Figuren sollen erinnern

Anne-Frank-Schule mit künstlerischem Projekt zu Kinderrechten und Demokratie. Was Mädchen und Jungen einfordern dürfen, will die Schule nicht schmalbandig vermittelt.
Am Zaun der Anne-Frank-Schule prangen seit kurzem lebensgroße weiße Figuren, übersät mit zahllosen bunten Abdrücken von zumeist kleinen Händen samt Vorname der dazugehörigen Person. Es soll mehr sein als eine Aktion zum heutigen Weltkindertag. Die zweidimensionalen Figuren aus wetterfesten Platten werben mit einer tiefgreifenden Botschaft, für zehn Kinderrechte, etwa dem Recht auf Familie oder auf Gesundheit.
Was selbstverständlich klingt, muss auch hierzulande täglich eingefordert werden, heißt es aus der Grundschule, die sich vor drei Jahren dem hessischen Modellschulnetzwerk Kinderrechte und Demokratie angeschlossen hat. Was zum Schutz von Mädchen und Jungen unverhandelbar ist, wurde nun unter künstlerischer Begleitung im Projekt „Mensch ist Mensch - Was heißt das für uns Kinder?“ umgesetzt.
„Das Thema Kinderrechte ergibt sich für die Schule bereits aus ihrem Namen“, sagt Rektorin Katja Wecker. Projekttage zu Anne Frank sind fester Bestandteil des Lehrplans, heißt es. „An dem Schicksal der jungen Anne Frank lassen sich auch Kinderrechte sehr gut vermitteln“, sagt Wecker. Was Kinder einfordern dürfen, wird jedoch nicht schmalbandig vermittelt. Es geht um demokratische Werte wie Gleichberechtigung, Teilhabe und Akzeptanz, heißt es. Die meisten Kinder der Anne-Frank-Schule haben einen Migrationshintergrund und kommen aus vielen Kulturen und einem anderen Verständnis von einem Miteinanderer, heißt es.
Das Projekt
Von Mitte Mai bis Ende Juni wurde das Vorhaben umgesetzt.
Der Verein Makista (Macht stark für Demokratie) begleitete das Projekt.
Finanziert wurde es aus dem „Bundesprogramm Demokratie leben!“.
Die Anne-Frank-Grundschule mit ihren 278 Schülern gehört seit 2018 dem hessischen Modellschulnetzwerk für Kinderrechte und Demokratie an. sun
www.makista.de
Über die Netzwerktreffen, in denen Schulen ihre Projekte vorstellen, wurde Schulsozialarbeiterin Ilona Ostheim auf die Arbeit im südhessischen Langen aufmerksam. Die Erfahrung dort wurde zu einer Blaupause für die Anne-Frank-Schule. Neben dem Kinderrechteprojekt wurde im vergangenen Jahr auch ein Schulparlament geschaffen. Debattiert wurde etwa die Anschaffung eines Schulhundes. Da laut Wecker die Frage nach der Obhut des Tieres während der Ferien nicht geklärt werden konnte, sei beschlossen worden: Jede Klasse soll selbst entscheiden, ob sie ein Tier haben möchte. Das Ergebnis stehe für eine verantwortungsbewussten Entscheidung, heißt es.
Für die gestalterische Umsetzung der Kinderrechte wurde die Hanauer Künstlerin Sanja Zivo engagiert, die mehrfache Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen hat. Die thematische Begleitung erfolgte durch den Verein Makista.
Zivo stellte einen künstlerischen und pädagogischen Anspruch. Die Künstlerin ließ das Geforderte über mehrere Schritte sich entwickeln, etwa mit einer ersten Ideensammlung und Skizzen. „Wenn Kinder etwas selber machen, verinnerlichen sie es mehr“, sagt sie. Doch noch wichtiger sei, dass die „Kinder sehen, welche Fähigkeiten in ihnen stecken“, sagt Zivo.
Rund 30 Mädchen und Jungen aus den Klassen 2 bis 4 zählten zum harten Kern des Projektes, bei dem sich auch Eltern einbrachten. In der finalen Phase übertrug Zivo die Entwürfe von DIN-A3 auf die großformatigen Platten. Wie viele der Figuren Frauen und Männer darstellen, sei demokratisch abgestimmt worden.
Damit das über viele Stunden Erarbeitete immer im Blick ist, sollen die Figuren - mal stehend, mal hüpfend - an der Freigerichtstraße dauerhaft bleiben. Entwürfe zu den Bilder auf den Tafel hängen zudem in den Klassen. Wecker erzählt, ein Schüler habe aus Begeisterung einen Zettel mit den zehn Kinderrechten an heimischen Kühlschranktür fixiert. Der Vater habe jedoch gemeint, dass diese Liste nicht zu Hause, sondern nur in der Schule gelte.