Bei Veritas in Gelnhausen droht ein harter Stellenabbau
Dem Automobilzulieferer macht ein erheblicher Umsatzeinbruch zu schaffen.
Die Mitteilung des Konzerns bleibt ziemlich vage, lässt aber erahnen, wie ernst die Lage ist und wie massiv die Einschnitte sein könnten: Nicht nur der Einbruch im Dieselgeschäft mit stark rückläufigen Verkaufszahlen sowie der Umbruch in der Automobilbranche hätten sich negativ auf die Geschäfte der Poppe-Veritas-Gruppe ausgewirkt. Auch die schwächere Konjunktur mache dem Unternehmen zu schaffen. Es gehe um nicht weniger als „die Liquidität im Jahr 2019“ und die Zukunft nachhaltig zu sichern. Deshalb bereite der Vorstand gerade ein „umfangreiches Restrukturierungsprogramm“ vor.
Die Poppe-Veritas-Gruppe ist ein weltweit tätiger Automobilzulieferer mit insgesamt etwa 5000 Mitarbeitern an 15 Standorten. Der 1949 gegründete Teilkonzern Veritas hat seinen Stammsitz in Gelnhausen, wo circa 1700 Beschäftigte arbeiten, davon 200 Leiharbeiter. Das Unternehmen versorgt die Branche beispielsweise mit Dichtungen, Einfüll- und Kühlsystemen und Partikelfiltern.
Viele Firmen aus der Automobilbranche sähen sich gezwungen, die Kosten „deutlich“ zu senken, sagt der Vorstandsvorsitzende Hans-Jürgen Titz. Auch seine Gruppe müsse die „bestehenden Kapazitäten den aktuellen Umsatzrückgängen anpassen“. Über die Konsequenzen werden die Gelnhäuser Mitarbeiter seit gestern in Versammlungen informiert. Derzeit würden an allen Standorten konkrete Maßnahmen festgelegt, die ab Mai greifen sollen. Es ist davon auszugehen, dass ein harter Stellenabbau droht.
Wie groß dieser sein wird, war bislang nicht zu erfahren. Eine Anfrage der FR, auch zur Höhe der Verluste, beantwortete Veritas am Mittwoch nicht, kündigte aber eine Stellungnahme für Donnerstag an.
Für die Poppe-Veritas Holding ist im Bundesanzeiger kein aktueller Jahresabschluss einsehbar. Dort steht lediglich, die Gruppe mache von ihrem Recht Gebrauch, sich von der Offenlegung befreien zu lassen.
Veritas: Neue Ausrichtung soll Abwärtstrend stoppen
Den Abwärtstrend stoppen soll eine neue Ausrichtung. Andreas Zipser, der die Sparte Forschung und Entwicklung leitet, erklärt dazu: „Konkret bearbeiten wir derzeit diverse Anfragen unter anderem für Anwendungen im Bereich des Elektroantriebs und im Bereich Brennstoffzelle“. Die Veritas-Poppe-Gruppe sehen in beiden Bereichen „sehr gute Chancen und Perspektiven“.
Ende 2018 hat der Konzern sein Konzept nach eigenen Angaben überarbeitet, um die Wettbewerbsfähigkeit langfristig sicherzustellen. Ziel sei es, die Abhängigkeit von Aufträgen für den Verbrennungsmotor und Dieselantrieb zu reduzieren. Insider sagen, die Schritte hätten früher erfolgen müssen. Der Konzern habe sich zu stark auf Diesel konzentriert. Die Krise könnte auch für die Stadt Gelnhausen erhebliche Folgen haben, da Veritas nicht nur als Arbeitgeber, sondern auch als Gewerbesteuerzahler essenziell ist. Nun könnte die Kreisstadt vor einer hohen Rückzahlung stehen.
Osman Ulusoy, Vize-Vorsitzender bei der IG BCE Hessen-Thüringen und im Veritas-Aufsichtsrat, hält sich mit Aussagen weitgehend zurück, erklärt aber: „Es gibt derzeit größere Schwierigkeiten – vor allem wegen Dieselgate“. Die Konsequenzen stünden noch nicht fest. Beim Abbau, so der Gewerkschafter, sei „das letzte Wort nicht gesprochen. Wir werden um jede Stelle kämpfen.“