2000 Fichten müssen fallen

Wegen Schäden durch Dürre und Borkenkäfer muss in Gründau gerodet werden.
Immer wieder rollten in den vergangenen Wochen schwere Harvester durch den Forst der Gemeinde Gründau und fällten wie im Akkord Bäume, schnitten die Äste ab und das geerntete Holz zurecht. Rund 2000 Fichten standen auf der Liste der Arbeiter, die am Steuer der Maschinen saßen. Eine Fläche, die ungefähr so groß ist wie drei Fußballfelder. Bürger haben sich nun beschwert und von einem unverantwortlichen Kahlschlag gesprochen.
Christian Schaefer, Leiter des zuständigen Forstamts Hanau-Wolfgang, widerspricht entschieden: „Wir hatten keine Wahl“, sagt Schaefer. Denn der gesamte Bestand der etwa 60 Jahre alten Fichten in Mittel-Gründau sei vom Borkenkäfer befallen und abgestorben. Der Fichte, die ohnehin ein empfindlicher Baum ist, hat die Dürre der vergangenen Monate schwer zu schaffen gemacht. „Wir hatten seit März keinen nennenswerten Niederschlag. Dadurch waren die Bäume geschwächt und konnten sich nicht gegen die Angriffe des Borkenkäfers wehren.“
Fichten verteidigen sich dagegen normalerweise, indem sie Harz produzieren. Doch dazu fehlte ihnen das Wasser, da half auch der gute Boden in Gründau nicht. Die Käfer konnten unter die Rinde gelangen, ihre Eier ablegen und sich stark vermehren. Haupttäter sei der Buchdrucker, so Schaefer. Die Borkenkäfer-Art wird so genannt, weil ihre Larvengänge an Lettern erinnern.
Laut Schaefer legt ein Weibchen 50 bis 60 Eier, was zu einer rasanten Vermehrung führt – gerade, wenn es warm ist. Weil das im vergangenen Jahr länger als sonst der Fall war, bis tief in den Herbst hinein, konnten die Käfer ausfliegen, neue Brutstätten erschließen und dadurch mehrere Generationen bilden. Damit nach dem Winter, wenn die Temperaturen wieder auf gut 15 Grad steigen, nicht weitere nachkommen und sich der Käfer noch mehr ausbreitet, gebe es im Prinzip nur ein Mittel: „Die betroffenen Bäume müssen schnell aus dem Wald entfernt werden.“
Doch der Abtransport verzögert sich, weil der Holzmarkt „völlig übersättigt“ sei, was sich auch im Preis widerspiegele. Für die Fichten aus Gründau lassen sich nach Angaben von Schaefer derzeit um die 50 Euro pro Kubikmeter erzielen; normalerweise seien es etwa 90 Euro.
Der starke Befall mit den entsprechenden Konsequenzen zeigt sich auch an vielen anderen Stellen in Hessen. Bei Merzhausen im Hochtaunuskreis etwa musste auf einer 2,5 Hektar großen Fläche ebenfalls der gesamte Fichtenbestand gefällt werden.
In Mittelgründau werden nach der Rodung Eichen und Douglasien gepflanzt, die ein trockeneres Klima besser vertragen. Das Land fördert das teure Pflanzen von Eichen finanziell.
„Der Klimawandel wird in Gründau und andernorts klar sichtbar. Das Risiko für bestimmte Baumarten steigt deutlich“, warnt der Forstamtsleiter. Wenn mehrere Dürreperioden aufeinanderfolgten, könnte bald die Buche gefährdet sein. „Im Juni werden wir sehen, wie gut sie den vergangenen Sommer überstanden hat.“