Ausstellung in Hanau: Ein Goldschmied und Philosoph

Eine aktuelle Schau zeigt mehr als Werke des renommierten Künstlers Bruno Martinazzi.
Details von Auge, Fuß oder Hand, wie in dem 1969 gefertigten „Goldfinger“, prägen die Kunst von Bruno Martinazzi. Immer wieder tauchen Körperfragmente auf. So markant gestaltet, dass sie im Gedächtnis bleiben. Sie dienen nicht nur als Schmuck, sondern – wie von Martinazzi beabsichtigt, der Ästhetik und Philosophie, Schönheit und Geist vereinen wollte – auch als metaphorisches Zeichen: Als Pars pro toto sollen sie das große Ganze symbolisieren, die Schöpfung, „Werden und Vergehen“, wobei der Mensch stets im Zentrum steht.
Der Goldschmied und Bildhauer Martinazzi war auch ein Philosoph. Das zeigt eine aktuelle Ausstellung im Deutschen Goldschmiedehaus Hanau mit mehr als 100 Objekten, darunter noch nie gezeigten aus dem Turiner Archivio Martinazzi. Darüber hinaus ist in einem Film zu sehen, wie der 2018 verstorbene Künstler arbeitete. Und im Netz auf martinazzi.goldschmiedehaus.com erzählen Wegbegleiter:innen, was ihn ausmachte.
Die Ausstellung
Noch bis 13. Februar 2022 ist die Schau „Ein Künstlerphilosoph im Schmuck“ im Deutschen Goldschmiedehaus Hanau, Altstädter Markt 6, zu sehen, dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr. Sie präsentiert mehr als 100 Objekte des 1923 in Turin geborenen und 2018 in Ansedonia verstorbenen Goldschmieds und Bildhauers Bruno Martinazzi.
Es gelten die 2G-Regeln. Am 31. Dezember und 1. Januar ist das Goldchmiedehaus geschlossen. gha
www.goldchmiedehaus.com
Für Fritz Falk, den früheren Leiter des Schmuckmuseums Pforzheim, war Bruno Martinazzi ein Humanist, der dem Ideal des Renaissancemenschen verpflichtet war.
Als Schmuckkünstler erlangte Martinazzi internationales Renommee, wurde vielfach ausgezeichnet, etwa mit dem Bayerischen Staatspreis und dem Ehrenring der Gesellschaft für Goldschmiedekunst. Seine Werke werden beispielsweise im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe, im Museum of Arts and Design in New York sowie im Victoria and Albert Museum in London ausgestellt.
Dabei interessierte sich der in eine angesehene Familie hineingeborene Martinazzi zunächst gar nicht besonders für Schmuck, sondern eher für Musik, Malerei und Literatur. Auch beruflich schlug er zunächst einen anderen Weg ein: Nach dem Studium der Chemie arbeitete er in der Textilbranche.
Über Literatur kam Bruno Martinazzi zur Kunst und zum Schmuck, wobei er sich neben abstrakten Kunstrichtungen von den Gedanken von Platon, Dante, T. S. Eliot und Kant beeinflussen ließ. Ellen Maurer Zilioli – Kuratorin der sehenswerten Ausstellung und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Archivio Martinazzi – hat unter anderem herausgearbeitet, wie der Künstler in seiner Haltung Antike und Moderne, Humanismus und kritische Ethik verschmolz und wie seine oft mit aphoristischen Zitaten wie „Kaos“ versehenen Schmuckstücke dies veranschaulichen sollten.