modernisierungskonzept von Casa Art nicht fortsetzen, sondern ein eigenes entwickeln. Bis auf die beiden Häuser, in denen bereits zwei Zwei-Zimmerwohnungen zu großen Wohnungen zusammengelegt worden sind, bleiben die Wohnungen in der Größe und im Grundriss erhalten. Letzterer mit einer Küche, in der auch ein Esstisch Platz finde, entspreche wieder dem Zeitgeist. Grunwald sieht in Hanau eine hohe Nachfrage an Zwei- und Drei-Zimmerwohnungen. Die Größe um die 50 Quadratmeter sei wegen des günstigen Schnitts der Räumlichkeiten kein Nachteil. Grunwald sagt, dass die Wohnungen zu einem durchschnittlichen Preis vermietet werden.
Rund ein Jahr sollen die Bauarbeiten dauern. Den noch rund 30 Mietern im Kinzigheimer Weg will er andere Wohnungen anbieten, gebenenfalls in der Siedlung.
Ungefähr ebenso viele Parteien gibt es noch in den 154 Wohnungen im aus der gleichen Zeit stammenden Block auf dem Hafenplatz. Jens Gottwald, Geschäftsführer der Baugesellschaft, sagt, die Sanierung des Gebäudes sei nicht aus den Augen verloren gegangen. „Zurzeit sind unsere Kräfte stark in andere Projekte gebunden“, erläutert er. Gemeint sind Bauvorhaben in der Innenstadt, etwa das Ostkarree.
Gottwald begrüßt den Plan von Süd-Ost Invest, der aber keine positive Wirkung auf den Hafenplatz ausübe. „Das Gebäude dort liegt auf einer Insel, umgeben von stark befahrenen Straßen und an einer Bahnlinie. Das ist eine schwierige Lage“, so der Geschäftsführer.