Neuer Gewerbepark im Hafen

Auf dem 3,5 Hektar großen ehemaligen Cabot-Gelände entsteht der „Thomaidis Gewerbepark Hanau“. Noch offen ist, ob das Areal auch an die Gleise angeschlossen wird.
Die international agierende Spedition Gebr. Thomaidis GmbH wird voraussichtlich bis Ende des Jahres ihren Sitz von Frankfurt nach Hanau verlegen, teilt die Stadt mit. Hierzu wurde auf dem 3,5 Hektar großen ehemaligen Cabot-Gelände an der Josef-Bautz-Straße im Hafengebiet der „Thomaidis Gewerbepark Hanau“ gebaut. Das Gebäude soll nach dem Goldstandard der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen erstellt worden sein. Investor ist die in Luxemburg ansässige Alpha Industrial. Der Standort wird wegen der Anbindung an Straße, Wasser und Schiene gelobt. Ob der Gewerbepark an die unmittelbar vorbeiführenden Gleise angeschlossen wird, scheint jedoch noch in den Sternen zu stehen.
Die Bauarbeiten für die 16 500 Quadratmeter große Halle gehen der Abschlussphase entgegen, heißt es von der Stadt. Die Namensgeberin des Gewerbeparks wird 4000 Quadratmeter mieten. Zurzeit soll das Familienunternehmen auf dem Gelände des Frankfurter Osthafens 1500 Quadratmeter Lagerfläche nutzen. Mangels Möglichkeit zur Expansion beschloss Thomaidis vor rund drei Jahren, sich nach einem neuen Standort umzusehen. Die 1995 gegründete Spedition, mit Sitz in Deutschland und Griechenland sowie einem Standort in Italien, ist auf Transporte von und nach Griechenland spezialisiert. Dabei wird nicht nur auf die Straße gesetzt, sondern ebenso auf die Schiene. Bereits 2015 erklärte Unternehmensgründer Georgios Thomaidis dem Branchenmagazin „eurotransporte.de“, dass eine zunehmende Verlagerung auf die Schiene angestrebt werde.
Als 2018 bekanntwurde, dass die Spedition nach Hanau kommt, war von einer „Logistikanlage mit Bahn-Verladeterminal“ die Rede. Auch im Geschäftsbericht 2019 des Transporteurs wird ein künftiger direkter Bahnanschluss in Hanau vermerkt, nicht zuletzt um den steigenden Dieselpreisen etwas entgegenzusetzen. Die Bahnrampe scheint nun nicht so sicher zu sein. Auf Anfrage der FR teilt Ulrich Wörner, Geschäftsführer der Alpha Industrial, mit: „Die geplante Errichtung eines direkten Schienenterminals befindet sich in der Prüfung.“ Mehr Information gab es nicht. Wie man darüber bei Thomaidis denkt, war auch nach mehreren telefonischen Kontaktversuchen nicht zu erfahren.
Mit dem Spediteur werden zwei Hanauer Firmen in den Gewerbepark ziehen. Die beiden anderen Mieter sind die Essilor, Bearbeitung von Brillengläsern, und der Verpackungskartonagenhersteller Schelling, der mit 8000 Quadratmetern nahezu die halbe Halle belegt. Nach deren Umzug sollen die bisherigen im Umfeld des Hafens liegenden Standorte aufgegeben werden.
Der Grund und Boden, auf dem der Gewerbepark steht, hat eine lange Historie. Einst stellte dort das US-Chemieunternehmen Cabot Ruß her. Die Lage mag in der Nähe zur Dunlop begründet gewesen sein, die das schwarze Pulver für die Reifenproduktion benötigt. Nachdem die Cabot das Werk schloss, erwarb der Main-Kinzig-Kreis das Areal, um dort eine hochumstrittene Müllverschwelungsanlage zu bauen – entsorgungstechnisches Neuland. Per Bürgerentscheid wurde 2002 das vom damaligen Landrat Erich Pipa heftig verteidigte Projekt gestoppt, das Hanau 90 000 Tonnen Müll im Jahr beschert hätte.
Lange hatte es bis zu einer Nachnutzung der Fläche gedauert. Mit dem Gewerbepark kann Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) nunmehr zufrieden feststellen: „Damit erfährt der Hanauer Hafen den größten Entwicklungschub seit langem.“