Hanau: Mordprozess ohne Leiche
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, seinen Vermieter heimtückisch getötet zu haben. Von der Leiche fehlt nach wie vor jede Spur.
In der kommenden Woche beginnt am Landgericht Hanau vor der ersten großen Strafkammer ein spektakulärer Prozess: Die Staatsanwaltschaft wirft dem 1963 geborenen Angeklagten aus dem Raum Büdingen vor, am 21. Januar dieses Jahres einen 79-jährigen Frankfurter heimtückisch getötet zu haben.
Der Verdächtige soll die Tat nach Angaben des Gerichts in einem Werkstattgebäude begangen haben, das er von dem Opfer gemietet hatte. Zuvor habe es jahrelang immer wieder Auseinandersetzungen und auch Rechtsstreitigkeiten um das Mietverhältnis und Zahlungsrückstände gegeben. An jenem Tag im Januar sollen sie heftig miteinander gestritten haben.
Darüber hinaus soll der Angeklagte, für den die Unschuldsvermutung gilt, Waffen ohne Erlaubnis besessen haben.
Blutspur am Handy
Wo sich der Leichnam des Geschäftsmannes befindet, ist bis heute unklar, obwohl die Polizei im März mit einem Großaufgebot unter anderem zwei Waldstücke zwischen Hammersbach-Langenbergheim (Main-Kinzig-Kreis) und Büdingen-Eckertshausen (Wetteraukreis) mit Leichenspürhunden durchsuchte. Zu diesem Zeitpunkt gingen die Ermittler offenbar schon davon aus, dass der Frankfurter, dessen Familie eine hohe Belohnung für Hinweise ausgesetzt hatte, nicht mehr am Leben war.
Der Getötete war zunächst als vermisst gemeldet worden, woraufhin intensive Ermittlungen folgten. Eine Arbeitsgruppe mit dem Namen „AG Cayenne“ wurde gebildet. Der Wagen des Vermissten, ein schwarzer Porsche Cayenne mit Münchner Kennzeichen, war am 22. Januar in der Nähe des Bahnhofs von Maintal-Bischofsheim gefunden worden.
In dem Auto befanden sich Kleidungsstücke des Mannes und sein Portemonnaie mit mehreren hundert Euro. Einige Meter weiter wurde ein Handy entdeckt, an dem Blut des 79-Jährigen haftete, wie eine kriminaltechnische Untersuchung ergab.
Am Tag seines Verschwindens wollte er zu dem Areal in Hammersbach fahren. Dort hatte er eigene Autos abgestellt und pflegte sie in seiner Freizeit. Einen Teil des Geländes vermietete er an den Angeklagten. Ende Februar nahm ihn die Polizei nach einer Durchsuchung der Werkstatt fest, wegen dringenden Tatverdachts des Totschlags. Im Sommer erhob die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Mordes.
Die Hauptverhandlung beginnt am kommenden Donnerstag, 11. November, um 9.30 Uhr in Saal 215 A des Landgerichts. Die Schwurgerichtskammer hat zunächst insgesamt zehn Termine bis zum 13. Januar 2022 festgelegt.