Hanau: Stadt plant Einstellungsoffensive
Der Nachholbedarf beim Personal wird durch das Wachstum Hanaus verschärft.
Die Stadt Hanau will 2022 eine „Rekrutierungsoffensive“ starten, um Fachkräfte aus der Region und von außerhalb an sich zu binden. Dazu plant sie nach eigenen Angaben eine Kampagne mit dem Titel „Zukunft in Hanau“. Dabei wolle die Stadt deutlich machen, dass sie eine attraktive Arbeitgeberin sei.
Beim Personal hat Hanau viel Nachholbedarf. Sie ist seit 2007 nach eigenen Angaben um 12 000 Einwohner:innen gewachsen, hat aber kaum zusätzliche Stellen geschaffen: Damals seien es 1116 gewesen, heute würden 1114 Planstellen gezählt. Doch mit dem Wachstum geht ein größerer Arbeitsaufwand einher, etwa bei der Müllabfuhr oder beim Bürgerservice.
Allein für 2022 seien aus verschiedenen Abteilungen 90 neue Stellen angemeldet worden, wovon 30 im Stellenplan berücksichtigt würden, teilt die Stadt auf FR-Anfrage mit. Hinzu kommt, dass in den nächsten fünf Jahren 200 Beschäftigte der Stadt und der Eigenbetriebe altersbedingt ausscheiden. Weitere 67 Mitarbeiter:innen könnten früher als mit 67 in Ruhestand gehen. Zudem sei jedes Jahr mit dem Weggang von 80 bis 100 Beschäftigten zu rechnen, etwa weil sie wechseln wollten.
Die Personalprobleme resultieren aus dem allgemeinen Fachkräftemangel, der harten Konkurrenz im wachsenden Rhein-Main-Gebiet und nicht zuletzt aus Einsparungen beim Personal, die auch aufgrund hoher Schulden und der Teilnahme am „Kommunalen Schutzschirm“ des Landes Hessen griffen. Jahrelang galt in vielen Bereichen eine Stellenbesetzungssperre. Mittlerweile hat Hanau mehrere Haushaltsjahre mit Überschüssen abgeschlossen und mehr Spielraum für Neueinstellungen. Sie auch zu realisieren, ist nicht einfach. „Besonders eng“ sei der Markt in sozialen und technischen Berufen.
Kritik an Belastung
Die Kampagne, die unter anderem im Netz laufen werde, solle zeigen, dass die Stadt ihren Mitarbeitenden eine sichere Perspektive und Entwicklungsmöglichkeiten biete, auch durch die angestrebte Kreisfreiheit. Zu den Vorteilen zählten überdurchschnittliche Sozialleistungen, Jobticket, Homeoffice und flexible Arbeitszeiten.
In den vergangenen Jahren gab es Kritik an der Arbeitsbelastung in bestimmten Bereichen wie den Eigenbetrieben Hanau Infrastruktur Service, der etwa für Entsorgung und Grünflächen zuständig ist, und Hanau Immobilien- und Baumanagement. Ein relativ hoher Krankenstand und auch Kündigungen gehörten zu den Folgen. Gewerkschaftssekretärin Natalie Jopen, bei Verdi zuständig für Kommunen, bestätigt, dass die Belastung in einigen Abteilungen enorm sei. Erschwerend komme hinzu, dass die Belegschaft teils älter sei und wenig Personal nachkomme, was auch an Bezahlstrukturen liege.
Auf die Kritik an den Umständen in besonders beanspruchten Bereichen entgegnet die Stadt, die vergangenen Jahre seien davon geprägt gewesen, Wachstum und notwendige Konsolidierung in Einklang zu bringen und zugleich Steuererhöhungen zu vermeiden. Die Pandemie belaste zusätzlich. Unter diesen Bedingungen hätten die Beschäftigten Herausragendes geleistet. Wachstum und Modernisierung verlangten jetzt aber zwingend zusätzliches Personal.